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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Mr. Roke bei der Army zum Sprengstoffexperten ausgebildet wurde?«
    »Das gilt auch für viele andere Soldaten, die nicht zu Terroristen wurden.«
    »Mr. Roke ist auch durch antisoziales Verhalten aufgefallen. Durch Disziplinarverstöße. Wussten Sie das?«
    »Ich weiß, dass er unehrenhaft entlassen wurde.«
    »Weil er einen Offizier geschlagen hat. Weil er wiederholt Befehle verweigert hat. Es gab sogar Vermutungen, dass er unter schweren seelischen Störungen leiden könnte. Ein Psychologe der Army zog die Diagnose ›paranoide Schizophrenie‹ in Betracht.«
    »Wurde er deswegen behandelt?«
    »Roke verweigerte jegliche Medikation. Nach seiner Entlassung aus der Armee hat er sich mehr oder weniger von der Außenwelt abgeschottet. Wir sprechen hier von einem Typen wie dem so genannten ›Unabomber‹; einem Mann, der sich aus der Gesellschaft zurückzieht und exzentrische Verschwörungstheorien ausbrütet. Rokes Ideen drehten sich vor allem um Regierungsverschwörungen. Er litt unter Verfolgungswahn. Es handelt sich um einen äußerst verbitterten Mann, der sich von seiner Regierung verraten und verkauft fühlt. Er hat schon so viele Briefe über seine Theorien an das FBI geschrieben, dass sie dort eine eigene Akte über ihn haben.« Silver nahm eine Mappe vom Couchtisch und reichte sie Gabriel. »Falls Sie eine Kostprobe seiner Ergüsse wünschen – das hier ist ein Brief, den er ihnen im Juni 2004 geschickt hat.«
    Gabriel schlug die Mappe auf und las den Brief.
    … Ich habe Ihnen immer wieder Fälle dokumentierter Todesfälle durch Herzinfarkt vorgelegt, heimlich ausgelöst durch die Beimischung von Recyclingkunststoff in Zigarettentabak. Wie im Verteidigungsministerium sehr wohl bekannt ist, entsteht durch die Verbindung ein tödliches Nervengas. Dutzende von Veteranen wurden auf diese Weise ermordet, wodurch die
Veterans Administration
Millionen von Dollars an Gesundheitskosten einspart. Kann es denn sein, dass sich beim FBI niemand dafür interessiert?
    »Das ist nur einer von Dutzenden ähnlich verrückter Briefe, die er an das FBI, seine Kongressabgeordneten, Zeitungen und Fernsehsender geschrieben hat. Die
Washington Post
hat schon so viel von diesem paranoiden Mist bekommen, dass dort alles, was seinen Namen trägt, sofort in den Papierkorb wandert. Wie Sie an der Probe erkennen können, ist der Mann durchaus intelligent. Er weiß sich auszudrücken. Und er ist hundertprozentig davon überzeugt, dass die Regierung böse ist.«
    »Warum ist er nicht in psychiatrischer Behandlung?«
    »Er glaubt selbst nicht, dass er verrückt ist. Obwohl jeder andere auf den ersten Blick sehen kann, dass er nicht richtig im Kopf ist.«
    »Terroristen würden niemals einen Psychotiker anwerben.«
    »Vielleicht doch, wenn er für sie nützlich ist.«
    »Solche Menschen lassen sich nicht führen. Man kann nie vorhersagen, wie sie reagieren werden.«
    »Aber man kann sie zu Gewalttaten aufstacheln. Man kann sie in ihrer Überzeugung bestärken, dass ihre eigene Regierung gegen sie ist. Und man kann sich ihr Wissen und ihre Fertigkeiten zunutze machen. Roke mag paranoid sein, aber er kennt sich auch mit Sprengstoff aus. Er ist ein verbitterter Einzelgänger mit militärischer Ausbildung. Der perfekte Kandidat für eine Anwerbung durch Terroristen, Agent Dean. Solange wir keine Beweise für das Gegenteil haben, müssen wir davon ausgehen, dass diese Situation Auswirkungen auf die nationale Sicherheit hat. Wir glauben nicht, dass das Boston PD in der Lage ist, die Sache allein zu bewältigen.«
    »Deshalb also ist John Barsanti hier.«
    »Wer?« Silver schien verwirrt.
    »Agent Barsanti vom Büro des stellvertretenden FBI-Direktors. Normalerweise schickt das FBI keinen Mitarbeiter aus Washington, wenn man ebenso gut auf die Dienststelle vor Ort zurückgreifen könnte.«
    »Mir war nicht bewusst, dass das FBI sich schon eingeschaltet hat«, sagte Silver. Das Geständnis verblüffte Gabriel. Das Büro des DNI war dem FBI übergeordnet; Silver hätte auf jeden Fall über Barsantis Einsatz informiert sein müssen.
    »Das FBI wird die Rettungsaktion nicht durchführen«, sagte Silver. »Wir haben eine spezielle Antiterroreinheit des Strategic Support Branch zum Eingreifen autorisiert.«
    Gabriel starrte Silver an. »Sie setzen ein Team des Pentagon ein? Eine militärische Operation auf US-amerikanischem Boden?«
    Senator Conway schaltete sich ein: »Ich weiß, das klingt illegal, Agent Dean. Aber es gibt da eine neue Anweisung,

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