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Schaut nicht weg

Schaut nicht weg

Titel: Schaut nicht weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Zu Guttenberg
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Kindern lediglich aus pubertärer Neugierde vornehmen. Und doch deuten Untersuchungen der letzten Jahre darauf hin, dass Jugendliche in dieses Fehlverhalten eher »hineinwachsen« und dann nur noch schwer davon abzubringen sind. Jugendliche hingegen, die wirklich nur pubertäre Neugierde verspüren, sind interessiert am Körper Gleichaltriger oder Älterer –nicht an Kleinkindern. Und noch eine unangenehme Tatsache: Auch wenn 96 Prozent der überführten Täter Männer sind – der Frauenanteil an den Taten beträgt ungefähr 20 Prozent. Vermutlich ist die Dunkelziffer noch viel höher. Frauen sind manchmal nur Mittäterinnen, oft aber führen sie ihre Taten alleine durch und gehen dabei genauso vor wie männliche Täter. Doch häufig können gerade betroffene Jungen den Missbrauch durch eine Frau nur schwer einordnen, oft gelingt ihnen das erst viele Jahre später. Wenn beispielsweise der pubertierende Neffe in den Schulferien seine Tante besucht und sie jedes Mal nach dem Duschen seine Vorhaut begutachten will – angeblich, um zu schauen, ob er sie gründlich genug gesäubert hat –, dann wird er dies nicht unbedingt sofort als sexuellen Missbrauch einordnen. Wenn Jungen dann aber irgendwann beginnen, über den sexuellen Missbrauch durch eine Frau zu sprechen, erleben sie leider noch oft, dass ihnen nicht geglaubt oder aber auf die Schulter geklopft wird, mit dem zotigen Kommentar, dass es ja der Wunsch jedes Mannes sei, von einer älteren Frau aufgeklärt zu werden. Doch sexueller Missbrauch hat nichts, aber auch gar nichts, mit Aufklärung zu tun! Kurz und gut: Täter können also sehr unterschiedlich sein, gemein ist ihnen in der Regel nur das Bedürfnis nach Macht und die Fähigkeit zur Manipulation. Häufig suchen sie sich Arbeitsstellen oder Freizeitbetätigungen, bei denen sie ganz natürlich mit Kindern und Jugendlichen zusammenkommen. Sie bewerben sich als Hausmeister an Schulen, geben als Lehrerin kostenlos Nachhilfe, engagieren sich in der Jugendarbeit in Vereinen, arbeiten ehrenamtlich in Organisationen und so weiter und so fort. Wenn die ersten Verdachtsmomente gegen sie aufkommen, werden diese schnell verworfen, da man sich nicht vorstellen kann, dass solch nette und engagierte Menschen zu derartigen Handlungen fähig sind.
»Vom Vertrauen zur Vergewaltigung«: Wie Täter ihre jungen Opfer zum Schweigen bringen
    Menschen, die Kinder sexuell missbrauchen, haben zunächst häufig unspezifische Tagträume, in denen sie sich ausmalen, was sie gern mal mit einem Kind tun würden, wie sie es missbrauchen und demütigen würden, um sich mächtig zu fühlen. Irgendwann reichen ihnen diese gesichtslosen Tagträume nicht mehr und sie suchen sich ein Kind aus ihrer Familie, Nachbarschaft, ihrem Verein oder Ähnlichem aus, welches sie dann in ihre Tagträume einbauen. Sie überlegen sich, was genau sie diesem Kind gerne antun würden. Mit der Zeit reichen ihnen aber auch diese Tagträume nicht mehr und sie denken darüber nach, wie sie ihre Träume in die Tat umsetzen könnten. Haben sie einen Plan gefasst, gehen sie sehr gezielt und raffiniert vor. Zunächst beginnen sie damit, sich für das Kind und seine Bezugspersonen wichtig und unentbehrlich zu machen. Sie erkennen die Bedürfnisse des Kindes und erfüllen diese, um sich beliebt und wichtig zu machen. Zum Beispiel: Ein Kind, das zu Hause viel Leistungsdruck und wenig Lob erfährt, wird vom Täter zunächst mit Lob überschüttet werden. Oder: Ein Kind, welches zu Hause wenig Aufmerksamkeit erhält, wird anfangs die ungeteilte Aufmerksamkeit des Täters bekommen. Wenn die Täter erreicht haben, dass sie für das Kind wichtig sind, und auch die Bezugspersonen des Kindes ihnen vertrauen, schaffen sie Situationen, in denen sie das Kind anfassen und austesten können. Zum Beispiel kann der Onkel bei einer Rauferei mit seinen Neffen scheinbar »aus Versehen« die Hand auf den Penis seines Neffen legen; die Bademeisterin kann beim Schwimmkurs scheinbar »unabsichtlich« ein Mädchen an der Scheide anfassen; der Lehrer kann zufällig immer dann in den Umkleideräumen der Mädchen auftauchen,wenn diese gerade nackt sind. Und dann warten die Täter ab, wie das Kind reagiert. Es gibt Kinder, die fühlen sich noch nicht unwohl in dieser Situation, einfach weil sie nicht wahrnehmen, was passiert. Andere Kinder wiederum fühlen sich zwar unwohl, sagen aber nichts, weil sie davon ausgehen, dass die anderen Kinder auch so angefasst wurden und auch nichts sagten. Sie

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