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Scheintot

Scheintot

Titel: Scheintot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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zu, dass wir sie da rausholen, ehe…«
    Gabriels Handy klingelte. Er zuckte zusammen, überzeugt, dass es wieder Janes Eltern waren, die mit ihm reden wollten. Er konnte sie nicht länger abwimmeln. Resigniert zog er das Telefon aus der Tasche und runzelte die Stirn, als er die Digitalanzeige las. Es war eine Nummer, die er nicht kannte.
    »Hier Gabriel Dean«, meldete er sich.
    »Agent Dean? Vom FBI?«
    »Wer ist da?«
    »Hier ist Joe. Ich glaube, Sie wissen, wer ich bin.«
    Gabriel erstarrte. Korsak beobachtete ihn, augenblicklich alarmiert.
    »Wir haben etwas miteinander zu bereden, Agent Dean.«
    »Woher haben Sie …«
    »Ihre Frau sagt, dass man Ihnen vertrauen kann. Dass Sie zu Ihrem Wort stehen. Wir hoffen, dass das stimmt.«
    »Lassen Sie mich mit ihr sprechen. Lassen Sie mich ihre Stimme hören.«
    »Gleich. Wenn Sie uns etwas versprechen.«
    »Was? Sagen Sie mir, was Sie wollen!«
    »Gerechtigkeit. Sie sollen uns versprechen, dass Sie Ihre Pflicht tun werden.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Wir brauchen Sie als Zeugen. Sie sollen sich anhören, was wir zu sagen haben, weil es ziemlich wahrscheinlich ist, dass wir diese Nacht nicht überleben werden.«
    Ein kalter Schauer überlief Dean.
Sie sind lebensmüde. Werden sie alle anderen mit in den Tod reißen?
    »Wir wollen, dass Sie der Welt die Wahrheit verkünden«, sagte Joe. »Ihnen wird man zuhören. Kommen Sie mit diesem Reporter, Agent Dean. Sprechen Sie mit uns. Und wenn es vorbei ist, berichten Sie der Welt, was Sie gehört haben.«
    »Sie werden nicht sterben. Dazu muss es nicht kommen.«
    »Denken Sie, wir
wollen
sterben? Wir haben versucht, ihnen zu entkommen, aber es ist unmöglich. Es bleibt uns keine andere Wahl.«
    »Warum haben Sie diesen Weg gewählt? Warum bedrohen Sie das Leben unschuldiger Menschen?«
    »Weil uns sonst niemand zuhört.«
    »Kommen Sie einfach heraus! Lassen Sie die Geiseln frei, und ergeben Sie sich!«
    »Und Sie werden uns nie lebend wiedersehen. Die werden eine logische Erklärung parat haben. Sie haben immer eine Erklärung. Passen Sie auf, Sie werden es in den Nachrichten sehen. Sie werden behaupten, wir hätten Selbstmord begangen. Wir werden im Gefängnis sterben, bevor es überhaupt zum Prozess kommt. Und alle werden denken: ›Ja, so was passiert nun mal im Gefängnis.‹ Das hier ist unsere letzte Chance, die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit zu erlangen, Agent Dean. Und es allen zu sagen.«
    »Ihnen was zu sagen?«
    »Was in Ashburn wirklich passiert ist.«
    »Hören Sie, ich weiß nicht, wovon Sie reden. Aber ich werde tun, was immer Sie verlangen, wenn Sie nur meine Frau gehen lassen.«
    »Sie sitzt hier neben mir. Es geht ihr gut. Ich lasse Sie…«
    Die Verbindung brach plötzlich ab.
    »Joe?
Joe?
«
    »Was ist?«, wollte Korsak wissen. »Was hat er gesagt?«
    Gabriel ignorierte ihn; der Versuch, die Verbindung wiederherzustellen, nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Er rief die Nummer auf und drückte die Verbindungstaste.
    »
Der gewünschte Teilnehmer ist zurzeit leider nicht erreichbar.
«
    »Was zum Teufel ist da los?«, rief Korsak.
    »Ich komme nicht durch.«
    »Er hat einfach aufgelegt?«
    »Nein, wir wurden unterbrochen. Gleich nachdem …«
    Gabriel brach ab. Sein Blick ging zum Container des Einsatzkommandos, der in einiger Entfernung am Straßenrand stand. Sie haben mitgehört, dachte er. Jemand da drin hat alles, was Joe gesagt hat, mit angehört.
    »He!«, rief Korsak. »Wo wollen Sie hin?«
    Gabriel lief bereits auf den Container zu. Er hielt sich nicht lange mit Anklopfen auf, sondern stieß gleich die Tür auf und trat ein. Hayder und Stillman blickten von ihren Videomonitoren auf und sahen ihn an.
    »Wir haben jetzt keine Zeit für Sie, Agent Dean«, sagte Hayder.
    »Ich gehe jetzt in das Gebäude. Ich hole meine Frau da raus.«
    »Ja, klar.« Hayder lachte. »Die werden Sie sicher mit offenen Armen empfangen.«
    »Joe hat mich auf meinem Handy angerufen. Sie haben mich zu sich bestellt. Sie wollen mit mir reden.«
    Stillman richtete sich abrupt auf; die Verblüffung in seiner Miene wirkte echt. »Wann hat er Sie angerufen? Uns hat niemand etwas gesagt.«
    »Erst vor ein paar Minuten. Joe weiß, wer ich bin. Er weiß, dass Jane meine Frau ist. Ich kann diesen Leuten ins Gewissen reden.«
    »Das kommt nicht in Frage«, erwiderte Hayder.
    »Sie waren bereit, diesen Reporter hineinzuschicken.«
    »Sie wissen, dass Sie FBI-Agent sind. In deren Vorstellung sind Sie vermutlich ein Teil

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