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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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wollen sie uns aus dem Weg räumen. Was würden Sie tun, Detective?«
    »Wie meinen Sie das? Ich verstehe immer noch nicht.«
    »Wenn Sie von einem Verbrechen wüssten, das von Leuten in unserer Regierung begangen wurde, und Sie wüssten, dass es bis jetzt ungesühnt geblieben ist. Was würden Sie tun?«
    »Ganz einfach. Ich würde meinen Job tun. Genau wie immer.«
    »Sie würden dafür sorgen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird?«
    »Ja.«
    »Ganz gleich, wer sich Ihnen in den Weg stellte?«
    »Wer sollte mich daran hindern wollen?«
    »Sie kennen diese Leute nicht. Sie wissen nicht, wozu sie fähig sind.«
    Sie verkrampfte sich, als eine weitere Wehe ihre Gebärmutter wie mit eiserner Faust zusammendrückte. Wieder spürte sie, wie Dr. Tam ihre Hand nahm, und diesmal ergriff Jane sie. Plötzlich verschwamm alles vor ihren Augen, als der Schmerz durch ihren Körper schoss. Stöhnend krümmte sie sich zusammen. O Gott, was hatte sie denn in der Geburtsvorbereitung gelernt? Sie hatte alles vergessen.
    »Ruhig und gleichmäßig atmen«, murmelte Dr. Tam. »Konzentrieren Sie sich auf einen Punkt.«
    Das war es. Jetzt fiel es ihr wieder ein.
Tief Luft holen. Auf einen bestimmten Punkt konzentrieren.
Diese beiden Wahnsinnigen würden sie schon nicht in den nächsten sechzig Sekunden umbringen. Jetzt musste sie erst einmal mit diesen Schmerzen fertig werden.
Atmen und konzentrieren. Atmen und konzentrieren …
    Olena trat näher, und plötzlich tauchte ihr Gesicht direkt vor Janes Augen auf. »Sehen Sie mich an«, sagte Olena. Sie deutete auf ihre eigenen Augen. »Schauen Sie hierher, direkt in meine Augen. Bis es vorbei ist.«
    Ich glaube es nicht. Eine Wahnsinnige will meine Wehentrainerin sein.
    Jane begann zu keuchen, ihr Atem ging schneller und schneller, während die Schmerzen immer stärker wurden. Olena kauerte direkt vor ihr und sah ihr fest in die Augen. Kühles blaues Wasser. Das war es, woran diese Augen Jane erinnerten. Klar und still. Ein Teich mit spiegelglatter Oberfläche.
    »Gut«, murmelte die Frau. »Das haben Sie gut gemacht.«
    Jane stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus und ließ sich schlaff in die Kissen sinken. Der Schweiß rann ihr übers Gesicht. Noch einmal wenige kostbare Minuten der Erholung. Sie dachte an all die Frauen, die im Lauf der Jahrtausende die Qualen der Niederkunft durchlitten hatten, dachte an ihre eigene Mutter, die vor vierunddreißig Jahren eine heiße Sommernacht lang in den Wehen gelegen hatte, um Jane zur Welt zu bringen.
Ich habe nie zu schätzen gewusst, was du damals durchgemacht hast. Jetzt verstehe ich es. Das ist der Preis, den die Frauen seit jeher haben bezahlen müssen, für jedes Kind, das je geboren wurde.
    »Wem vertrauen Sie, Detective Rizzoli?«
    Joe redete wieder mit ihr. Sie hob den Kopf, noch immer zu benommen, um zu begreifen, was er von ihr wollte.
    »Es muss doch jemanden geben, dem Sie trauen«, sagte er. »Jemand, mit dem Sie zusammenarbeiten. Ein anderer Polizist. Vielleicht Ihr Partner.«
    Sie schüttelte träge den Kopf. »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Und wenn ich Ihnen diese Pistole an den Kopf halte?«
    Sie erstarrte, als er plötzlich seine Waffe hob und ihr die Mündung an die Schläfe drückte. Sie hörte, wie die Empfangsschwester erschrocken nach Luft schnappte, spürte, wie ihre Mitgefangenen auf der Couch ängstlich von dem Opfer in ihrer Mitte abrückten.
    »Und jetzt reden Sie«, sagte Joe kalt. Scheinbar vernünftig. »Gibt es irgendjemanden, der sich an Ihrer Stelle diese Kugel in den Kopf jagen ließe?«
    »Warum tun Sie das?«, flüsterte sie.
    »Ich frage ja nur. Wer würde sich für Sie eine Kugel in den Kopf jagen lassen? Wem würden Sie Ihr Leben anvertrauen?«
    Sie starrte die Hand an, die die Waffe hielt, und sie dachte: Das ist ein Test. Und ich weiß die Antwort nicht. Ich weiß nicht, was er hören will.
    »Sagen Sie’s mir, Detective. Gibt es denn niemanden, dem Sie uneingeschränkt vertrauen?«
    »Gabriel …« Sie schluckte. »Mein Mann. Ich vertraue meinem Mann.«
    »Ich spreche nicht von Ihrer Familie. Ich spreche von jemandem mit einer Dienstmarke, wie Sie eine haben. Jemand, der sauber ist. Jemand, der tun wird, was seine Pflicht ist.«
    »Warum fragen Sie mich das?«
    »Beantworten Sie die Frage!«
    »Ich habe es doch schon gesagt. Ich habe Ihnen eine Antwort gegeben.«
    »Sie haben von Ihrem Mann gesprochen.«
    »Ja!«
    »Ist er ein Cop?«
    »Nein, er ist …« Sie brach

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