Schauspieler küssen anders (German Edition)
Menschen, die sich dort knubbelten, johlten alle aufgeregt in Richtung des Palastes, der im Hintergrund zu sehen war.
Als würde urplötzlich eine Schießerei stattfinden, begannen alle zu schreien und zu kreischen.
Ich sah mich erschrocken nach den einfallenden Scharfschützen um, ehe mir aufging, dass auf dem Balkon des Palastes jemand erschienen war und der lärmenden Menge freundlich zuwinkte.
Es dauerte weitere drei Minuten, ehe mir aufging, dass es Robert war, der dort oben von unserem Hotel aus winkte.
Ich fühlte mich, als würde mir jemand in den Magen boxen. Die Ellen-deGeneres-Show damals im Fernsehen war nichts im Vergleich zu dem jetzigen Gefühl.
„Madame, avez-vous besoin de l’aide? »
Eine Politesse sah mich mitfühlend an. Ich wollte schon den Kopf schütteln, aber dann überlegte ich es mir anders.
„Ich muss in mein Hotel“, sagte ich auf Französisch und deutete auf den Palast. Ich konnte nicht hinschauen. Ich wusste nicht, ob ich mich nicht doch übergeben würde, wenn ich Robert noch dort oben sah.
„Americaine?“, sagte die Politesse. Mein Akzent war sicher fürchterlich. Das schien sie nicht zu stören, denn sie fügte holprig auf Englisch hinzu. „Das nicht gehen. Hotel gesperrt für Fremde.“
Ich wühlte in meiner Tasche und zeigte ihr mein Zimmerkärtchen. Daraufhin war alles einfach. Die Frau brachte mich zu einem Seiteneingang und übergab mich dort einem Pagen. Der wiederum führte mich zu meinem Zimmer und wollte mir einen Arzt rufen. Das blockte ich allerdings ab.
Man hörte das Gejohle vor den Fenstern. Der Hotelpage lächelte entschuldigend. „Der Lärm wird bald vorbei sein. Aber Robert Faulkner gibt gleich noch eine Autogrammstunde. Wenn Sie möchten: Er ist dann im Salon d’Aigle anzutreffen.“
Ich bedankte mich artig und wollte nur noch alleine sein. Obwohl – es wäre bestimmt witzig, Roberts Gesicht zu sehen, wenn ich ihn zwischen kreischenden Teenagern um ein Autogramm bäte. Vielleicht in Rom – sollte ich mich jemals von diesem Schock erholen.
Spät in der Nacht klopfte es leise an meiner Zimmertür. Ich öffnete verschlafen, ohne nachzusehen. Robert tastete im Dunkeln nach mir. Ich roch den Alkohol in seinem Atem.
„Du weißt gar nicht, wie gut du es hast.“
„Weil ich im Halbschlaf Champagner zu probieren bekomme?“
Er kicherte und lehnte seine Stirn an meine. „Entschuldige, Sonne. Ich fürchte, wir hatten alle ein Glas zu viel. Du hättest mitkommen sollen. Es war lustig, wie wir uns bemüht haben, französisch zu sprechen. Kannst du eigentlich Französisch?“
Ich zog eine Augenbraue hoch. „Nein.“
Robert seufzte. „Ich habe von Paris noch nie mehr zu Gesicht bekommen, als dieses Hotel. Ist das nicht unfair?“
Mir kam eine Idee. „Soll ich es dir zeigen?“
Er sah mich im Halbdunkel verwirrt an.
„Komm, ich zeige dir Paris“, sagte ich und fühlte mich ganz verwegen dabei. „Ich zieh mir schnell was an und du solltest den Frack loswerden. Wir treffen uns in fünf Minuten an der Treppe.“
Ich verschwand im Bad und kam angezogen und mit Pferdeschwanz wieder raus. Robert wartete schon im Dämmerlicht des Hotels an der Treppe. Seine Augen leuchteten. In Jeans, T-Shirt und einer Lederjacke sah er wesentlich jünger aus, als in dem Anzug von vorhin.
Er ergriff meine Hand und gemeinsam schlichen wir uns aus dem Hotel. Nur der Nachtportier sah uns.
Paris war zwar nicht L.A., aber es fuhren noch immer genug Autos umher. Robert hatte sich eine Baseball-Kappe aufgezogen. Hand in Hand gingen wir an den leider nachts verschlossenen Tuilerien vorbei, die Rue de Rivoli hinunter Richtung Louvre. Wir flanierten bis vor Notre Dame, nahmen uns in der Rue de la Cité ein Taxi und ließen uns bis zum Invalidendom fahren. Dort stiegen wir aus und spazierten bis zum Eiffelturm. Robert war bereits auf der Höhe der Tuilerien vollkommen ausgenüchtert gewesen und hatte interessiert meinen neu erworbenen Kenntnissen aus dem Reiseführer gelauscht. Am Eiffelturm neben den Champs de Mars hatte noch ein Bistro geöffnet.
„Wenn du dir einen antrinkst, dann wenigstens richtig“, sagte ich kurzerhand und zog ihn hinter mir her in das erleuchtete Bistro. Wir setzten uns an einen Tisch, von dem aus man eine herrliche Aussicht auf den Eiffelturm hatte, und ich bestellte beim Ober zwei Pastis mit Eis.
Robert beäugte mich misstrauisch. „Du kannst ja wohl Französisch.“
„Es reicht für eine Bestellung“, sagte ich grinsend.
„Sonne, das
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