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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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sich um.
    Mauras Telefon klingelte.
    Sie hob ab und hörte Abe Bristol sagen: »Hast du den Fernseher an?«
    »Wieso?«
    »Schalt ihn ein, Channel Six. Schlechte Nachrichten.«
    Lukas sah zu, wie sie zum Fernseher ging. Ihr Herz klopfte plötzlich wie wild.
Was ist passiert? Was ist schief gelaufen?
Sie drückte auf den Knopf der Fernbedienung, und wieder füllte Zoe Fosseys Gesicht den Bildschirm aus.
    »… der Polizeisprecher wollte dazu keinen Kommentar abgeben, doch wir haben jetzt die Bestätigung, dass eine der Geiseln eine Bostoner Polizeibeamtin ist. Detective Jane Rizzoli war erst vor einem Monat landesweit in den Schlagzeilen, als sie im Fall einer entführten Hausfrau aus Natick ermittelte. Wir haben noch immer keine Informationen über die aktuelle Verfassung der Geiseln, und wir wissen auch nicht, wie es kommt, dass Detective Rizzoli unter ihnen ist …«
    »Mein Gott«, murmelte Lukas, der direkt neben Maura stand. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie er sich ihr genähert hatte. »Die halten da drin eine
Polizistin
fest?«
    Maura sah ihn an. »Gut möglich, dass sie schon eine tote Polizistin ist.«

16
    Das war’s dann. Ich werde sterben.
    Jane saß stocksteif auf der Couch und wartete nur noch auf das Krachen des Schusses, als Joe sich zu ihr umdrehte. Aber es war die Frau, die auf sie zukam, mit quälend langsamen und bedächtigen Schritten. Olena – so hatte Joe seine Komplizin genannt. Jetzt kenne ich wenigstens die Namen meiner Mörder, dachte Jane. Sie spürte, wie der Pfleger von ihr abrückte, als wollte er es vermeiden, von ihrem Blut bespritzt zu werden. Jane hielt den Blick starr auf Olenas Gesicht gerichtet; sie wagte es nicht, die Waffe anzuschauen. Sie wollte nicht sehen, wie der Lauf sich hob und auf ihren Kopf richtete, wollte nicht mitbekommen, wie die Hand sich immer fester um den Griff schloss. Es ist besser, wenn ich die Kugel nicht kommen sehe, dachte sie. Besser, ich schaue dieser Frau in die Augen und zwinge sie, den Menschen anzusehen, den sie gleich über den Haufen schießen wird. Sie konnte keine Gefühlsregung in diesen Augen erkennen; es waren die Augen einer Puppe. Blaues Glas. Olena trug jetzt Kleider, die sie sich in einem Umkleideraum organisiert hatte: eine OP-Hose und einen weißen Arztkittel. Eine Killerin, verkleidet als Heilerin.
    »Ist das wahr?«, fragte Olena leise.
    Jane spürte, wie ihre Gebärmutter sich zusammenzog, und sie biss sich auf die Unterlippe, als die Schmerzen der neuen Wehe immer schlimmer wurden. Mein armes Baby, dachte sie. Du wirst nie deinen ersten Atemzug tun. Eine Hand fasste die ihre – es war Dr. Tam, die ihr stummen Trost zu spenden versuchte.
    »Das Fernsehen – sagt es die Wahrheit? Sie sind Polizistin?«
    Jane schluckte. »Ja«, flüsterte sie.
    »Die haben gesagt, dass Sie bei der Kripo sind«, schaltete Joe sich ein. »Stimmt das?«
    Jane krümmte sich im Würgegriff der Wehe, und ihr wurde allmählich schwarz vor Augen. »Ja«, stöhnte sie. »Ja, verdammt noch mal! Ich bin bei – bei der Mordkommission …«
    Olena blickte auf das Namensarmband hinunter, das sie Jane vom Handgelenk gerissen hatte. Es lag noch auf dem Boden neben der Couch. Sie hob es auf und gab es Joe.
    »Rizzoli, Jane«, las er.
    Die schlimmsten Schmerzen waren jetzt vorbei. Jane atmete keuchend aus und sank gegen die Rückenlehne der Couch, ihr Krankenhauskittel von Schweiß getränkt. Zu erschöpft, um sich noch länger zu wehren, auch wenn es um ihr eigenes Leben ging. Wie hätte sie sich auch wehren sollen?
Ich komme ja nicht mal ohne Hilfe von dieser weichen Couch hoch.
Resigniert sah sie zu, wie Joe nach ihrer Patientenakte griff und sie aufschlug.
    »Rizzoli, Jane«, las er vor. »Verheiratet, wohnhaft in der Claremont Street. Beruf: Detective, Mordkommission, Boston PD.« Er sah sie an, und der Blick aus seinen dunklen Augen war so durchdringend, dass sie sich am liebsten in den Ritzen der Couch verkrochen hätte. Anders als Olena war dieser Mann vollkommen ruhig und beherrscht. Das ängstigte Jane am meisten – dass er offenbar ganz genau wusste, was er tat. »Sie sind also bei der Mordkommission. Und Sie sind rein
zufällig
hier?«
    »Muss wohl mein Glückstag sein«, murmelte sie.
    »Was?«
    »Nichts.«
    »Antworten Sie mir. Wie kommt es, dass Sie so rein ›zufällig‹ hier sind?«
    Jane reckte das Kinn in die Höhe. »Falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist – ich bekomme rein zufällig ein Baby.«
    »Ich bin ihre Geburtshelferin«, sagte

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