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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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beide wären in Ordnung.« Wardlaw griff in die Hosentasche und zog einen Schlüsselbund hervor, dann hielt er inne und sah seine Besucher an. »Ich musste wissen, mit wem ich es zu tun habe, also habe ich ein bisschen herumgefragt. Nur damit Sie wissen, was Sache ist.«
    »Das wissen wir eben nicht«, erwiderte Jane. »Wir versuchen ja selbst zu verstehen, was hier eigentlich läuft.«
    »Tatsächlich?« Wardlaw brummte missmutig. »Willkommen im Club.« Er schloss die Tür auf und führte sie in ein kleines Besprechungszimmer. Auf dem Tisch stand ein Pappkarton, etikettiert mit einer Fallnummer und angefüllt mit einem Stapel Akten, auf die Wardlaw nun deutete.
    »Sie sehen selbst, wie viel Material wir haben. Ich konnte es nicht alles kopieren. Ich habe Moore nur das geschickt, von dem ich damals glaubte, es ohne Bedenken weitergeben zu können. Das war von Anfang an eine vollkommen verrückte Geschichte, und ich musste mich auf jeden, der diese Akten zu Gesicht bekommen sollte, absolut verlassen können.«
    »Wollen Sie meine Referenzen vielleicht noch einmal überprüfen?«, fragte Jane. »Sie können gerne jeden in meiner Einheit fragen. Die wissen alle über mich Bescheid.«
    »Ich rede nicht von Ihnen, Detective. Mit Cops habe ich kein Problem. Aber FBI-Leute …« Er sah Gabriel an. »Da muss ich einfach ein bisschen vorsichtiger sein. Besonders, wenn man bedenkt, was bisher schon alles passiert ist.«
    Gabriel reagierte mit jenem kühlen, undurchdringlichen Blick, den er jederzeit spontan aufsetzen konnte. Mit genau diesem Blick hatte er Jane damals bei ihrer ersten Begegnung auf Distanz gehalten. »Wenn Sie Bedenken wegen meiner Person haben, Detective, dann lassen Sie uns lieber gleich darüber sprechen, ehe wir hier fortfahren.«
    »Wieso sind Sie hier, Agent Dean? Ihre Leute haben doch schon alles unter die Lupe genommen, was wir haben.«
    »Das FBI hat sich in den Fall eingeschaltet?«, fragte Jane.
    Wardlaw sah sie an. »Sie wollten von allem eine Kopie. Von jedem einzelnen Stück Papier in dem Karton dort. Unserem kriminaltechnischen Labor haben sie nicht getraut, also mussten sie ihre eigenen Experten einfliegen, um das Beweismaterial in Augenschein zu nehmen.« Er wandte sich wieder an Gabriel. »Wenn Sie also Fragen zu dem Fall haben, wieso wenden Sie sich dann nicht an die Kollegen von der Bundespolizei?«
    »Glauben Sie mir, ich kann mich für Agent Dean verbürgen«, sagte Jane. »Ich bin mit ihm verheiratet.«
    »Ja, das hat Moore mir schon gesagt.« Wardlaw lachte und schüttelte den Kopf. »Ein FBI-Mann und eine Polizistin. Wenn Sie mich fragen – das passt zusammen wie Hund und Katze.« Er griff in den Karton. »Okay, da ist alles drin, was Sie interessiert. Ermittlungsakten. Berichte über besondere Vorfälle.« Er zog die Mappen eine nach der anderen aus der Kiste und knallte sie auf den Tisch. »Labor- und Obduktionsberichte. Opferfotos. Tägliche Protokolle. Pressemitteilungen und Zeitungsausschnitte …« Er hielt inne, als sei ihm plötzlich etwas eingefallen. »Ich habe da noch etwas, was Sie vielleicht nützlich finden könnten«, sagte er und wandte sich zur Tür. »Ich gehe es mal holen.«
    Wenige Augenblicke später kam er mit einer Videokassette in der Hand zurück. »Die schließe ich immer in meinem Schreibtisch ein«, sagte er. »Ich dachte, es wäre wohl besser, das Video an einem sicheren Ort aufzubewahren.«
    Er ging zu einem Schrank und rollte einen Fernseher mit Videorekorder heraus. »Dadurch, dass wir hier so nahe an Washington sind, bekommen wir schon ab und zu mal einen Fall mit … nun ja, mit politischen Implikationen auf den Tisch«, sagte er, während er das Kabel entwirrte. »Sie wissen schon – gewählte Amtspersonen auf Abwegen. Vor ein paar Jahren zum Beispiel ist die Frau eines Senators ums Leben gekommen, als ihr Mercedes sich auf einer Nebenstraße in unserem Distrikt überschlug. Das Problem war nur, dass der Mann, der den Wagen fuhr, nicht ihr Gatte war. Schlimmer noch – der Typ arbeitete in der russischen Botschaft. Sie hätten sehen sollen, wie schnell da das FBI zur Stelle war.« Er schloss den Fernseher an die Steckdose an, richtete sich auf und sah seine Besucher an. »Dieser Fall ist für mich wie ein Déjà-vu-Erlebnis.«
    »Glauben Sie, dass es da politische Hintergründe gibt?«, fragte Gabriel.
    »Sie wissen doch, wem das Haus in Wirklichkeit gehört? Wir haben Wochen gebraucht, um es herauszufinden.«
    »Einer Tochtergesellschaft der

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