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Scheiss dich nicht an - Lebe

Scheiss dich nicht an - Lebe

Titel: Scheiss dich nicht an - Lebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit ihren Goldhauben auf dem Taftgestrüpp gerade im Frühling immer wieder fragen, wie denn der Mensch (die Menschheit!) imstande ist, so einen Höllengestank überhaupt anzurühren. Aber bevor sie sich vielleicht einmal selbst an der Nase nehmen und nach dem so genannten Stuhlgang – um den letztlich auch die Gutsbesitzerin im Liebesfilmfernsehen nie herumkommt! – umdrehen und nachschauen, was sie denn wieder angerichtet haben, greifen die Zimttörtchenscheißerinnen lieber zum Telefonhörer und fahren ihm mit dem Zuckerarsch ins Gesicht:
    „Das warst alles du, Biermösel! Wie kannst du uns denn so was antun?“
    Und immer wieder muss er ihnen dann die bittere Wahrheit mitten ins Gesicht hineinschleudern:
    „Alles euer Werk! Der Auerhahn ist ja noch nicht einmal an den Kanal angeschlossen!“
    Solange der Biermösel nämlich auf die gut paprizierte, insgesamt gut gewürzte Schweinsgulaschsuppe „Feuerzange“, mit der die Roswitha jeden Feuersuppenwettbewerb in Texas drüben gewinnen täte, nicht verzichten will, wird das mit dem Kanalanschluss bei ihm nichts werden, hat ihm die Landesregierung neulich ausrichten lassen, und auch die entsprechende Volksabstimmung ist leider eindeutig gegen ihn und die Roswitha ausgegangen.
    Aber solange der Biermösel im Auerhahn mit der Sickergrube sein Auslangen findet, ist es ihm sogar ganz recht, wenn er sich nicht mit den ganzen anderen einfachen und kleinen Leuten im Dorf vermischen muss, also von ihm zu der ganzen Problematik mit dem Kanalanschluss vielleicht abschließend nur zwei Worte:
    „Drauf geschissen!“
    Der Kanal nimmt und gibt, kann der Biermösel jetzt ein bisserl aus dem Nähkästchen plaudern, während er über den Kanal hinwegfliegt. Er verschlingt Dreck und spuckt Gestank wieder aus, das ist sein eines Hobby. Lieber aber noch verschlingt er Menschen und spuckt sie dann nicht mehr aus, das ist sein anderes.
    Immer wieder ist es nämlich vorgekommen, dass der Biermösel heroben auf der Straße neben einem Kanalloch ein Fahrrad oder ein Moped oder einen Gehstock oder eine Handtasche oder die schwarze Sexmaske vom Bürgermeister gefunden hat, die Hinterlassenschaften jedenfalls vom jeweiligen früheren Besitzer, der im besoffenen Zustand, manchmal auch in selbstmörderischer Absicht, oft genug aber auch schlicht als Opfer von einem Verbrechen den Weg in den Kanal hinunter zwar gefunden hat, von dort aber oft genug nicht mehr den Weg zurück ans Licht.
    „Spring, du Feigling!“, schreit der Biermösel dann aus dem gewissen Reflex heraus, als er zwischen den Kanaldeckeln hindurchschlingert und unversehens einer weiteren furchtbaren Kollision in seinem Leben entgegensteuert. Gerade wenn man das gewisse Fahrerlebnis in der Abgeschiedenheit der Wälder sucht, rennen einem erst recht die unnötigsten Leute über den Weg!, ärgert er sich jetzt furchtbar über den kleinen Anton-Maria von der Städtischen Jugend, der ganz verzweifelt nach einem geeigneten Loch sucht, in dem vielleicht auch für ihn noch ein Platz wäre. Aber es ist nichts frei!
    „Da kann leider auch ich dir nicht weiterhelfen!“, schreit ihn der Biermösel an, außer vielleicht damit:
    „Probier es im See drüben!“
    Sofort aber ärgert er sich, dass er wegen dem Anton-Maria und seiner Selbstmordabsichten überhaupt angehalten und ihm taxfrei den guten Tipp gegeben hat. Normalerweise meidet der Biermösel ja den Kontakt zu allen anderen, insbesondere zu Rotzbuben, die Maria heißen und die während der Woche ihr Glück in den Denkschmieden der Städte suchen:
    „Der Reiche geht studieren, der Arme produzieren“, weiß der Biermösel alles über die Reichen und die Armen. Und nur am Wochenende oder in den Ferien kommt der Anton-Maria dann aus der Stadt wieder zurück ins Dorf, wo er dann brav mit dem Staatsschauspieler-Papa in der Kirche neben den Bauern in der ersten Reihe sitzen muss, solange der Herrgott oben im Himmel durch den gesenkten Daumen vom Pfarrer Hein nicht von ihm verlangt, dass er sich vor ihm niederkniet.
    Neulich hat der Biermösel den Anton-Maria sogar außerhalb der Öffnungszeiten an der Hand vom Staatsschauspieler in Richtung Bruchbude vom Pfarrer Hein huschen sehen, wo ihn der Papa wegen der österlichen Glockenläuterei gerne untergebracht hätte – „ein Ferialjob, welcher der Staatsschauspielerei nicht unähnlich ist!“, wie der Sprachkünstler dann am Stammtisch gemeint hat, „wenngleich natürlich ohne große Bühne, wie ich sie genieße!“
    Aber der

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