Scheidung auf Griechisch
ausweichend. “Deshalb würde ich gern noch ein wenig warten, bis ich sie alle wiedersehe.”
“Sag bloß, du hast Angst vor deiner Schwiegermutter?”, erkundigte sich Silvia, ohne wissen zu können, was sie sagte. “Ich freue mich jedenfalls auf den Abend.”
Als sie die Kleider sah, die der Schneider mitgebracht hatte, wurde ihre Vorfreude noch größer. Eins war eleganter als das andere, und es fiel ihnen beiden sehr schwer, sich zu entscheiden.
Als Silvia sich wie jeden Nachmittag zurückzog, um sich hinzulegen, ging Isobel in ihr Zimmer und setzte sich aufs Bett. Liebend gern hätte auch sie ein wenig geschlafen, aber dazu wartete sie viel zu ungeduldig auf Leandros’ Rückkehr.
Bereits mehrfach hatte Leandros vergeblich versucht, das Büro zu verlassen. Als er am frühen Nachmittag endlich den Kofferraum seines Wagens öffnete, um seine Aktentasche hineinzulegen, fiel ihm ein brauner Briefumschlag auf. Er steckte in der Tasche des Jacketts, das er am Vortag achtlos dort abgelegt hatte, als er sich an Isobels Fersen geheftet hatte. Erst als er ihn in Händen hielt, erinnerte er sich, was es damit auf sich hatte.
Obwohl er es kaum erwarten konnte, Isobel wiederzusehen, entschloss er sich, vorher noch zu der Bank zu fahren, die sie ihm genannt hatte. Nun, da seine Neugier geweckt war, wollte er endlich wissen, was es mit dem angeblichen Familienschmuck auf sich hatte.
Als Leandros schließlich zu Hause war, suchte er zunächst vergeblich nach Isobel. Schließlich fand er sie im Schlafzimmer. Sie saß auf dem Bett und trug eines seiner weißen T-Shirts – mehr aber auch nicht, wenn ihn nicht alles täuschte. Ihr Gesicht konnte er nicht sehen, denn sie hatte den Kopf nach vorn geneigt und bürstete sich das Haar. Offenbar hatte sie eben erst geduscht, denn es war noch feucht.
“Falls du auch duschen willst, solltest du lieber in ein anderes Zimmer gehen”, bestätigte sie seine Vermutung. “Sonst könnte ich mich dazu hinreißen lassen, den Föhn in die Kabine zu werfen – eingeschaltet, versteht sich.”
Ihre Bissigkeit überraschte ihn nicht im Geringsten. Nachdem er Isobel am Frühstückstisch mit nicht ganz fairen Mitteln überrumpelt hatte, musste er mit etwas Derartigem rechnen.
“Das würdest du nie machen”, wandte er von der Tür aus ein. “Wenn du mich umbringen wolltest, würdest du eine qualvollere Todesart wählen.”
“Darauf würde ich nicht wetten”, widersprach sie.
“Das Risiko nehme ich auf mich.” Zum Beweis schloss Leandros die Tür hinter sich. Da Isobel immer noch nicht aufsah, ging er zunächst zu seiner Kommode und legte eine schwarze Schatulle in die oberste Schublade. Während er sein Jackett und die Krawatte ablegte, überlegte er, ob er Isobel aufs Bett werfen oder sie ebenso ignorieren sollte wie sie ihn.
Schließlich entschied er sich für eine andere Möglichkeit. Der Drohung, die sie ausgestoßen hatte, würde sie Taten folgen lassen müssen – wenn auch nicht gerade die, die sie angekündigt hatte. Deshalb würde er ihre Warnung missachten und ins Bad gehen, um sie dort zu erwarten. Ihr Haar war ohnehin noch nass, und das T-Shirt gehörte ihm. Nichts sprach also dagegen, es ihr auszuziehen und sie unter der Dusche zu lieben.
Ohne sich von ihrer Anwesenheit stören zu lassen, zog Leandros sich aus und ging ins Bad. Es wurde höchste Zeit, dass er sich rasierte. Wenn sie ihn wirklich umbringen wollte, konnte sie es auch mit dem elektrischen Rasierapparat tun.
Um seinen Plan perfekt zu machen, drehte er erst die Dusche auf, ehe er sich vor den Spiegel stellte. Im selben Moment tauchte Isobel hinter ihm auf. Sie ärgerte sich sichtlich darüber, dass er sie erneut überlistet hatte.
Doch ihre Reaktion bewies, dass er zu früh triumphiert hatte. “Ich will nicht auf den Ball”, sagte sie in einem Ton, der verriet, wie nah sie den Tränen war.
Leandros konnte sich gerade noch rechtzeitig umdrehen, bevor sie ihm förmlich um den Hals fiel. “Können wir nicht noch einige Tage warten, bevor du mich den Löwen zum Fraß vorwirfst?”, bat sie ihn inständig.
“Niemand wird es wagen, dich auch nur schief anzusehen”, versprach er und nahm sie fest in die Arme. Sein Eindruck, dass sie unter dem T-Shirt nackt war, hatte ihn nicht getrogen.
“Ihre Gedanken kannst selbst du nicht beeinflussen, Andros.”
Außer ihr durfte ihn niemand so nennen, und die Wirkung, die es auf ihn ausübte, war verheerend. Ohne zu zögern, hob Leandros sie hoch und trug sie
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