Schauspieler küssen anders (German Edition)
„Nein. Aber ehrlich gesagt, war Robert heute einfach zu angespannt. Was war los mit dir?“
Robert zuckte die Schultern und verzog wieder sein Gesicht zu einer schmerzhaften Grimasse. Rachel zog den falschen Schluss.
„Oh, klar. Die Bewegungen haben dir wehgetan. Ich habe eine Salbe, die ich verwende, wenn ich mal vom Pferd falle. Die hilft wirklich gut. Ich bring sie dir gleich. Jetzt muss ich los zur Maske.“ Sie verschwand und wir waren allein.
Ich trank einen weiteren Schluck Whiskey. „Was stimmte nicht mit der Szene? Ist es wirklich nur wegen der Schulter?“
Robert sah mich an. „Ich kann nicht so was drehen, wenn du im Hintergrund stehst und ich eigentlich dich küssen will. Ich fühle mich dabei, als würde ich dich betrügen.“
Ich war perplex – und geschmeichelt.
„Robert, das ist …“
„Sag jetzt nicht süß. Du weißt, was sonst passiert“, warnte er mich.
Ich zog eine Grimasse. „Ich wollte Unsinn sagen! Du bist Schauspieler. Ich werde nicht eifersüchtig, wenn du so was drehst und gut hundert Leute dabei um dich rumstehen. Mach dir keine Gedanken, du würdest mich damit betrügen. Ich bin höchstens neidisch auf Rachels unglaubliche Figur.“
Er lachte leise. „Ach, Sonne. Was du wieder redest. Dir macht das wirklich nichts aus?“
„Nein. Dir?“
„Ja. Ich finde es enorm schwierig. Du weißt, ich mag solche Szenen grundsätzlich nicht.“
„Ich bin gleich weg.“
„So war das nicht gemeint.“
Ich lächelte ihn an. „Ich weiß. Aber ich finde, du solltest dich wirklich auf deine Arbeit konzentrieren. Ich möchte außerdem keine weitere Aufmerksamkeit erregen.“
Ich trank meinen letzten Schluck Whiskey und stand auf. „Ich muss zu meiner Baustelle. Bis heute Abend.“
„Wie soll ich das überstehen?“, fragte Robert schelmisch.
„Wenn du Rachel küsst, stell dir vor, ich wär es.“
Dann ging ich.
Alec holte mich abends pünktlich um sieben Uhr ab.
„Du siehst gut aus“, sagte er. Er wirkte betroffen.
„Danke. Du auch“, log ich. Er war viel zu dünn.
Er nahm nicht meine Hand, hielt mir aber die Beifahrertür seines Autos auf.
„Donnerwetter, hast du extra für mich das Auto gewienert?“, fragte ich irritiert. Alec hatte nicht viel mit Autos am Hut. Sie mussten fahren und die Klimaanlage musste funktionieren. Er legte keinen besonderen Wert auf Pflege. Kaugummipapierchen oder Coladosen konnten schon mal wochenlang darin rumfliegen. Diesmal war alles blitzeblank aufgeräumt, gesaugt und es roch nach Cockpit-Spray.
Alec wurde ein wenig rot.
Er schwieg bis zum Restaurant. Und auch da fragte er, wie es mir ginge, wie es bei der Arbeit lief, erzählte von seiner neuen Anstellung.
Er fragte nach meinen Eltern und Geschwistern und erzählte mir von seiner Mutter.
Ich hatte ihn noch nie so viel plaudern hören. Und ich wusste genau, dass er um irgendetwas herumredete. Entweder wollte er etwas über Robert wissen oder mich. Ich gab ihm keine Hilfe. Endlich, zwei Stunden später, beim Espresso, kam er zum Punkt.
„Ich kann es immer noch nicht fassen“, sagte er. „Du und Robert Faulkner. Ich wusste gar nicht, dass du für ihn schwärmst.“
Ich verkniff mir ein Grinsen. „Habe ich nicht. Zumindest bis jetzt.“
„Aber, wie … ich glaube schon, dass viele Frauen ihn attraktiv finden … vor allem kleine Mädchen.“
Aha, er ging zum Angriff über.
„Nicht nur kleine Mädchen finden ihn attraktiv. Meine Schwester war hin und weg, als sie ihn kennenlernte.“
„Bei Stephanie wundert mich das nicht“, sagte Alec. Trotz des mürrischen Tonfalls hörte ich die übliche Nachsicht, die er immer für meine kleine Schwester empfunden hatte.
„Findest du ihn nicht zu jung?“
„Nein“, sagte ich knapp.
„Ich weiß, es geht mich eigentlich nichts mehr an …“, begann er.
Ich schnitt ihm das Wort ab. „Du hast recht. Es geht dich nichts mehr an. Also bitte lass es.“ Ich trank den letzten Schluck Espresso. „Ich möchte nach Hause.“
Alecs Hand wanderte über den Tisch und legte sich auf meine.
„Lisa, ich wollte dich eigentlich etwas fragen“, sagte er langsam.
Oje, dachte ich und sagte schnell: „Ich muss morgen früh zur Arbeit. Würdest du mich bitte nach Hause bringen?“
„Bitte hör mir doch zu. Ich möchte dich …“
„Alec!“, unterbrach ich ihn barsch. „Sag es nicht. Lass uns den Abend hier beenden und weiterhin Freunde sein. Wenn du jetzt irgendetwas anderes sagst, wäre auch unsere Freundschaft vorbei. Das
Weitere Kostenlose Bücher