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Scheherazade macht Geschichten

Titel: Scheherazade macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Freund des Auspeitschens«, ergänzte eine dritte.
    »Davon und von anderen Dingen.«
    Einige der jüngeren Dienerinnen begannen auf diese Bemerkung hin zu kichern, und Scheherazade erinnerte sich an jenes seltsamste und unzüchtigste aller Gedichte Omars.
    »Genug!« befahl die Dienstälteste und begann, den anderen ihre Aufgaben zuzuweisen. In kürzester Zeit waren Dunyazad und Scheherazade gebadet und mit allen Wohlgerüchen Arabiens parfümiert. Zuletzt trug man ihnen ein reichhaltiges Mahl auf. Die Dienstälteste der Dienerinnen verlor die ganze Zeit über kein einziges Wort mehr über die Rätsel, auf die sie eben noch angespielt hatte. Sie sagte nur, daß es sie nicht kümmere, was die anderen in den Schatten sahen. Für solchen Unsinn hätte sie keine Zeit.
    Sie waren so mit ihren Vorbereitungen beschäftigt, daß Scheherazade fast die Geschichte mit dem verschwundenen Mädchen vergessen hätte, bis eine Bemerkung ihrer Schwester ihr wieder jede Einzelheit ins Gedächtnis zurückrief.
    Dunyazad starrte auf den Teller vor sich. »Ist das nicht Hühnchen?« fragte sie.
    Daraufhin begann auch Scheherazade ernüchtert auf das Essen zu starren, das ihnen aufgetragen worden war. Sie fragte sich, ob sie tatsächlich jenen rätselhaften Haremsbesucher verspeisten. Die Königin beschloß, diese Frage lieber erst nach dem Essen laut zu stellen, sobald sie und Dunyazad sich ein wenig ausgeruht hätten. Doch der Gong, der das Ende des Arbeitstages ihres Königs verkündete, ertönte, noch bevor sie mit dem Ankleiden der feinen Seidengewänder, die man für sie bereitgelegt hatte, fertig waren.
    »Schnell!« rief die älteste der Dienerinnen. »Omar kann jeden Moment hier sein!«
    »Ich warte bereits«, verkündete Omar aus einer schattigen Nische heraus. Er trat vor, um einen Blick auf die sieben Frauen zu werfen. »Und auch wenn ich nur ein armer, unbedeutender Geselle bin, dem es wohl nie vergönnt sein wird, bis in die höchsten Ränge seiner Profession vorzustoßen, so schickt es sich doch nicht, den König, dessen Befehlen ich gehorche, warten zu lassen.«
    »Lieber Omar«, erwiderte Scheherazade rasch, aber dennoch mit beruhigender Stimme. »Wir wissen, daß du zu den treuesten Dienern meines Ehemanns gehörst. Es würde uns im Traum nicht einfallen, etwas zu tun, was ein schlechtes Licht auf dich werfen könnte.«
    »Sehr gut«, entgegnete Omar ein wenig besänftigt. »Vielleicht bin ich immer noch ein wenig außer Fassung wegen meines Mißgeschicks heute morgen. Und dann ist da natürlich noch diese Erscheinung, jene Frau...« Er brach ab und erschauderte. »Aber Schluß damit! Ich werde kein Wort mehr über etwas verlieren, was ich unmöglich gesehen haben kann!«
    Er klatschte in seine riesigen Hände, und wie gewohnt erzeugte dies nur einen ganz gedämpften Laut. »Doch kommt. Euer König wartet. Und wenn ich meinen Freunden im Palast Glauben schenken darf, dann ist er höchst erregt.«
    »Erregt?« flüsterte Dunyazad ihrer Schwester zu, während die beiden Frauen Omar zu den Gemächern des Königs folgten.
    »Zweifellos wird da seine Mutter ihre Hände mit im Spiel haben«, flüsterte Scheherazade zurück. »Doch ich weiß einen Weg, sein Fieber abzukühlen.«
    Dunyazad lachte leise vor Erleichterung. Scheherazade wäre froh gewesen, wenn sie diese Erleichterung hätte teilen können.«
    Und was Erleichterung betraf, so konnte man diese auch auf den Gesichtern der Wachen vor den Gemächern des Königs ablesen, als Omar und die Frauen sich ihnen näherten.
    »Seid gegrüßt, o Königin«, sagte einer der Wachposten, der sie noch nie zuvor angesprochen hatte. »Der König kann es kaum erwarten, Euch zu empfangen.«
    Scheherazade und Dunyazad blieb nur noch Zeit, einen einzigen, bedeutungsschwangeren Blick auszutauschen, bevor sie vor den Monarchen gebracht wurden.
    »Schwerter!« schrie König Shahryar und wedelte wild mit einem solchen in der Luft herum. Kurz zuvor mußte er mehrmals auf etwas eingeschlagen haben, was einmal ein großes Kissen gewesen war, jetzt aber nur noch aus einem unförmigen Bündel Stoffetzen und Federn bestand, von denen einige noch durch den Raum schwebten.
    »Scharf, scharf, scharf!« verkündete der König. »Schwerter! Schlitzen, zerstückeln, zerreißen, aufschlitzen! Schwerter!« Er blinzelte, als würde ihm erst jetzt bewußt, daß er nicht mehr alleine war und es außer dem scharfen Gegenstand in seiner Hand noch andere Dinge auf der Welt gab. »Verzeihung? Ist da

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