Schauspieler küssen anders (German Edition)
wurde gekichert.
„David, das ist schon abgeschminkt“, verteidigte sich Henry.
„Dann muss noch mehr drauf“, widersprach David. „Dieser Fleck leuchtet bis San Francisco. Wo hast du dir das geholt, Herrgott noch mal?“
Robert zuckte die Schultern und zog sofort eine Grimasse. Es schmerzte anscheinend heftig. „Heute Morgen bin ich gegen den Türrahmen gefallen.“
„Du sollst außerhalb des Sets keine Stunts machen.“
Robert grinste entschuldigend. Er mied meinen Blick.
Ich biss mir auf die Lippen und war froh über meine üppigen Haare, die meine Beule auf der Kopfhaut verdeckten – und dass Luis am Strand geblieben war und nicht eins und eins zusammenzählen konnte. So langsam er auch manchmal arbeiten mochte, so schnell funktionierte gewöhnlich sein Verstand.
Nachdem Roberts Schulter präpariert und wiederhergestellt war, sollte die Szene fertiggedreht werden. Ich fühlte Roberts Anspannung, auch wenn sonst niemand etwas zu merken schien.
Zumindest kaum jemand. David war äußerst unzufrieden mit seinen Küssen. Seine Brille rutschte immer mehr. Es wurde wiederholt. Und wiederholt. Und wiederholt.
Ich fragte mich, warum ich hier war. Immerhin brauchte mich hier kein Mensch. Die Kulisse war in meinen Augen gut.
„Himmel, Lisa, sag du mal was!“, rief auf einmal David und sprang von seinem Stuhl auf.
Ich sah ihn verdutzt an. Ich und vierzig andere Personen, einschließlich Rachel und Robert.
„Äh, die Gardine hängt ein wenig schief.“
Rundherum prusteten alle los.
„Zum Teufel, das meine ich nicht!“
„Und was soll ich sagen?“, fragte ich.
„Was machen die beiden falsch? Wieso klappt es nicht? Es klappt doch sonst immer!“
Meine Güte, war das jetzt meine Aufgabe?
„Woher soll ich das wissen, David?“, fragte ich und diesmal ließ ich den Unmut in meiner Stimme durchklingen.
„Du hast doch Geschmack“, sagte David die Hände ringend. „Du bist eine Frau. Worauf achten Frauen bei solchen Szenen? Erklär es ihnen.“
Ich stand auf und sah David und dann Rachel und Robert an. „Ich bin geschieden. Ich glaube nicht, dass ich ein guter Ratgeber wäre.“
Einige aus der Crew kicherten.
„Das hier hat wohl schwerlich was mit deiner Scheidung zu tun“, sagte David wütend.
„Mit meiner Arbeit hier auch nichts. Ich werde mich hüten den beiden irgendetwas zu sagen. Ich bin Production Designer und eine Newcomerin, schon vergessen? Sie sind Profis. Sie wissen genau, was sie zu tun haben. Ich bin hier überflüssig. Die Gardine kann so bleiben.“
Ich drehte mich um und ging, ohne einen Blick zurückzuwerfen aus der Halle. Hoffentlich hatte Paul vom Catering ein paar Oliven – und einen Whiskey.
Paul hatte mitleidig gegrinst, mir eine extra große Portion überreicht und dann aus seinem heimlichen Vorrat einen Flachmann hervorgekramt – mit einem wunderbaren irischen Single Malt.
Ich saß nur zehn Minuten allein, als die gesamte Crew vom Set die Cafeteria betrat. Ein jeder suchte einen Grund, um an meinem Tisch vorbeizukommen und mir zuzuschmunzeln oder Hallo zu sagen.
Zumindest so lange, bis Robert und Rachel auftauchten, in legere Klamotten gekleidet. Robert steuerte ganz automatisch auf mich zu, aber zu meiner Überraschung folgte ihm Rachel.
Beide grinsten breit, als sie sich mir gegenüber an den Tisch setzten.
Ich stellte meine Schüssel mit Oliven in die Mitte und bot beiden an.
Robert griff direkt zu.
„Wir haben uns zwar noch nicht richtig kennengelernt“, sagte Rachel und lächelte mich aufrichtig an, „aber ich habe die größte Hochachtung vor Ihnen. Es haben sich noch nicht viele getraut, einem David Garth zu widersprechen.“
Ich nippte an meinem Whiskey und lächelte.
Robert schnupperte. „Was hast du da?“ Er nahm mir das Glas aus der Hand. „Du trinkst starken Alkohol?“
Ich hob eine Schulter und nahm mir das Glas zurück. „Wisst ihr zufällig, was das sollte?“
Rachel warf Robert einen ungläubigen Blick zu. Das irritierte mich.
Robert schmunzelte und Rachel sah mich weiterhin groß an. „Wenn ich tippen sollte, würde ich behaupten, David wollte wissen, ob Sie und Rob was miteinander haben. Mit der Vorführung unserer Liebesszene wollte er wissen, wie Sie reagieren. Eifersüchtig, gekränkt oder neutral.“
Ich hatte es geahnt. „Habe ich falsch reagiert?“
Die beiden brachen in lautes Lachen aus.
Ich funkelte sie wütend an. „Meine Güte, es ist ja nicht das erste Mal, dass ihr so was macht.“
Rachel grinste breit.
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