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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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glitzerten Schweißperlen auf ihrer Stirn, und die Hände, die den Pistolengriff umklammerten, zitterten.
    »Warum tun Sie das?«, fragte Maura. »Ich habe Ihnen doch nie etwas getan! Gestern Abend habe ich nur versucht, Ihnen zu helfen. Ich bin diejenige, die Sie gerettet hat!«
    Die Frau erwiderte nichts. Kein Wort kam über ihre Lippen, kein Laut. Nur ihren Atem konnte Maura hören, abgehackt und angstvoll gehetzt.
    Die Glocke des Aufzugs ertönte, und der Blick der Frau schoss zur Tür. Panisch versuchte Maura, sich den Grundriss der Eingangshalle ins Gedächtnis zu rufen. Sie erinnerte sich an einen Infoschalter in der Nähe der Eingangstür, besetzt mit einem greisen ehrenamtlichen Helfer. Einen Kiosk. Eine Reihe von Münztelefonen.
    Die Tür ging auf. Die Frau packte Mauras Arm und schob sie vor sich aus der Kabine. Wieder spürte Maura die Mündung der Pistole an ihrer Halsschlagader. Ihre Kehle war trocken wie Asche, als sie in die Eingangshalle hinaustrat. Sofort zuckte ihr Blick nach links und nach rechts, doch sie sah keinen Menschen, keinen einzigen Zeugen. Dann erblickte sie den Wachmann, der ganz allein hinter dem Infoschalter hockte. Ein Blick auf sein schlohweißes Haupt, und Maura verließ der Mut. Das war kein Retter in der Not; das war nur ein verängstigter Greis in einer Uniform. Wenn er überhaupt eingreifen würde, war es nicht auszuschließen, dass er die Geisel erschießen würde.
    Draußen näherte sich das Heulen einer Sirene; in ihren Ohren war es wie der Schrei der Todesfee.
    Mauras Kopf wurde jäh nach hinten gerissen. Die Frau hatte sie an den Haaren gepackt und sie so nahe an sich herangezogen, dass Maura ihren heißen Atem im Nacken spüren, den scharfen Geruch ihrer Angst riechen konnte. Sie gingen auf den Ausgang zu, und Mauras wild umherirrender Blick streifte den ältlichen Wachmann, der schlotternd hinter seinem Tresen kauerte. Sie sah silberne Luftballons im Schaufenster des Kiosks hängen, sah einen Telefonhörer an der Schnur baumeln. Dann wurde sie zur Tür hinausgeschoben, und die Nachmittagshitze schlug ihr entgegen.
    Ein Streifenwagen des Boston PD hielt mit kreischenden Reifen am Bordstein, und zwei Cops sprangen mit gezogenen Waffen heraus. Dann blieben sie wie angewurzelt stehen, den Blick auf Maura gerichtet, die genau in ihrer Schusslinie stand.
    Wieder das Heulen einer Sirene, die rasch näher kam.
    Die Atemzüge der Frau wurden zu einem verzweifelten Keuchen, als sie sich zunehmend in die Enge getrieben sah. Nach vorn war ihr der Weg versperrt, und so riss sie Maura zurück und schob sie erneut zum Eingang des Klinikgebäudes, um in der Halle Zuflucht zu suchen.
    »Bitte«, flüsterte Maura, als sie in Richtung eines der Flure gezerrt wurde. »Es gibt keinen Ausweg! Legen Sie einfach die Waffe weg. Legen Sie sie hin, und dann gehen wir ihnen gemeinsam entgegen, okay? Wir gehen auf sie zu, und sie werden Ihnen nichts tun…«
    Sie sah die beiden Polizisten vorrücken, Schritt für Schritt folgten sie der Geiselnehmerin. Maura stand immer noch in ihrer Schusslinie, und sie konnten nur hilflos zusehen, wie die Frau ihren Rückzug über den Flur antrat und ihre Geisel hinter sich herzerrte. Maura hörte, wie jemand in ihrer Nähe erschrocken nach Luft schnappte, und aus dem Augenwinkel erblickte sie geschockte Gesichter, Menschen, die starr vor Schreck die Szene verfolgten.
    »Zurück, Leute!«, schrie einer der Cops. »Alles aus dem Weg!«
    Das ist also das Ende, dachte Maura. Ich sitze in der Falle, zusammen mit einer Wahnsinnigen, die sich nicht zur Aufgabe überreden lässt. Sie hörte, wie die Atemzüge der Frau sich zu einem panischen Gewimmer beschleunigten, konnte die Angst spüren, die durch den Arm der Frau floss wie Strom durch eine Hochspannungsleitung. Sie hatte das Gefühl, unerbittlich in ein blutiges Finale gezerrt zu werden, und sie konnte es beinahe schon vor sich sehen, durch die Augen der Polizisten, die weiter Schritt für Schritt näher rückten. Die ohrenbetäubende Explosion aus der Waffe der Frau, das Blut, das aus dem zerschmetterten Kopf der Geisel spritzte. Den unvermeidlichen Kugelhagel, der den Schlusspunkt unter die Tragödie setzen würde. Bis es so weit war, waren den Polizisten die Hände gebunden. Und die namenlose Frau, überwältigt von schierer Panik, war ebenso hilflos und unfähig, den Lauf der Dinge zu beeinflussen.
    Ich bin die Einzige, die das noch verhindern kann. Und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen.
    Maura holte tief Luft,

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