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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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so, dass er die Zeichnung betrachten konnte. »Ein Skorpion?«
    »Ja.«
    »Und wollen Sie mir auch erklären, inwiefern das von Bedeutung ist? Ich könnte nämlich wetten, dass hierzulande eine ziemlich beträchtliche Zahl von Männern mit Skorpion-Tätowierungen herumlaufen.«
    Conway nahm die Skizze zur Hand. »Sie sagen, er hatte sie auf dem Rücken? Und es ist der Polizei noch nicht gelungen, den Mann zu identifizieren?«
    »Seine Fingerabdrücke konnten nicht zugeordnet werden.«
    »Es überrascht mich, dass sie nicht registriert sind.«
    »Wieso?«, fragte Silver.
    Gabriel sah ihn an. »Weil es sehr wahrscheinlich ist, dass dieser Mann beim Militär war.«
    »Das können Sie an seiner Tätowierung erkennen?«
    »Es ist nicht irgendeine Tätowierung.«
    »Und was ist an dieser so besonders?«
    »Sie befindet sich nicht auf seinem Arm, sondern auf dem Rücken. Bei den Marines nennen wir so etwas ein ›Torso-Fleischetikett‹, weil es bei der Identifizierung der Leiche helfen kann. Bei einer Bombenexplosion ist es ziemlich wahrscheinlich, dass einem Gliedmaßen abgerissen werden. Und deswegen lassen sich viele Soldaten Tätowierungen auf der Brust oder auf dem Rücken anbringen.«
    Silver verzog das Gesicht. »Ein ziemlich makabres Motiv.«
    »Aber praktisch.«
    »Und der Skorpion? Hat der eine bestimmte Bedeutung?«
    »Es ist die Zahl Dreizehn, die mir gleich ins Auge gesprungen ist«, sagte Gabriel. »Sie können sie hier erkennen, umschlungen vom Schwanz des Skorpions. Ich glaube, damit ist die
Fighting Thirteenth
gemeint.«
    »Ist das eine Armeeeinheit?«
    »Marine-Expeditionskorps. Kann auch für Spezialoperationen eingesetzt werden.«
    »Wollen Sie damit sagen, der Getötete war ein Ex-Marine?«
    »Man ist niemals ein
Ex
-Marine«, betonte Conway.
    »Oh. Natürlich«, korrigierte sich Silver. »Er ist ein toter Marine.«
    »Und das führt uns zu dem Detail, das mir das größte Kopfzerbrechen bereitet«, sagte Gabriel. »Die Tatsache, dass seine Fingerabdrücke in keiner Datenbank zu finden sind. Von diesem Mann existiert keine Militärakte.«
    »Dann irren Sie sich vielleicht, was die Bedeutung seiner Tätowierung betrifft. Und die der Duplexmunition.«
    »Oder ich habe Recht. Und seine Fingerabdrücke wurden bewusst aus dem System gelöscht, um ihn für die Strafverfolgungsbehörden unsichtbar zu machen.«
    Es war lange Zeit still.
    Silvers Augen weiteten sich, als er plötzlich begriff, was Gabriel da andeutete. »Sie behaupten doch nicht etwa, einer
unserer
Geheimdienste hätte seine Fingerabdrücke gelöscht?«
    »Um gewisse verdeckte Operationen innerhalb unserer Grenzen zu kaschieren.«
    »Wen klagen Sie an? Die CIA? Den Militärgeheimdienst? Wenn er einer von unseren Leuten war, dann wurde ich jedenfalls nicht darüber informiert.«
    »Wer immer dieser Mann war, für wen auch immer er gearbeitet hat, es lässt sich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr leugnen, dass er und sein Genosse dieses Krankenzimmer in einer ganz bestimmten Absicht aufgesucht haben.« Gabriel sah Conway an. »Sie sitzen im Geheimdienstausschuss des Senats. Sie haben Ihre Quellen.«
    »Aber in dieser Sache gehörte ich mit Sicherheit nicht zum Kreis der Eingeweihten«, erwiderte Conway kopfschüttelnd. »Falls eine unserer Behörden einen Anschlag auf diese Frau befohlen hat, wäre das ein handfester Skandal. Ein Mordanschlag auf amerikanischem Boden?«
    »Aber dieser Anschlag ging gründlich schief«, sagte Gabriel. »Bevor sie die Operation durchziehen konnten, kam ihnen Dr. Isles in die Quere. Nicht genug, dass die Zielperson den Anschlag überlebte, sie nahm auch noch Geiseln. Jetzt ist daraus ein riesiges Medienereignis geworden. Eine missglückte verdeckte Operation, die auf den Titelseiten der Zeitungen landet. Die Fakten werden ohnehin ans Licht kommen; wenn Sie also etwas wissen, können Sie es mir auch gleich sagen. Wer ist diese Frau, und wieso will unser Land ihren Tod?«
    »Das ist reine Spekulation«, sagte Silver. »Die Spur, die Sie da verfolgen, ist ganz schön vage, Agent Dean. Von einer Tätowierung und einer Kugel auf einen von der Regierung finanzierten Mordanschlag zu schließen – ich bitte Sie.«
    »Diese Leute haben meine Frau in ihrer Gewalt«, sagte Gabriel ruhig. »Ich bin entschlossen, jede Spur zu verfolgen, und sei sie auch noch so vage. Ich muss wissen, wie man dieser Sache ein Ende setzen kann, ohne dass jemand dabei ums Leben kommt. Das ist alles, was ich will. Dass niemand ums Leben

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