Scheinbar verliebt
bist.“
„Ich bin nicht nervös. Ich bin einem Nervenzusammenbruch nahe, du unsensibler Neandertaler.“
Die Uhr tickte. Jetzt war der Augenblick gekommen, größere Geschütze aufzufahren. „Denk an deine Mädchen.“ Er fuhr mit seinen Fingern an ihrer Wange entlang und spürte die Zartheit ihrer Haut. „Du tust das alles für sie. Weißt du, wie glücklich sie sein können, dass sie dich haben?“ Ihr Selbstvertrauen war momentan so zerbrechlich wie Pergamentpapier. „Wie glücklich ich bin, dich zu haben?“
Sie lehnte ihre Wange in seine Hand. „Ich will dir das nicht ruinieren.“
„Das kann nur passieren, wenn du mich jetzt im Stich lässt.“ Seine Lippen fanden ihre Stirn und wanderten dann zu ihrer Wange, suchten nach Bestätigung. Nach ihr. Und nach ihm selbst. „Ich brauche dich, Luce.“
Drei Ewigkeiten vergingen, bis sie ihre rote Nase schnäuzte und nickte. „Gut. Ich komme mit.“
Erst jetzt merkte Alex, dass er unbewusst die Luft angehalten hatte, und er entließ sie mit einem erleichterten Seufzen.
„Aber der Erste, der einen dummen Kommentar über meine Haare macht –“
„Den werde ich k.o. schlagen.“ Alex zog sie auf die Füße.
„Du tust doch so, als würdest du mich lieben, also musst du dir schon was Härteres überlegen.“
„Ich werde ihn mit meinem Laserschwert zur Rechenschaft ziehen.“
„Wow.“ Lucy tätschelte seine Brust. „Das würdest du für mich tun?“
Er ergriff ihre Hand und legte sie an sein Herz. „Für mein Mädchen ist mir nichts zu viel.“
Fünfzehn Minuten später tauchte sie wieder auf, in einem Traum von cremeweiß, ihr Haar hatte sie auf dem Kopf zusammengesteckt.
„Ist das das Kleid, das du heute Abend anziehen willst?“
Das war das Falscheste, was er hatte sagen können. „Stimmt was nicht damit?“
Der tiefe Ausschnitt enthüllte nicht zu viel, bot einem Mann jedoch einen Blickpunkt. Zarte Perlen bedeckten das Oberteil, als sei es in Eis getaucht worden. Ein Schlitz gab den Blick auf Lucys lange Beine frei. Sie sah aus wie dem Titelblatt der Vogue entsprungen. Wie ein Pariser Modell. Eine Hollywood-Schönheit.
„Zieh es aus“, sagte er.
Sie verschränkte die Arme. „Du und ich sollten vielleicht noch mal über das Thema Sex vor der Ehe reden.“
„Dein Kleid muss zu dir passen.“ Das war nicht seine Lucy. „Ich weiß, dass du etwas anderes hast, was du anziehen kannst.“
„Aber Clare hat gesagt –“
„Es ist mir egal, was sie gesagt hat.“ Dachte Clare etwa, dass er wollte, dass Lucy aussah, als wolle sie sich zur Miss-Charleston-Wahl stellen? „Du hast fünf Minuten, um dir was anderes zu suchen“, sagte Alex. „Solange du darin aussiehst wie du selbst, ist es mir egal, was es ist.“ Seine Augen wanderten zu ihrem Haar. „Noch eine Sache, ich hole Julian.“
* * *
Dreißig Minuten später stand Lucy mit zehn Zentimeter hohen Absätzen vor ihm und führte ein blaugrünes Retrokleid vor. Es sah aus, als wäre es einem Katherine Hepburn-Film entsprungen. Ein weiter U-Ausschnitt enthüllte milchweiße Schultern und lockte einen Mann, diese zarten Linien nachzuziehen. Der schmalen Taille schloss sich ein ausgestellter Rock an, der knapp über die Knie ging. Dreiviertel-Ärmel betonten die schlanken Arme.
Er wusste, dass Lucy auf einen Kommentar wartete. Die Wahrheit hätte wahrscheinlich dafür gesorgt, dass sie sich wieder im Badezimmer eingeschlossen hätte. Er war von Männern umgerannt worden, die zweimal so groß waren wie er, doch niemals hatte er sich so aus dem Gleichgewicht gebracht gefühlt.
„Du bist wunderschön.“ Seine Stimme klang rauer, als er es beabsichtigt hatte.
Sie lächelte schwach. „Das ist die Frisur.“
Mit ihrer Hand in seiner geleitete er sie die Treppe hinunter, um sich Julian und Clare zu zeigen.
„Das ist unser Fund von Goodwills letzte Woche.“ Julian bedeutete ihr mit dem Finger, sich ein paar Mal zu drehen. „Noch nie habe ich einen so perfekten Vintage-Look gesehen. Passt großartig zu Ihnen, meine Liebe, wenn ich das bemerken darf.“
Alex sah, wie ihre Wangen rot wurden, als der Tellerrock sich anmutig mit ihr drehte. Sie hatte absolut keine Ahnung, wie faszinierend sie war. Sie hatte nicht die aufgesetzte Schönheit der Models und Schauspielerinnen, mit denen er früher ausgegangen war. Sie hatte etwas ganz Besonderes. Etwas Besseres. In ihrer Nähe fühlte er sich mehr wie er selbst. Sein Name machte keinen Eindruck auf sie, auch nicht sein Geld. Er musste
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