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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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ihr die Hände mit einem Hammer. Und Sie haben nichts über diese Killer in der Hand? Keine Mikrospuren, keine Fingerabdrücke?«
    »Oh, wir haben im ganzen Haus massenhaft Fingerabdrücke gefunden. In jedem Zimmer – aber alle unidentifiziert. Falls unsere Täter auch welche hinterlassen haben, sind sie nicht in AFIS registriert.« Wardlaw griff nach der Fernbedienung und drückte die Stopptaste.
    »Halt«, sagte Gabriel, den Blick starr auf den Bildschirm gerichtet.
    »Was?«
    »Spulen Sie noch mal zurück.«
    »Wie weit?«
    »Etwa zehn Sekunden.«
    Wardlaw sah ihn stirnrunzelnd an, offensichtlich rätselte er, was Gabriel wohl aufgefallen sein könnte. Er reichte Gabriel die Fernbedienung. »Bitte sehr.«
    Gabriel drückte REWIND und dann PLAY. Die Kamera war wieder auf das Wohnzimmer gerichtet und wiederholte nun ihren Schwenk über die abgenutzte Couch und den Teppich. Dann fuhr sie in die Diele und schwang unvermittelt zur Haustür herum. Draußen glitzerten die vereisten Zweige der Bäume im Sonnenlicht. Zwei Männer standen im Vorgarten und unterhielten sich. Einer der beiden drehte sich zum Haus um.
    Gabriel drückte rasch auf PAUSE, und das Bild des Mannes erstarrte, sein Gesicht von der offenen Tür gerahmt.
    »Das ist John Barsanti«, sagte er.
    »Sie kennen ihn?«, fragte Wardlaw.
    »In Boston ist er auch aufgetaucht«, sagte Gabriel.
    »Tja, der scheint wirklich überall aufzukreuzen, wie? Wir waren kaum eine Stunde dort im Haus, da stand Barsanti auch schon mit seinem Team auf der Matte. Sie haben versucht, uns ins Handwerk zu pfuschen, und wir sind richtig aneinander geraten, dort vor dem Haus. Bis wir dann einen Anruf aus dem Justizministerium bekamen und angewiesen wurden zu kooperieren.«
    »Wie hat das FBI so schnell Wind von der Sache bekommen?«, fragte Jane.
    »Auf die Frage haben wir nie eine überzeugende Antwort bekommen.« Wardlaw ging zum Videorekorder, nahm die Kassette heraus und drehte sich zu Jane um. »Jetzt wissen Sie, womit wir es zu tun haben. Fünf tote Frauen, und von keiner sind Fingerabdrücke registriert. Niemand hat sie als vermisst gemeldet. Allesamt Jane Does.«
    »Illegal eingewandert«, sagte Gabriel.
    Wardlaw nickte. »Ich vermute, dass sie aus Osteuropa stammten. Im unteren Schlafzimmer lagen ein paar russische Zeitungen herum. Und ein Schuhkarton mit Fotos von Moskau. In Anbetracht dessen, was wir sonst noch im Haus gefunden haben, fällt es nicht schwer zu erraten, womit sie ihr Geld verdient haben. In der Kammer neben der Küche war ein Vorrat an Penicillin. Antibabypillen für danach. Und ein Karton voller Kondome.« Er nahm die Mappe mit den Autopsieberichten vom Tisch und drückte sie Gabriel in die Hand. »Sehen Sie sich mal die DNA-Analyse an.«
    Gabriel blätterte gleich vor zu den Laborergebnissen.
    »Häufig wechselnde Sexualpartner«, sagte er.
    Wardlaw nickte. »Und jetzt setzen Sie das alles zusammen. Eine Gruppe junger, attraktiver Frauen, die zusammen unter einem Dach leben. Und dort von zahlreichen Männern besucht werden. Das Haus war jedenfalls kein Nonnenkloster, so viel steht fest.«

27
    Der Privatweg schlug eine Schneise durch einen Wald aus Eichen, Kiefern und Hickorys. Durch das Laubdach blitzte das Sonnenlicht und sprenkelte die Straße. Doch zwischen den tiefen Baumreihen drang kaum Licht durch, und im schattigen Grün des wuchernden Unterholzes kämpften die jungen Triebe ums Überleben.
    »Kein Wunder, dass die Nachbarn in dieser Nacht nichts gehört haben«, meinte Jane mit einem Blick auf den dichten Wald. »Ich kann überhaupt keine Nachbarn sehen.«
    »Ich glaube, es ist gleich da vorn, hinter diesen Bäumen.«
    Nach weiteren dreißig Metern verbreiterte sich plötzlich die Straße, und der Wagen tauchte in den Schein der Nachmittagssonne ein. Vor ihnen ragte ein zweistöckiges Haus auf. Trotz seines jetzigen heruntergekommenen Zustands war immer noch zu erkennen, dass es solide gebaut war: eine Fassade aus rotem Backstein, eine breite Veranda. Doch nichts an diesem Haus wirkte einladend. Ganz bestimmt nicht die schmiedeeisernen Gitterstäbe vor den Fenstern oder die Schilder mit der Aufschrift ZUTRITT VERBOTEN, die an die Geländerpfosten genagelt waren. Das Unkraut hatte die Auffahrt bereits kniehoch überwuchert, die erste Invasionswelle des heranrückenden Waldes. Wardlaw hatte ihnen erzählt, dass schon ein Versuch unternommen worden war, das Haus zu renovieren. Vor zwei Monaten jedoch waren die Arbeiten abrupt eingestellt worden,

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