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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Probleme damit.«
    »Verlangst du, dass ich kündige?«
    »Das würde ich tun, wenn ich glauben würde, dass ich damit durchkomme.«
    »Was soll ich denn stattdessen tun?«
    »Da hätte ich eine ganz originelle Idee. Du könntest zu Hause bei Regina bleiben.«
    »Seit wann hast du denn diese vorgestrige Denke drauf? Ich kann’s nicht fassen, dass du so etwas sagst.«
    Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich kann auch nicht glauben, dass ich es sage.«
    »Du hast gewusst, wer ich bin, als du mich geheiratet hast, Gabriel.« Sie drehte sich um und ging ins Haus. Als sie schon im ersten Stock angelangt war, hörte sie Gabriel von unten sagen: »Aber vielleicht habe ich nicht gewusst, wer
ich
bin.«
    Sie sah zu ihm hinunter. »Was soll das heißen?«
    »Du und Regina, ihr seid alles, was ich habe.« Langsam kam er die Stufen hinauf, bis sie einander Auge in Auge gegenüberstanden. »Ich habe mir vorher nie um irgendeinen anderen Menschen Sorgen machen müssen, um das, was ich verlieren könnte. Ich wusste nicht, dass es mir solche Angst machen würde. Jetzt habe ich diese große, empfindliche Achillesferse, und ich kann an nichts anderes mehr denken als daran, wie ich sie schützen kann.«
    »Das kannst du nicht«, erwiderte sie. »Das ist etwas, womit du einfach leben musst. So ist das nun mal, wenn man eine Familie hat.«
    »Der Gedanke, das alles wieder zu verlieren – das ist einfach zu viel für mich.«
    Plötzlich ging die Wohnungstür auf, und Angela steckte den Kopf auf den Flur hinaus. »Ich dachte doch, dass ich euch zwei da draußen gehört habe.«
    Jane drehte sich um. »Hallo, Mom.«
    »Ich habe sie gerade hingelegt, also seid bitte leise.«
    »Wie hat sie sich aufgeführt?«
    »Ganz genau wie du in ihrem Alter.«
    »Echt, so schlimm?« Als Jane die Wohnung betrat, war sie verblüfft, wie sauber und ordentlich alles war. Das Geschirr war gespült und weggeräumt, die Arbeitsflächen blitzblank gewischt. Ein Spitzendeckchen zierte den Esstisch. Wann hatte sie je ein Spitzendeckchen besessen?
    »Ihr zwei habt gerade gestritten, nicht wahr?«, sagte Angela. »Das sehe ich euch doch an.«
    »Wir hatten einen enttäuschenden Arbeitstag, das ist alles.« Jane zog ihre Jacke aus und hängte sie an die Garderobe. Als sie sich wieder zu ihrer Mutter umdrehte, sah sie, dass Angelas Blick auf ihre Waffe gerichtet war.
    »Du schließt das Ding doch hoffentlich weg, oder?«
    »Das tu ich immer.«
    »Denn kleine Kinder und Waffen …«
    »Okay, okay.« Jane nahm die Pistole vom Gürtel und legte sie in eine Schublade. »Regina ist doch noch keinen Monat alt.«
    »Sie ist frühreif, genau wie du, als du klein warst.« Angela sah Gabriel an. »Hab ich dir schon mal erzählt, was Jane gemacht hat, als sie drei Jahre alt war?«
    »Mom, die Geschichte will er bestimmt nicht hören.«
    »Doch, das will ich«, sagte Gabriel.
    Jane seufzte. »Es hatte etwas mit einem Feuerzeug und den Vorhängen im Wohnzimmer zu tun. Und die Feuerwehr von Revere kommt auch darin vor.«
    »Ach,
die
Geschichte«, sagte Angela. »Die hatte ich ganz vergessen.«
    »Warum erzählst du sie mir nicht, während ich dich nach Hause fahre?«, schlug Gabriel vor und nahm Angelas Weste aus der Garderobe.
    Nebenan war plötzlich ein lautes Heulen zu hören – Regina ließ sie wissen, dass für sie die Nachtruhe noch nicht begonnen hatte. Jane ging ins Kinderzimmer und hob ihre Tochter aus dem Bettchen. Als sie ins Wohnzimmer zurückkam, waren Gabriel und ihre Mutter schon gegangen. Sie ging in die Küche und schuckelte Regina auf einem Arm, während sie Wasser in einen Topf laufen ließ, um das Fläschchen anzuwärmen. Plötzlich schrillte die Haustürklingel.
    »Janie?«, ließ sich Angelas Stimme durch die Sprechanlage vernehmen. »Machst du mir noch mal auf? Ich hab meine Brille vergessen.«
    »Komm rauf, Mom.« Jane drückte auf den Türöffner und stand schon mit der Brille in der Hand in der Wohnungstür, als ihre Mutter die Treppe hinaufkam.
    »Ohne die kann ich nicht lesen«, sagte Angela. Sie nutzte die Gelegenheit, um ihrer quengeligen Enkelin ein letztes Küsschen zu geben. »Jetzt muss ich aber los. Er hat den Motor laufen lassen.«
    »Tschüs, Mom.«
    Jane ging zurück in die Küche und stellte die Flasche in das heiße Wasser. Während sie wartete, bis die Milch warm war, ging sie mit ihrer weinenden Tochter auf und ab.
    Wieder ertönte die Klingel.
    Ach, Ma. Was hast du denn jetzt wieder vergessen?,
fragte sie sich, während sie den

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