Schaut nicht weg
für den Täter zu machen. Aus demselben Grund haben sexuell missbrauchte Kinder auch immer wieder nässende Ekzeme und Hautausschläge. Bei Kindern diesen Alters wechseln sich Phasen der Verleugnung und Verweigerung häufig mit Phasen der Offenheit ab. Sie initiieren fast zwanghaft so genannte »Doktorspiele«, drängen sie anderen Kindern regelrecht auf. Dabei wollen sie aber in der Regel immer nur der »Doktor« sein und lassen sich auf keinen Rollenwechsel ein. Wenn Kinder in diesem Alter überdies ein detailliertes und altersunangemessenes Wissen über Sexualität haben oder ein stark sexualisiertes Verhalten zeigen, steht der Verdacht des sexuellen Missbrauchs auf jeden Fall im Raum. Auch, wenn Kinder über eine lange Phase häufig und öffentlich masturbieren, sollte Missbrauch in Betracht gezogen werden. Dasselbe gilt für stark sexuell gefärbte Sprache oder sexuell aggressives Verhalten anderen Kindern gegenüber. Denn mit all diesen sexualisierten Verhaltensweisen ahmen die Kinder das nach, was sie während des Missbrauchs erleben. Beginnt der sexuelle Missbrauch hingegen im Grundschulalter, fällt dies häufig durch einen Leistungsabfall der Kinder in der Schule auf. Die betroffenen Mädchen und Jungen sind öfters unkonzentriert während des Unterrichts oder schlafen währenddessen manchmal sogar ein. Gerade für diejenigen Kinder, die zu Hause sexuell missbraucht werden, ist die Schule oft der einzige Ort, an dem sie nicht ständig wachsam sein müssen. Ihre Anspannung lässt nach und damit auch ihre Aufmerksamkeit. Sie lassen ihre Müdigkeit zu.
Betroffene Jugendliche hingegen entwickeln häufig Essstörungen.Junge Mädchen, die sehr dick sind, schaffen sich mit der Fettschicht unbewusst einen »Schutzwall« oder aber versuchen sich somit unattraktiv für den Täter zu machen. Andere Mädchen wiederum versuchen durch den Verzicht auf Essen zu verhindern, dass sie weibliche Formen entwickeln. Auch bei Jungen treten diese Essstörungen immer öfter auf. Auch der Vorgang des Essens an sich kann schwierig werden: Wenn Mädchen und Jungen, egal in welchem Alter, oral vergewaltigt werden, haben sie oft großen Widerwillen gegen das Hinunterschlucken von Nahrung. Häufig löst dies bei ihnen einen Würgreflex aus, den sie dann nicht beeinflussen können. Auch Autoaggressionen beziehungsweise selbstverletzendes Verhalten können ein Hinweis auf sexuellen Missbrauch sein. Mit Messern, Scheren oder Rasierklingen »ritzen« die Jugendlichen sich an den Unterarmen, Oberschenkeln, am Bauch oder anderen Körperstellen. Häufig fügen sie sich dabei tiefe Wunden zu. Weitere Formen von Selbstverletzungen können beispielsweise sein: sich die Haare ausreißen, mit dem Kopf oder den Fäusten gegen die Wand schlagen, sich mit dem Feuerzeug oder der Zigarette Brandwunden zufügen. Diese Selbstverletzungen können, wie wir auch im nächsten Kapitel sehen werden, verschiedene Funktionen haben: Sie dienen dem Abbau der Spannung, unter der die betroffenen Kinder und Jugendlichen aufgrund des sexuellen Missbrauchs stehen, oder lenken vorübergehend von seelischen Schmerzen ab. Auch der Wunsch, sich selbst zu bestrafen, kann ein Grund für die Selbstverletzungen sein. Manche Jugendliche fangen auch an zu zündeln, schwänzen die Schule, reißen von zu Hause aus oder geraten in eine Drogen- oder Alkoholabhängigkeit. Viele von ihnen haben große Defizite im Bereich der Hygiene, weil sie sich nicht um ihren Körper kümmern wollen oder können. Vor allem bei Mädchen ist dies während derZeit ihrer Monatsblutungen sehr deutlich. Manche äußern auch Selbstmordgedanken oder eine ständig vorhandene Todessehnsucht. Dies kann schon bei Grundschulkindern, ganz selten auch bei noch jüngeren Kindern, der Fall sein. Fröhliche Kinder wirken plötzlich bedrückt, bisher selbstbewusste Kinder sind nun sehr unsicher. In jedem Alter kann aggressives oder aber extrem weinerliches Verhalten auftreten.
Sexuell missbrauchte Kinder und Jugendliche haben außerdem häufig Schlafstörungen und Albträume. Kinder, die zu Hause sexuell missbraucht werden, vor allem nachts, versuchen sich manchmal dadurch zu schützen, dass sie mehrere Schlafanzughosen übereinander tragen und zusätzlich noch einen Gürtel umbinden. Oder sie ziehen eine Gymnastikhose unter den Schlafanzug an. Auch tagsüber tragen sie häufig mehrere Lagen Kleidung übereinander. Bei lang anhaltendem sexuellen Missbrauch kann es außerdem zu zwanghaftem Verhalten
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