Scheinbar verliebt
Er hat gesagt, er wünschte sich, es gäbe mehr Möglichkeiten, Zeit mit dir zu verbringen.“ Sie schüttelte die Hand ab, die Alex mit warnendem Griff unter dem Tisch um ihr Knie gespannt hatte. „Stimmt’s?“
Seine Rache würde schrecklich sein. „Ich bin nicht sicher, ob ich mich an den genauen Wortlaut erinnere – aber du ja ganz offensichtlich schon.“
„Ich denke doch.“ Lucy lächelte Finley an. „Er bekommt die Zeit mit dir, die er sich schon so lange gewünscht hat und du musst dein Cheerleadingturnier nicht absagen.“
Alex’ Mutter sah nicht überzeugt aus. „Bist du sicher?“
„Natürlich ist er das.“ Lucy lehnte sich gegen ihn und legte tapfer ihren Kopf auf seine Schulter. „Vielleicht könnt ihr euch zusammen die Nägel machen lassen.“
„Maniküre?“ Julian nickte Clare bestimmt zu. „Wir sind dabei!“
34. Kapitel
L ucy hatte von der Sonne schon ordentlich Farbe bekommen. Ihr Haar war durch das Meerwasser ganz wuschelig geworden und der Sand in ihrer Bikinihose musste direkt aus der Hölle geschickt worden sein.
Der Tag war wunderschön und von Schwimmen, Radfahren, Spielen und Essen erfüllt gewesen. Sie hatten das Inselfeuerwerk vom Strand aus beobachtet und dann im Mondlicht gesessen, während Donna und Marcus von vergangenen Geburtstagen mit Will und Alex berichtet hatten. Alex hatte schweigend auf den Ozean gestarrt. Das einzige Zeichen dafür, dass er zuhörte, war, dass er Lucys Hand immer fester umklammerte. Sie war immer noch böse auf ihn, aber sie hätte ihn um nichts in der Welt losgelassen.
Trotz der Tatsache, dass sie den Tag für Finley schön und entspannt hatten gestalten wollen, schlich sich die Trauer immer wieder in ihre Herzen. Bei einer Geschichte, die Marcus von vergangenen Tagen berichtet hatte, war Donna aufgesprungen und ins Haus gerannt. Sie hatte sich entschuldigt und gesagt, sie wolle nach dem Kaffee schauen, doch Lucy hatte die Tränen auf ihren Wangen gesehen. Donnas Herz blutete.
Jetzt schleppte sich Lucy in ihr Zimmer, völlig übermüdet und nahe daran, sich einfach auf den Boden fallen zu lassen. Sie kramte in ihrem Koffer und zog ein Geschenk hervor. Nach dem Geburtstagskuchen hatte Alex seine Geschenke geöffnet. Lucy hatte ihm eine neue Golftasche gekauft, doch das war kein sehr persönliches Geschenk.
Während sie das Päckchen umklammert hielt, überquerte sie den Flur und stand vor seiner Zimmertür. Obwohl es kein Friedensangebot werden sollte, würde sie diejenige sein, die Größe bewies und die Fronten überschritt.
Sie klopfte leise, aber als sie keine Antwort bekam, öffnete sie vorsichtig die Tür.
Der Raum war leer. Als sie auf den Balkon trat, sah sie am Strand ein Lagerfeuer. Alex musste hinuntergegangen sein und es entzündet haben, um alleine zu sein. Und sie würde ihn dabei stören.
Lucy ging trotzdem nach unten. Ihre Füße sanken in den weichen Sand ein und genauso sank auch ihr Herz. Der Wind wisperte im Gras, das in den Mulden der Dünen wuchs, während sie den kleinen Fußweg entlangging.
Alex saß zurückgelehnt in einem Stuhl und hatte die Hände auf dem Bauch verschränkt, während er ins Feuer starrte. Ihr Herz tat einen Sprung, als sie ihn sah.
Alex sprach, bevor sie es tat. „Mein Vater hat mir Wills Bibel geschenkt.“
Lucy ließ sich neben ihm nieder. „Ich kann mir kein besseres Geschenk vorstellen.“ Die Flammen flackerten und sein Profil schien zu zucken. Sie war immer wieder erstaunt, wenn sie ihn ansah. Noch in vielen Jahren würde sie sein Gesicht auf Zeitschriften sehen und ihn für den bestaussehenden Mann der Welt halten. Er sah selbst jetzt, in seinen khakifarbenen Shorts und T-Shirt, eleganter aus als sie in ihrem besten Abendkleid.
Lucy zwang sich, sich auf die vor ihr liegende Aufgabe zu konzentrieren. „Ich bin nicht hier, um mich zu entschuldigen.“
Sein Blick fiel auf das blau-weiß gestreifte Päckchen in ihren Händen. „Wenn das eine Bombe ist, bitte ich dich darum, wenigstens das Leben der anderen zu schonen.“
„Du bist in Sicherheit. Vorerst.“ Sie streckte ihm das Geschenk entgegen und wurde von Sekunde zu Sekunde unsicherer. „Ich wollte es dir nicht in Anwesenheit der anderen geben. Es ist nichts Großes. Ich meine, es ist nur etwas, das ich für dich gemacht habe, also nichts Wichtiges –“
„Lucy“ – er nahm ihr das Geschenk aus den zitternden Händen –„du tust es schon wieder.“
„Was?“
„Du schwenkst deinen Minderwertigkeitskomplex wie
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