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Scheiss dich nicht an - Lebe

Scheiss dich nicht an - Lebe

Titel: Scheiss dich nicht an - Lebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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einfach nicht drauf.
    „Wer bist denn du?“, fragt er ihn also.
    „Ich bin der Bauer Ruprecht!“
    Der Bauer Ruprecht also, verstehe!, denkt der Biermösel sofort ausschließlich mit Verachtung über den selbst ernannten Bauern Ruprecht.
    „Derjenige Bauer Ruprecht vielleicht, der bei den kinderlosen Bauersleuten Ruprecht als Knecht angefangen hat, nachdem die guten Menschen ihn aus dem Heim für schwer erziehbare Rotzbuben 10-15 Jahre in Goisern drüben herausgeholt und bei sich aufgenommen haben, der?“
    „Genau der.“
    Und der sich dann langsam – und unter bis heute ungeklärten Umständen! – zum Bauern gewandelt hat, wie der Biermösel jetzt rekapituliert, nachdem die Bauersleute Ruprecht überraschend verschwunden sind und dann am Hof nur noch der Knecht Ruprecht übrig war, der sich in der Folge halt Bauer genannt hat anstatt Knecht. „Der vielleicht?“
    „Ja genau.“
    Eine wirklich einmalige Erfolgsgeschichte, muss ihm sogar der Biermösel zugestehen, einmaliger jedenfalls als die Karriere vom Hasenscharten-Ulf, der ja auch im Siechenheim in Goisern drüben angefangen hat, der es aber mit dem Glockenturm vom Pfarrer Hein scheinbar nicht ganz so gut erwischt hat wie der Knecht Ruprecht mit dem Bauernhof von den Bauersleuten Ruprecht, „sag einmal, weißt du vielleicht, wohin der Hasenscharten-Ulf verschwunden ist?“
    „Geh Biermösel!“, sagt der Bauer Ruprecht. „Ich bin ein Hendlbauer, kein Derrick!“
    „Ein Hendlbauer!“, wiederholt der Biermösel, und augenblicklich erfüllt ihn der ganze Ekel der Welt.
    Da muss er sich umso mehr ärgern, dass er den „Aufstieg und bisher keine Spur von einem Fall des Knecht Ruprecht“ damals nicht näher untersucht hat. Also will er ihm wenigstens jetzt ein bisserl auf die Zehen steigen:
    „Jetzt hör einmal gut zu: Was tust du denn da überhaupt?“ „Nach was schaut es denn deiner Meinung nach aus, Biermösel?“
    „Nach einer astreinen Sauerei schaut das aus, du Bauerntrottel!“ Herrgottnocheinmal, die Bauerntrotteln haben so eine Art zu glauben, dass man ihnen einfach alles durchgehen lässt, nur weil sie Bauerntrotteln sind, denkt der Biermösel, und wie zum Beweis sagt der jetzt:
    „Jetzt scheiß dich nicht an wegen der Hendlscheiße, Biermösel. Kümmere du dich lieber um den Hendldieb, der mir jeden Tag ein paar von meinen Kikerikis stiehlt!“
    „Ein paar von deinen grauslichen Industriekikerikis!“, korrigiert ihn der Biermösel. „Mit wässrigem Fleisch und hängenden Flügerln, lasch wie die Rotzbuben von der Städtischen Jugend!“
    Mit Leuten wie dem Knecht Ruprecht muss der Biermösel in Zukunft anders verfahren, nimmt er sich fest vor, unnachgiebig und gnadenlos, so wie früher der John Wayne mit dem Viehdieb.
    Aber noch weiß er leider nicht genau, wie er den Knecht Ruprecht die Schuld am Tod von den Bauersleuten, die er ihm erst gar nicht nachweisen will, büßen lassen kann. Der gezielte Schuss zwischen die Augen aus der Hüfte heraus scheint ihm bei Tageslicht nicht ganz angebracht, und ein freies Kanalloch, in das er ihn hineinschmeißen könnte, will er wegen ihm jetzt auch nicht extra suchen, dazu ist sein Hunger zu groß.
    „Für das eine Mal lass ich dich also noch davonkommen“, sagt der Biermösel zum Ruprecht. „Allerdings prophezeie ich dir schon jetzt Folgendes: Du wirst bald in dem Dreck schwimmen, den du in den Kanal hineinlässt. Ohne Schwimmflügerl, dafür aber mit ein paar schweren Steinen in den Gummistiefeln!“ Weil: „Die Tage des Zorns werden kommen!“, freut sich der Biermösel jetzt schon sehr auf die Tage des Zorns, mehr schon fast als auf seine Sau Trudi.

Verschellt
    Zutiefst schockiert über die Auswüchse der menschlichen Natur, fragt sich der Biermösel dann:
    „Wer ist denn bitte so deppert und stiehlt Hendln, wo es doch Schweinderln auch gibt auf der Welt?“
    Er kann sich aber gar nicht länger bei den Abgründen der menschlichen Natur aufhalten, weil er genug andere Sorgen hat. Wenn das nämlich mit den Weibern eh wieder nichts wird, wie es heute ausschaut, weil sich eh wieder keine von ihm packen lassen will, dann konzentriert er sich halt auf die eine, die ihm vielleicht sowieso von allen die Liebste ist, der Biermösel freut sich jetzt wirklich schon sehr auf seine Sau Trudi.
    Als er sich auf seiner Fips vom Föhn Richtung Auerhahn hinübertragen lässt, schließt er in der gewissen Vorfreude die Augen und geht alle seine Schweinderln zu Hause im Stall noch einmal der Reihe nach

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