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Schaut nicht weg

Schaut nicht weg

Titel: Schaut nicht weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Zu Guttenberg
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der Fälle gut bekannt und vertraut sind. Eltern und Lehrer haben aber oft Bedenken, dass das Vermitteln von Präventionsbotschaften den Kindern Angst machen könne. Dies ist in der Regel aber nicht der Fall. In den Präventionsprojekten, die meist von den örtlichen Beratungsstellen in den Grundschulen durchgeführt werden, erleben die Mitarbeiter immer wieder, dass diffuse Ängste bei den Kindern oft schon zu Beginn des Projekts vorhanden sind. Erhalten die Kinder in ihren Projekten dann aber Informationen und Antworten auf ihre Fragen, schwächen sich diese Ängste ab. Wird mit den Kindern gemeinsam nach Lösungen für bestimmte Angstsituationen gesucht und erhalten die Mädchen und Jungen die Erlaubnis, zu ihrem Schutz auch gegen Regeln zu verstoßen, dann werden sie stärker. Und starke Kinder sind geschützte Kinder! Eigentlich ist die präventive Erziehung mit der Verkehrserziehung vergleichbar: Wenn die Kinder ihren Fahrradführerschein gemacht haben, sind sie nicht ängstlicher im Straßenverkehr, sondern wissen besser Bescheid, auf welche Gefahren man achten muss, wie die Regeln lauten und welche Rechte und Pflichten sie haben. Sie sind geschützter und sicherer im Straßenverkehr. Genauso verhält es sich auch mit der Vermittlung von Präventionsbotschaften. Die nachstehenden Botschaften, die Bestandteil der präventiven Erziehung sind, schulen also immer auch die Wahrnehmung der Kinder.
»Kuscheln, Toben, Baden«: Die Grenzen der Kinder respektieren
    Viele Eltern fühlen sich beim Thema sexueller Missbrauch verunsichert im Umgang mit ihren Kindern. Sie wissen nicht mehr, was sie dürfen beziehungsweise unterlassen sollten. Vor allem Väter haben Angst, in Verdacht zu geraten,wenn sie körperliche Zärtlichkeiten mit ihrem Kind austauschen. Die Frage »Darf ich mit meinem Kind noch kuscheln oder baden?« ist deshalb eine der am häufigsten gestellten an Informationsabenden für Eltern. Und die Antwort lautet: »Ja, wenn Sie und Ihr Kind sich dabei wohlfühlen.« Fühlen sich Vater und Kind beim Baden gemeinsam entspannt, gibt es nämlich keinen Grund, warum sie nicht zusammen baden sollten. Anders liegt der Fall, wenn der Vater irgendwann beginnt, sich dabei erregt zu fühlen. Zieht er daraus für sich die Konsequenz, nun nicht mehr mit seinem Kind zu baden, ist noch alles in Ordnung. Steigt der Vater stattdessen danach vermehrt mit seinem Kind in die Wanne oder zwingt das Kind sogar dazu, mit ihm zu baden, hat er die Grenze überschritten: Der sexuelle Missbrauch beginnt. Wichtig sind beim Thema »gemeinsam baden« also die Motivation des Vaters und die Frage, ob er die Grenzen und Gefühle des Kindes achtet.
    Es wäre allerdings schlimm, wenn infolge der elterlichen Beschäftigung mit dem Thema »sexueller Missbrauch« Väter vorsichtshalber auf Körperkontakt zu ihren Kindern verzichteten. Denn Körperkontakt ist für Kinder etwas Wichtiges, Schönes und Verbindendes. Kinder kommen als sinnliche Menschen auf die Welt und genießen Körperkontakt und Streicheleinheiten genau wie Erwachsene. Wichtig ist dabei nur, darauf zu achten, dass die Kinder sich wohlfühlen mit dem Körperkontakt, den wir ihnen anbieten. Denn Kinder entwickeln und verändern sich ständig. Und oftmals bemerken die Eltern dies etwas verzögert. Je nach Situation und Lebensphase kuscheln sie gerne oder eben auch nicht. Im Alter von ungefähr sechs bis neun Jahren entwickeln Kinder überdies ein Gefühl für ihre Intimsphäre und damit auch ein Schamgefühl. Sie schließen sich auf einmal im Badezimmer ein und stören sich daran, wenn andere Familienmitgliederhineinwollen. Sie wollen sich nicht mehr im Beisein der Eltern umziehen, öffentliche Küsse oder sogar Händchenhalten ist ihnen auf einmal peinlich. Kinder können diese »neuen« Schamgrenzen allerdings nicht immer so deutlich benennen. Es ist dann die Aufgabe der Eltern, immer wieder gut hinzuschauen und hinzuhören, ob die Kinder sich mit diesen familiären Umgangsweisen noch wohlfühlen. Das Respektieren dieser Grenzen seitens der Eltern ist also sehr ausschlaggebend für die Entwicklung der Kinder – und ein wichtiger Punkt in der präventiven Erziehung.
»Den Körper benennen«: Altersangemessene Sexualaufklärung
    Ein wichtiger Punkt in der präventiven Erziehung ist eine altersangemessene Sexualaufklärung der Kinder. Doch Eltern haben häufig Angst, ihre Kinder dabei zu überfordern, sie zu früh »auf Ideen zu bringen«, die nicht gut für sie sind. Und doch

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