Schauspieler küssen anders (German Edition)
Hundert“, sagte ich und grinste.
Sie grinste zurück, aber der lauernde Ausdruck in ihren Augen blieb.
Ich wurde noch weiter ausgequetscht. Billy war es, der schnell merkte, dass meine Antworten immer einsilbiger wurden und er lenkte vom Thema ab, indem er von seinem Abschluss und seinen Plänen für ein Studium sprach.
„Was möchtest du studieren?“, fragte ich ihn neugierig.
Er wurde ein wenig rot. „Theater, Film und Fernsehen.“
„Das ist toll, Billy. Hast du dich schon irgendwo beworben?“
„Das ist absoluter Blödsinn“, fauchte hinter uns eine Stimme. Lucas war eingetreten. Ich hatte meinen Schwager schon länger nicht mehr gesehen. Er sah nicht gut aus. Er hatte in den letzten fünf Monaten mindestens zehn Kilo zugenommen, sein Gesicht wirkte rot und aufgedunsen und er schwitzte. Man sah es nicht nur auf seiner Stirn und unter seinen Achseln, man roch es auch.
„Er sollte besser was Anständiges lernen. Ein solides Handwerk. Er könnte die Werkstatt übernehmen, sich ins gemachte Nest setzen. Stattdessen rennt er irgendwelchen Flausen hinterher.“
Es war mucksmäuschenstill im Raum. Billy sah seinen Vater feindselig an, alle anderen blickten betreten zu Boden oder an die Wand.
Abrupt stand Billy auf und ging hinaus. Lauren folgte ihm langsam. Wenig später auch die anderen drei.
„Das war absolut unnötig, Lucas“, sagte Melanie in scharfem Tonfall. Natürlich mischte jetzt auch ihre Schwiegermutter mit. „Lucas hat Recht. Solche Hirngespinste solltest du nicht noch unterstützen.“
Melanies Blick war so scharf wie ein japanisches Küchenmesser. „Hast du wieder getrunken, Lucas?“
Nancy zuckte zusammen, als hätte Melanie sie geschlagen. Tatsächlich aber schien das alle zu beruhigen. Lucas nahm mich zum ersten Mal wahr.
„Oh, hallo Lisa“, sagte er ein wenig unsicher. Er betrachtete mich genauer und seine Augen weiteten sich. „Wow, du siehst toll aus. Wie geht es dir? Alles gut überstanden?“
Lucas gehörte zu der Sorte Mann, die nicht mit kranken Menschen umgehen konnten. Er hatte mich nach der OP vor fünf Monaten einmal kurz zu Hause besucht und seither nicht mehr gesehen.
„Danke“, sagte ich spröde. Lucas war nett und lieb, aber ich hatte mich schon immer gefragt, was Melanie an ihm fand. Jetzt fragte ich mich das mehr denn je. Allerdings lag meine Messlatte auch höher denn je und ich schämte mich sofort. Lucas war ehrlich, hatte Melanie immer angehimmelt und ich war mir sicher, er hatte sie nie betrogen, ja, nie daran gedacht.
Das war wesentlich mehr, als viele andere Frauen hatten.
Lucas verzog sich bald wieder in seine Werkstatt und seine Mutter Nancy verabschiedete sich. Billy und seine Freunde tauchten nicht wieder auf, stattdessen hörten wir ein gedämpftes Pochen wie von einem zu lauten Bass.
Melanie, Dad, Mum und ich saßen allein und ich musste noch mehr von meiner Arbeit erzählen. Ich erzählte von David.
„Wieso wunderst du dich?“, fragte Melanie erstaunt.
„Himmel, ich habe immer gedacht, wir seien nur Freunde“, erklärte ich seufzend. „Was soll ich jetzt machen? Er hat mir auch ein neues Projekt angeboten.“
Meine Familie sah mich ehrfürchtig an.
„Annehmen“, sagte Melanie unumwunden.
„Aber was tue ich, wenn er mehr will?“
„Weshalb solltest du ihn abweisen? Du bist allein, er ist allein, er ist attraktiv, er ist erfolgreich, niemand hindert euch.“ Melanie konnte ja nicht wissen, dass ich nicht mehr allein war.
„Das kann ich nicht“, sagte ich leise aber bestimmt. „So empfinde ich nicht für ihn.“
„Mein Gott, ist Robert Faulkner süß! Billy hat mir gerade das T-Shirt gezeigt. “
Wir machten alle vor Schreck einen Satz in die Höhe. Ich glaube, sogar mein Vater in seinem Rollstuhl. Meine Schwester Stephanie stand in der Tür. Umwerfend schön, superchic gestylt und mit ihrem bezaubernden Lächeln. Wie immer.
„Er hasst es, süß genannt zu werden“, sagte ich ohne zu überlegen.
Alle starrten mich mit offenem Mund an.
„Ich meine … mir ist das mal rausgerutscht … er …“, stotterte ich. Lisa, halt die Klappe!
„Kannst du mich ihm vorstellen?“ Stephanie hüpfte genauso auf und ab wie vorhin die sechzehnjährige Kylie.
„Auf gar keinen Fall, wenn du dich so benimmst“, sagte Mum trocken.
Sofort stellte sie ihr Hüpfen ein. „Setz dich hin und erzähl uns, warum du so spät bist.“
„Lisa soll lieber mehr von Robert Faulkner erzählen“, forderte Stephanie und lächelte mich mit
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