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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Nummer drei und vier«, erklärte Moore.
    »Und keine dieser Frauen wurde identifiziert?«
    »Ihre Fingerabdrücke sind in keiner Datenbank.«
    »Das sind vier attraktive junge Frauen. Und niemand soll sie als vermisst gemeldet haben?«
    Moore schüttelte den Kopf. »Keine der Beschreibungen in der Vermisstenliste des NCIC passt auf sie.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf das Bild der beiden Opfer in dem Wandschrank. »Die Patrone, die bei der IBIS-Suche auftauchte, wurde in diesem Wandschrank gefunden. Die beiden Frauen wurden mit derselben Waffe erschossen, die der falsche Wachmann dabeihatte, als er in Olenas Krankenzimmer eindrang.«
    »Und die anderen Opfer in diesem Haus? War das auch dieselbe Waffe?«
    »Nein. Sie wurden mit einer anderen Waffe getötet.«
    »Zwei Tatwaffen? Zwei Täter?«
    »Ja.«
    Bis jetzt hatte keines der Fotos sie wirklich aus der Fassung gebracht, und so griff sie unerschrocken nach dem letzten Bild, das Opfer Nummer fünf zeigte. Was sie da sah, ließ sie entsetzt zurückfahren, und doch konnte sie den Blick nicht von dem Bild losreißen. Sie konnte nur stumm das Gesicht der toten Frau anstarren, das von entsetzlichen Todesqualen gezeichnet war. Diese Frau war älter und kräftiger als die anderen, in den Vierzigern. Ihr Oberkörper war mit einem weißen Kabel an eine Stuhllehne gefesselt.
    »Das ist das fünfte und letzte Opfer«, sagte Moore. »Mit den vier anderen Frauen haben die Täter kurzen Prozess gemacht. Eine Kugel in den Kopf, und das war’s.« Er blickte auf die aufgeschlagene Mappe. »Diese Frau ist letztlich auch durch einen Kopfschuss getötet worden. Aber nicht, bevor …« Moore hielt einen Moment inne. »Nicht, bevor ihr das angetan worden war.«
    »Wie lange …« Jane schluckte. »Wie lange wurde sie noch am Leben gehalten?«
    »Aufgrund der Anzahl der Frakturen in ihren Händen und Handgelenken und der Tatsache, dass sämtliche Knochen quasi pulverisiert waren, kam der Gerichtsmediziner zu dem Schluss, dass es sich um mindestens vierzig oder fünfzig Hammerschläge gehandelt haben muss. Der Kopf des Hammers war nicht sehr groß; jeder einzelne Schlag dürfte nur einen relativ kleinen Bereich zertrümmert haben. Aber nicht ein einziger Knochen, nicht ein Finger blieb verschont.«
    Unvermittelt schlug Jane die Mappe zu. Sie konnte den Anblick einfach nicht länger ertragen. Doch der Schaden war schon angerichtet, das Bild hatte sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt.
    »Es müssen mindestens zwei Täter gewesen sein«, sagte Moore. »Jemand musste sie festhalten, während ein anderer sie an den Stuhl fesselte. Und jemand musste ihre Unterarme auf der Tischplatte festhalten, während der andere ihr das da antat.«
    »Sie muss geschrien haben«, murmelte Jane. Sie blickte zu Moore auf. »Wieso hat niemand ihre Schreie gehört?«
    »Das Haus liegt an einem unbefestigten Privatweg, ein gutes Stück von den nächsten Nachbarn entfernt. Und vergessen Sie nicht, es war Januar.«
    Eine Jahreszeit, in der die Leute ihre Fenster geschlossen halten. Der Frau musste klar gewesen sein, dass niemand ihre Schreie hören würde. Dass es keine Rettung geben würde. Alles, worauf sie noch hoffen konnte, war die erlösende Kugel, der Gnadenschuss.
    »Was haben sie von ihr gewollt?«, fragte Jane.
    »Das wissen wir nicht.«
    »Es muss doch einen Grund dafür gegeben haben. Etwas, was sie wusste.«
    »Wir wissen noch nicht einmal, wer sie war. Fünf unbekannte Tote. Keines dieser Opfer wurde irgendwo als vermisst gemeldet.«
    »Wie kann es sein, dass wir rein gar nichts über sie wissen?« Sie sah ihren Mann an.
    Gabriel schüttelte den Kopf. »Sie sind wie Phantome, Jane. Keine Namen, keine Identitäten.«
    »Was ist mit dem Haus?«
    »Das war zum damaligen Zeitpunkt an eine gewisse Marguerite Fisher vermietet.«
    »Wer ist das?«
    »Es gibt keine Frau, die so heißt. Das ist ein erfundener Name.«
    »Mein Gott. Das ist ja wie ein schwarzes Loch. Namenlose Opfer. Mieter, die gar nicht existieren.«
    »Aber wir wissen, wem dieses Haus gehört«, sagte Gabriel. »Nämlich der Firma KTE Investments.«
    »Ist das von Belang?«
    »Allerdings. Die Polizei von Leesburg hat einen Monat gebraucht, um die Verbindung aufzudecken. KTE ist eine nicht eingetragene Tochtergesellschaft der Ballantree Company.«
    Eiskalte Finger schienen über Janes Nacken zu streichen.
    »Da sind wir wieder bei Joseph Roke«, murmelte sie. »Er hat über Ballentree gesprochen. Und über Ashburn. Was

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