Schaut nicht weg
schützenden Erwachsenen anvertrauen zu können. Denn der sexuelle Missbrauch von Kindern findet schließlich immer im Kontext der Geheimhaltung statt. Ist die Beziehungsfähigkeit eines Jungen oder Mädchens aber richtig entwickelt, hat das Kind eine natürliche Neigung, seine Geheimnisse mit denen zu teilen, an die es gebunden ist. Das schützt ein solches Kind also besser gegen die Handlungsstrategien eines Täters und versetzt die für das Kind verantwortlichen Erwachsenen meist schneller in die Lage, sofort zu handeln, wenn Täterverhalten auftritt. Kinder hingegen, die schon früh im Leben zu viel Trennung von ihren Eltern erleiden, entwickeln diesen Schutzinstinkt mit geringerer Wahrscheinlichkeit. Außerdem besitzen jene Kinder, die eine starke und sichereemotionale Beziehung zu fürsorglichen Erwachsenen haben, mehr Ressourcen, um sich von psychologischen Traumata erholen zu können. In anderen Worten: Die emotionale Bindung an fürsorgliche Erwachsene wirkt also wie ein Schutzschild gegen seelische Verletzungen.
Mit dem Stichwort »Vertrauen« möchte ich dieses Buch auch abschließen. Denn Vertrauen ist das, was unsere Kinder wohl am nötigsten haben, um in unserer Gesellschaft bestehen zu können. Vertrauen in sich selbst, in den eigenen Körper, in den eigenen Wert, in die eigenen Grenzen, um missbräuchliche Situationen möglicherweise schneller als solche erkennen und ihnen vielleicht schon eher aus dem Weg gehen zu können. Vertrauen in uns, ihre Eltern, um sich schneller Hilfe holen zu können oder im Schutze unserer Fürsorge schwierige Erfahrungen besser bewältigen zu können. Vertrauen in unsere Gesellschaft, die sich noch viel engagierter gegen Kindesmissbrauch positionieren, noch aufmerksamer hinschauen und noch konsequentere Gesetze zum Opferschutz erlassen muss. Wer soll die Kinder schützen – wenn nicht wir alle gemeinsam? Das Vertrauen, das unsere Kinder uns also tagtäglich so großherzig entgegenbringen, das müssen wir uns durch unsere Taten immer wieder verdienen.
Teil IV – Schnelle Tipps für Eltern, Adressen, Bibliografie
Teil IV
Schnelle Tipps für Eltern, Adressen, Bibliografie
Wie Sie mit den Kindern über sexuelle Gewalt sprechen und Gefahren beim Chatten und der Handybenutzung reduzieren können
Kinder und Jugendliche müssen eine Sprache an die Hand bekommen, die es ihnen erlaubt, auch schwierige Dinge zu benennen – das haben wir bereits in den vorigen Kapiteln gesehen. Hier einige kurze Tipps, wie Sie mit Ihren Kindern über sexuelle Gewalt reden können. Außerdem finden Sie hier auch Informationen dazu, wie Sie die Internetnutzung Ihres Kindes sicherer machen können, und Tipps für eine verantwortungsvolle und sichere Handykommunikation.
Über sexuelle Gewalt sprechen:
Das können Sie Ihrem Kind sagen
»Manche Erwachsene oder älteren Jugendlichen sind manchmal nett und dann auch wieder gemein. Sie wollen vielleicht, dass Kinder ihren Penis oder ihre Vagina anschauen oder anfassen, obwohl Mädchen und Jungen das gar nicht selber wollen und eklig finden. Sowas dürfen Kinder immer erzählen, auch wenn der Erwachsene oder Jugendliche es vielleicht verboten hat!«
»Du darfst immer erzählen, wenn jemand dir wehgetan oder deine Gefühle verletzt hat. Das ist kein Petzen! Im Gegenteil, es tut meistens sehr gut, mit einem Erwachsenen, dem du vertraust, darüber zu sprechen. Auch wenndu dich vielleicht schämst oder Angst hast, probiere es aus! Meistens geht es dir danach doch besser.«
»Niemand darf dir wehtun oder dir Angst machen – nicht mit Worten, nicht mit Taten. Wenn dir jemand wehtut oder Angst macht, ist das gemein.«
»Wenn jemand dich eigenartig oder an Stellen berührt, die dir unangenehm sind, dir eklige und sexuelle Sachen erzählt oder Bilder zeigt, darfst du immer wegschauen und NEIN sagen. Du darfst alles tun, was dir einfällt (Schreien, Schlagen, Treten, Weglaufen), um dich in Sicherheit zu bringen!«
»Niemand darf dich gegen deinen Willen anfassen oder küssen. Noch nicht einmal Familienmitglieder. Du darfst dazu immer NEIN sagen. Manchmal gibt es allerdings Ausnahmen, wenn du zum Beispiel bei einem Arzt oder einer Ärztin bist und untersucht werden musst. Du darfst aber immer jemanden mitnehmen, dem du vertraust und der oder die auf dich achtgibt.«
»Wenn du beschämende oder perverse Anrufe bekommst – zum Beispiel stöhnt jemand ins Telefon oder redet über eklige Dinge –, darfst du auflegen, mit einer Trillerpfeife laut in den Hörer
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