Scheinbar verliebt
hart dafür arbeiten, sie zu beeindrucken, und in letzter Zeit bemerkte er immer häufiger, dass er das auch wirklich tat. Sein Wettbewerbsdrang, vermutete er.
Clare, in ein elegantes bodenlanges schwarzes Kleid gehüllt, erhob sich und musterte ihren Schützling. „Hm. Das ist nicht das, was ich mir für diesen Abend gewünscht habe, aber es ist nicht schlecht. Ich denke, das wird funktionieren.“
Alex hielt Lucys Hand sanft in der seinen. „Jede Frau dort wird eifersüchtig auf dich sein.“
Clares rasiermesserscharfer Blick musterte Lucy von ihren rot gemalten Zehen, die aus den vorne offenen Pumps lugten, bis hin zu ihrem Kopf. „Die Frisur ist schrecklich, aber du hältst einfach dein Kinn hoch erhoben“, sagte Clare. „Wenn jemand etwas gegen dich sagt, sorge ich dafür, dass es das letzte gesellschaftliche Event war, was derjenige hier in Charleston erlebt hat.“
„Danke.“ Lucy nickte leicht. „Das ist sehr liebenswürdig.“
In Alex’ Tasche fing gerade sein Handy an zu vibrieren, doch er ignorierte es, nahm Lucys Stola und führte sie hinaus in die Abendluft.
Es war Zeit, dass die nächste Phase seiner Kampagne begann. Am Ende des Abends würde Lucy Wiltshire seinen Ring tragen.
Und ihn in den Kongress befördern.
25. Kapitel
D ie Sonne sank, als die Southern Mischief langsam durch den Charlestoner Hafen glitt. Die Häuser am Ufer waren in sanften Pastelltönen gestrichen, die beruhigend wirkten. Doch Lucys Magen war zu einem Doppelknoten verdreht und in Gedanken sehnte sie sich danach, eine weitere Folge des mysteriösen Zeitreisenden Dr. Who anzusehen. Doch die DVD-Kollektion lag im Gegensatz zu ihr sicher in Clares Gästezimmer.
Alex würde sie fragen, ob sie ihn heiraten wollte. Heute. Er hatte ihr nicht gesagt, wann oder wo oder wie und das zerrte noch mehr an ihren Nerven. Letzte Nacht hatte sie geträumt, dass er sich vor sie hinkniete, die Frage aller Fragen stellte und das gesamte Schiff in Gelächter ausbrach. In ihrem Traum hatten die Gäste sie angestarrt, auf sie gedeutet. Selbst Alex hatte sie angeschaut, als sähe er sie zum ersten Mal. Und dann war er einfach weggegangen.
„Sohn.“ Marcus Sinclair kam auf sie zu und ergriff Alex’ Hand, als wären sie Geschäftspartner. „Schön, dich zu sehen. Ich vermute, du hast meinen Anruf wegen des Golfmatches gestern nicht mehr abgehört?“
„Ich war beschäftigt, Dad. Ich habe da diese kleine Wahl vor mir.“ Alex’ Stimme war so trocken wie Toastbrot.
„Du hast aber immer noch eine Familie“, erwiderte Marcus.
Alex beugte sich vor, um seine Mutter auf die Wange zu küssen, dann seine Schwester. „Ihr seht hübsch aus, meine Damen.“
„Wir sind einfach nur froh, dass wir eine Einladung bekommen haben“, sagte seine Mutter mit einem trockenen Grinsen. „Politische Anlässe sind die einzigen, wo wir dich noch zu Gesicht bekommen.“ Sie streckte Lucy ihre Hand entgegen. „Wunderschönes Kleid. Da hat jemand einen sehr guten Geschmack.“
Lucy wandte sich um, nur um sich Finleys starrendem Blick gegenüber zu finden. „Sie sehen gar nicht mehr wie die Verrückte aus, die im Pyjama durch die Stadt läuft.“
Ein fünfzehnköpfiges Orchester hatte sich in der Nähe aufgebaut und die klingenden Töne Beethovens passten perfekt zu der Eleganz der Yacht. Doch Lucy wusste, wenn es nach Alex gegangen wäre, hätten sie Aerosmith gespielt.
Donna legte ihre Hand auf den Unterarm ihres Sohnes, eine Geste von Vertrautheit und Trost. Lucy fragte sich, was ihre eigene Mutter wohl von dem heutigen Abend gehalten hätte. Wenigstens hatte sie Lucy nicht verurteilen können.
„Wir müssen über die Feierlichkeiten am vierten Juli sprechen, Alex“, sagte Donna Sinclair. „Du kommst doch zu uns ins Strandhaus, nicht wahr?“ Schnell erklärte sie Lucy: „Wir haben eine Familientradition. Über die Feiertage verbringen wir dort immer ein wenig Zeit miteinander.“ Ihr Lächeln wurde wissend, als sie ihren Sohn ansah. „Und natürlich hat er da Geburtstag.“
Anspannung umwirbelte Alex wie Morgennebel den Hafen. Lucy hatte keine Ahnung gehabt. Er hätte den Tag einfach verstreichen lassen. „Ja, ich zähle schon die Tage bis zu … Alex’ Geburtstag.“ Wie es jede zukünftige Verlobte getan hätte. Aber wie feierte eine Familie den Geburtstag des einen Sohnes, wenn sie den anderen verloren hatte?
Seine Mutter seufzte. „Sie waren meine Babys vom Unabhängigkeitstag.“
Lucy spürte, wie sie dichter an Alex gezogen
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