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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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eingegeben und einen Treffer bekommen – von der Schusswaffenbehörde. Eine Schießerei mit mehreren Toten in Ashburn, Virginia.«
    Sie wandte sich dem nächsten Satz Fotos zu, wieder eine Serie von Mikroaufnahmen einer Patrone. »Und sie stimmen überein?«
    »Identische Schlagbolzenspuren. Zwei verschiedene Patronen, gefunden an zwei verschiedenen Tatorten. Sie wurden beide aus derselben Waffe ausgeworfen.«
    »Und jetzt haben wir diese Waffe.«
    »Nein, eben nicht.«
    Sie sah Moore erstaunt an. »Sie hätte aber doch bei Olena gefunden werden müssen. Sie hatte sie als Letzte bei sich.«
    »Sie war aber nicht da.«
    »Unsere Spurensicherung hat aber doch den Tatort unter die Lupe genommen, oder nicht?«
    »Es waren überhaupt keine Waffen mehr da. Das Einsatzkommando der Bundesbehörden hat alle ballistischen Beweisstücke konfisziert. Sie haben die Waffen mitgenommen, Joes Rucksack, sogar die Patronen. Als das Boston PD den Tatort inspizierte, war schon alles weg.«
    »Sie haben Beweisstücke von einem Tatort abgeräumt? Was wird das Boston PD in der Sache unternehmen?«
    »Offenbar können wir da rein gar nichts machen«, erwiderte Moore. »Die Bundesbehörden sagen, es handelt sich um eine Angelegenheit, bei der die nationale Sicherheit betroffen ist, und sie wollen nicht, dass irgendwelche Informationen durchsickern.«
    »Sie trauen dem Boston PD nicht?«
    »Hier traut keiner keinem. Wir sind nicht die Einzigen, die außen vor bleiben. Agent Barsanti wollte auch diese ballistischen Beweisstücke, und er war nicht gerade begeistert, als er erfuhr, dass unser Sondereinsatzkommando sie mitgenommen hatte. Das wird allmählich zu einem Kampf der Giganten zwischen den verschiedenen Behörden. Das Boston PD ist da wie eine Maus, die zuschaut, wie zwei Elefanten aufeinander losgehen.«
    Janes Blick richtete sich wieder auf die Mikroaufnahmen.
    »Sie sagten, dass diese Patrone von einer Schießerei mit mehreren Toten in Ashburn stammt. Kurz vor dem Sturm auf die Klinik wollte Joseph Roke uns von einem Vorfall erzählen, der sich in Ashburn ereignet hat.«
    »Gut möglich, dass Mr. Roke hiervon gesprochen hat.«
    Moore griff in seine Aktentasche und zog eine zweite Mappe hervor, die er auf den Tisch legte. »Das hier habe ich heute Morgen von den Kollegen aus Leesburg bekommen. Ashburn ist bloß eine Kleinstadt; das Police Department von Leesburg hat damals den Fall bearbeitet.«
    »Es ist kein angenehmer Anblick, Jane«, sagte Gabriel.
    Seine Warnung überraschte sie. Zusammen hatten sie schon die ausgesuchtesten Scheußlichkeiten des Seziersaals über sich ergehen lassen, und sie hatte es noch nie erlebt, dass er dabei auch nur mit der Wimper gezuckt hätte. Wenn dieser Fall schon Gabriel so schockiert, dachte sie, will ich mir das dann überhaupt antun? Sie ließ sich jedoch keine Zeit, darüber nachzudenken, sondern schlug einfach die Mappe auf und nahm sich das erste Foto vor. Das ist doch nicht so schlimm, dachte sie. Da hatte sie schon weit Übleres zu Gesicht bekommen. Eine schlanke, brünette Frau lag mit dem Gesicht nach unten auf einer Treppe, als ob sie einen Kopfsprung von der obersten Stufe gemacht hätte. Ein Strom ihres Blutes zog sich bis zum Fuß der Treppe, wo es sich in einer Lache sammelte.
    »Das ist die erste unbekannte Tote.«
    »Sie wurde nicht identifiziert?«
    »Keines der Opfer in diesem Haus wurde bisher identifiziert.«
    Sie wandte sich dem nächsten Foto zu. Diesmal war das Opfer eine junge Blondine. Sie lag auf einem Feldbett, die Decke bis zum Hals hochgezogen; ihre Finger umklammerten noch den Stoff, als könne sie sich damit schützen. Aus einer Schusswunde in ihrer Stirn sickerte ein kleines Rinnsal von Blut. Eine schnelle Hinrichtung, ausgeführt mit der tödlichen Effizienz einer einzigen Kugel.
    »Das ist das zweite Opfer«, sagte Moore. Als er ihren beunruhigten Blick bemerkte, fügte er hinzu: »Es sind noch mehr.«
    Jane hörte den warnenden Unterton in seiner Stimme. Ihre Nerven begannen wieder zu flattern, als sie zum nächsten Foto griff. Während sie die dritte Tatortaufnahme anstarrte, dachte sie: Es wird immer schlimmer, aber noch kann ich es ertragen. Das Foto zeigte den Blick durch die geöffnete Tür eines begehbaren Wandschranks in das blutbespritzte Innere. Zwei junge Frauen, beide nur teilweise bekleidet, lehnten zusammengesunken an der Wand, mit verschlungenen Armen und mit ineinander fließenden langen Haaren, wie in einer letzten innigen Umarmung.
    »Opfer

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