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Scheherazade macht Geschichten

Titel: Scheherazade macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Drittel des Blutes des Händlers«, erinnerte Dunyazad ihn ergeben.
    »Damit der Dschinn nur zwei Drittel seines Blutes vergießen kann?« Erneut klatschte Shahryar in seine Hände. »Eine äußerste interessante Angelegenheit!«
    »Das war es in der Tat, mein König«, stimmte Scheherazade ihm zu, die fast genauso überrascht war über dessen vorzügliches Gedächtnis, was die Einzelheiten ihrer Geschichte betraf, wie über die Schnelligkeit, mit der er sein Schwert führte. Es sah so aus, als hätte der König eine Vorliebe für Details. Also würde sie ihm diese auch liefern. »Ich werde jetzt mit meiner Geschichte fortfahren«, verkündete sie.
     
    DIE GESCHICHTE
    VON DEM HÄNDLER UND DEM DSCHINN
      (Fortgesetzte Fortsetzung der fortgesetzten Fortsetzung)
     
    So endete also die erstaunliche Geschichte des ersten Scheichs, und der Dschinn hob sein Schwert hoch über den Kopf und schien äußerst erregt zu sein. Er schnitt ein fürchterliches Gesicht, und dann... führte er die Klinge vorsichtig zwischen den Schulterblättern den Rücken hinunter, um mit ihrer Spitze ganz sachte einen Punkt nahe an seiner Wirbelsäule zu berühren. Im nächsten Augenblick begann er diesen Punkt mit seinem Schwert zu reiben und zu kratzen, hin und her, rauf und runter, bis er schließlich einen tiefen Seufzer der Befriedigung ausstieß.
    ›Tut mir leid‹, meinte der Dschinn , als er fertig war. ›Es hat mich da ganz fürchterlich auf dem Rücken gejuckt.‹ Er stieß ein kurzes Lachen aus, das sich fast entschuldigend anhörte. ›Deine Geschichte war so spannend, daß ich lieber warten wollte, bis sie zu Ende war, bevor ich mich um diese Unannehmlichkeit kümmerte.‹
    Der Händler war über diese Wendung der Ereignisse recht erstaunt. Vielleicht würde er ja doch nicht auf der Stelle erschlagen werden.
    ›Ich muß zugeben, daß es eine Zeitlang gedauert hat, bis ich mich wieder an mein Zuhause gewöhnt hatte, nachdem mein Sohn nicht mehr da war, der Sproß meiner Lenden, Blut meines Blutes. Es war einfach nicht mehr wie früher. Alles schien viel größer, weiträumiger, leerer ohne ihn. Andererseits muß ich zugeben, daß es auch bedeutend ruhiger in der alten Schlucht geworden ist. Und ich kann das Klo benutzen, wann immer ich will. Es ist schon erstaunlich, wieviel Zeit die Jugend an solchen Orten verbringt, nicht wahr?‹
    Der Dschinn hielt inne und deutete erneut mit dem Schwert auf die vor ihm versammelten Menschen. ›Aber er war der Sproß meiner Lenden, Blut meines Blutes! Und da wir gerade von Blut reden, es gibt da einen Händler unter euch, der mir zwei Drittel seines Blutes schuldet!‹
    Na ja, dachte der Händler und gab jede Hoffnung auf. Sein Schicksal würde sich nun doch noch erfüllen. Bevor er allerdings auch nur dazu kam, seinen Kopf weit genug vorzubeugen, um dem Dschinn – im eigenen Interesse – einen schnellen und sauberen Schnitt zu ermöglichen, trat der zweite Scheich mit seinen beiden Windhunden einen Schritt vor. Und dieser Scheich richtete das Wort an den Dschinn und sagte: ›Vergib mir meine Unverschämtheit, o mächtiges Wesen, das mich zerschmettern könnte, wie ich eine Fliege zerschmettern würde, aber ich denke, ich kann dir eine Geschichte erzählen, die dir noch sehr viel seltsamer und wunderbarer vorkommen wird als die meines hochverehrten Kameraden!‹
    ›Tatsächlich?‹ fragte der Dschinn , der es nicht eilig mit der Hinrichtung zu haben schien, solange er sich noch ein kostenloses Vergnügen von seinen Opfern versprach.
    ›Ichdenke schon‹, erwiderte der zweite Scheich. Er räusperte sich, denn es ist keine leichte Sache, mit einem Dschinn auf diese Art und Weise zu reden. ›Wenn ich meine Geschichte beendet habe und du damit einverstanden bist, dann erbitte ich als Gegenleistung dafür das zweite Drittel des Blutes dieses Händlers.‹
    ›Ein zweites Drittel?‹ entgegnete die fürchterliche Kreatur mit einem leichten Stirnrunzeln. ›Ah, ich merke schon, worauf die ganze Sache hinausläuft. Ihr müßt nicht glauben, daß wir Dschinns von gestern sind, nicht wahr? Mein Sohn war immerhin schon zweihundertundzwölf Jahre alt. Könnt ihr euch vorstellen, welche Herausforderung es für einen Vater ist, wenn sein Sohn fast dreihundert Jahre lang das Elternhaus nicht verläßt? Aber, egal. Wenn deine Geschichte noch phantastischer ist als die erste, werde ich dir ein Drittel des Blutes dieses Mannes gewähren. Doch ich warne dich, auch wenn deine Geschichte meinen

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