Schauspieler küssen anders (German Edition)
Nachmittag stand da, eine Flasche Champagner in der Hand.
„Hallo“, sagte er in seinem perfekten Englisch und lächelte mich verführerisch an. „Ich habe Feierabend und noch Licht gesehen. Ich dachte, vielleicht möchten Sie den Adlersalon sehen, wo heute Nachmittag die Autogrammstunde mit Robert Faulkner stattfand? Oder wir gehen sofort zum Champagner in Ihrem Zimmer über.“
Ich war so perplex, dass ich nichts sagen konnte.
„Na, wie sieht’s aus? Darf ich reinkommen?“, fragte er noch einmal und kam näher.
In diesem Moment verließ Robert sein Versteck.
„Nein“, sagte er bestimmt. „Ich verteile gerade wieder Autogramme. Privat.“
Er nahm dem verdutzten Franzosen die Flasche aus der Hand.
„He, Moment. Ich habe hundert Euro dafür bezahlt“, protestierte der.
Robert hob eine Augenbraue. „Weiß die Geschäftsleitung, dass Sie einsame Hotelgäste auf eigene Kosten aufmuntern wollen? Nein? Dachte ich mir. Danke für den Champagner.“
Er knallte ihm die Tür vor der Nase zu und funkelte mich wütend an.
„Was habe ich getan?“, fragte ich erstaunt.
„Das weißt du verdammt genau“, fauchte er. „Woher kennst du den? Und was sollte das mit dem Adlersalon?“
„Ich sollte mir ein Autogramm von Robert Faulkner geben lassen.“
„Das. Ist. Nicht. Witzig.“
„Nein, das war sein Ernst.“
Robert sah mich groß an, dann fingen wir beide an zu kichern. Wir sackten an der Wand zu Boden und kugelten uns vor Lachen.
„Kannst du mir mal sagen, wie du das anstellst?“ Robert schnappte noch immer nach Luft.
„Das bist du Schuld“, hickste ich. „Du hast einen schlechten Einfluss auf meinen Charme.“
„Ha! Erzähl mir nicht, das wäre dir früher nie passiert.“
„Ist es – hicks – nicht. Obwohl, da war mal ein Arbeitskollege von Alec, der hat mir sehr obszöne – hicks – geschickt, ich meine SMS.“
„Du bist ein männerfressendes Monster, Lisa, und ich weiß nicht, auf wen ich mehr wütend sein soll, auf diesen französischen Adonis oder auf die Sirene, die mich eingewickelt hat.“
„Pfff. Du hast mich verführt, schon vergessen?“
Wir lachten wieder.
„Magst du noch einen Schluck Champagner?“, fragte Robert und betrachtete die Flasche des Hotelpagen.
„Oh, ich glaube, dann musst du morgen allein nach Berlin fliegen.“
„Auf gar keinen Fall. Die Vorstellung, in Berlin keinen schmachtenden Pagen vor der Tür zu haben, ist schrecklich.“
„Mh, aber ich hätte diesen hier.“
Robert umfing mich, kitzelte mich, bis mein Schluckauf weg war und dann lag er plötzlich auf mir. Ganz nah. Ganz dicht. Wir küssten uns. Er brach ab, ehe die Krämpfe einsetzen konnten. So gut kannte er bereits die Reaktionen meines Körpers. Seine Selbstbeherrschung war auf alle Fälle wesentlich größer als meine. Ich hätte nicht gewusst, wann ich aufhören sollte.
Er legte sich zu mir ins Bett und ich kuschelte mich an seine Brust.
„Ich liebe dich, Lisa. Ich wüsste nicht, was ich noch ohne dich machen sollte.“
„Dann würde jetzt so ein kreischendes Häschen vom Nachmittag dein Bett wärmen“, murmelte ich schläfrig. „Du könntest zwar nicht schlafen bei dem Krach, aber sie würde ihre Freundinnen mitbringen.“
„Aber ich hätte keinen, der mir Paris bei Nacht zeigt und zwei Pastis auf Ex weghaut.“
Ich gluckste und schlief ein.
Berlin und Rom verliefen ähnlich wie Paris. Ohne aufdringliche Pagen. Unser nächtliches Sightseeing fiel allerdings ins Wasser. In Italien waren einfach zu viele Paparazzi vor dem Hotel.
Dabei wäre ich so gerne mit Robert durch Rom flaniert. Die Stadt war traumhaft in der Nacht. Von gelben Straßenlaternen erhellt, warm genug, um in Shorts und T-Shirt an der Piazza Navona ein Glas Wein zu trinken oder am Trevi-Brunnen eine Münze zu opfern.
Robert hätte das gefallen. Da war ich mir sicher. Aber der Arme musste sich wieder der Öffentlichkeit stellen. Die gleichen Fragen, die gleichen Antworten, die gleichen Analysen, Hunderte von Autogrammen geben. Ich bewunderte ihn immer mehr. Im Fernsehen konnte ich abends sehen, dass er gleichbleibend freundlich, höflich und geduldig alles über sich ergehen ließ, als wäre es das erste Mal. Auch hier war er wieder die Selbstbeherrschung in Person.
Wir sahen uns erst spätabends, in seinem oder meinem Zimmer, wenn der ganze Presserummel vorbei war. Außerdem war er oft mit der Regisseurin und den Produzenten des Films essen. Es fiel niemandem auf, wenn die kleine Assistentin seiner
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