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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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herumreden musste«, sagte sie. »In unserem Institut hat es einen Sicherheitsverstoß gegeben. Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich da drin nicht offen reden kann.«
    »Was ist passiert?«
    »Letzte Nacht gegen drei Uhr hat der Rettungsdienst von Medford ein Todesopfer von einem Verkehrsunfall eingeliefert. Normalerweise halten wir das Tor zur Anlieferung geschlossen; man muss den Nachtdienst anrufen, um sich den Code durchgeben zu lassen. Die Sanitäter fanden das Tor aber offen, und als sie hineingingen, bemerkten sie, dass im Sektionssaal das Licht brannte. Sie sagten dem Nachtportier Bescheid, worauf der Sicherheitsdienst das Gebäude überprüfte. Wer auch immer die Eindringlinge waren, sie müssen es eilig gehabt haben, denn die Schreibtischschublade in meinem Büro stand noch offen.«
    »In deinem Büro?«
    Maura nickte. »Und Dr. Bristols Computer war eingeschaltet. Er schaltet ihn immer aus, bevor er abends das Büro verlässt.« Sie schwieg einen Moment. »Die Datei über Joseph Rokes Autopsie war geöffnet.«
    »Wurde irgendetwas aus den Büros entwendet?«
    »Bis jetzt vermissen wir noch nichts. Aber seitdem sind wir alle misstrauisch geworden und vermeiden es nach Möglichkeit, vertrauliche Angelegenheiten im Haus zu besprechen. Irgendjemand ist in unseren Büros gewesen. Und in unserem Sektionssaal. Und wir wissen nicht, worauf es diese Leute abgesehen haben.«
    Kein Wunder, dass Maura sich geweigert hatte, am Telefon über diese Sache zu sprechen. Selbst die nüchterne, besonnene Dr. Isles bekam es allmählich mit der Angst zu tun.
    »Ich neige ja nicht zu Verschwörungstheorien«, sagte Maura. »Aber überleg doch einmal, was alles passiert ist. Zwei Leichen, für die wir laut Gesetz zuständig waren, wurden uns vor der Nase weggeschnappt. Ballistisches Beweismaterial wurde von Washington konfisziert. Wer gibt hier eigentlich die Befehle?«
    Er ließ den Blick über den Parkplatz schweifen, wo die heiße Luft über dem Asphalt wie Wasser schimmerte. »Das kommt von ganz weit oben«, sagte er. »Es kann gar nicht anders sein.«
    »Was bedeutet, dass wir nicht an sie herankommen.«
    Er sah sie an. »Das heißt nicht, dass wir es nicht versuchen werden.«
     
    Jane erwachte in der Dunkelheit, die letzten geflüsterten Worte aus ihrem Traum noch im Ohr. Wieder Olenas Stimme, die ihr aus dem Jenseits zuraunte.
Warum quälst du mich immer noch so? Sag mir, was du willst, Olena. Sag mir, wer
Mila
ist.
    Aber das Flüstern war verstummt, und sie hörte nur noch Gabriels ruhigen Atem. Und dann, einen Augenblick später, das ungehaltene Geschrei ihrer Tochter. Sie stand leise auf und ließ ihren Mann weiterschlafen. Inzwischen war sie hellwach, auch wenn das Echo ihres Traumes sie noch verfolgte.
    Das Baby hatte sich aus der Decke freigestrampelt und fuchtelte mit den rosa Fäustchen in der Luft, als wollte es seine Mutter zu einem Boxkampf herausfordern. »Regina, Regina«, seufzte Jane, als sie ihre Tochter aus dem Bettchen hob, und mit einem Mal wurde ihr bewusst, wie natürlich der Name sich auf ihren Lippen anfühlte. Das Mädchen war in der Tat eine geborene Regina; Jane hatte nur eine Weile gebraucht, um es zu begreifen, um sich nicht länger starrsinnig gegen das zu wehren, was Angela von Anfang an gewusst hatte. So ungern sie es auch zugab, Angela lag ziemlich oft richtig, ob es nun um Namen für Babys oder um die wundersame Wirkung von Babymilchpulver ging oder darum, um Hilfe zu bitten, wenn man sie brauchte. Mit diesem letzten Punkt hatte Jane die größten Probleme: Es fiel ihr einfach schwer einzugestehen, dass sie Hilfe brauchte, dass sie allein nicht mehr weiterwusste. Sie konnte einen Mordfall aufklären, konnte Monster jagen und aufspüren, aber von ihr zu verlangen, dass sie dieses schreiende Bündel in ihrem Arm beruhigte, war ungefähr so, als forderte man sie auf, eine Atombombe zu entschärfen. Sie blickte sich im Kinderzimmer um, in der vergeblichen Hoffnung, dass aus irgendeiner Ecke plötzlich eine gute Fee auftauchen würde, die mit ihrem Zauberstab Reginas Tränen trocknen konnte.
    Aber hier gibt’s keine guten Feen. Ich bin auf mich allein gestellt.
    Regina hielt es gerade mal fünf Minuten an der rechten Brust aus, dann noch einmal fünf Minuten an der linken, und dann war es wieder Zeit für das Fläschchen. Okay, als Milchkuh ist deine Mama also eine totale Niete, dachte Jane, als sie mit Regina in die Küche ging. Na schön, sondert mich von der Herde ab und erschießt

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