Scheiss dich nicht an - Lebe
Pfarrer Hein hat den schmalbrüstigen, weißhäutigen, sommersprossigen Rotzbuben mit den dicken Brillen und den dünnen Ärmchen nicht für befähigt gehalten, dass er in die großen Fußstapfen vom Hasenscharten-Ulf hineinsteigt, „zu leicht! Zu blass! Zu wenig Schmalz! Nicht mein Typ!“, hat er ihn vor die Tür gesetzt, und der Papa hat geschimpft:
„Schäm dich, du Rrrrrotzbub! Wie kannst du denn unserrren Pfarrrer so enttäuschen?“
Auffällig dann, sehr, sehr auffällig für das geschulte Adlerauge der Gendarmerie im Biermösel, die ja zwischenzeitlich auch immer wieder ein bisserl ermitteln muss:
Dass der Anton-Maria gleich drei Lederhosen übereinander trägt, was seiner erblühenden Knospe in der Hose jetzt sicher nicht guttun wird, wie sich der Biermösel die erblühende Knospe in der Hose vom Anton-Maria vorstellen kann. Aber das geht dann mehr den Doktor Krisper was an, nicht ihn!
Er selbst muss sich immer nachdrücklicher fragen: Was ist denn los mit den Rotzbuben in der Gegend, dass sie den Arsch so zusammenzwicken müssen? Aber noch kommt er einfach nicht drauf, da wird er ihn schon selbst fragen müssen:
„Wieso trägst denn du drei sündteure Lederhosen vom Tripischovski drüben in Ischl übereinander, wo ich selbst mir nicht einmal eine leisten kann, wie gibt es denn so was, ha?“
„Ddddddddddddeeeeeeeee“, sagt der Anton-Maria, und jetzt wird es natürlich schwierig! Die Städter reden ja oft ganz anders als die Einheimischen, und beim Anton-Maria kommt noch erschwerend hinzu, dass er stottert wie ein alter Traktor.
„Wegen dem übermächtigen Staatsschauspieler-Papa!“, wie ihm der obergescheite Doktor Krisper einmal verraten hat, „weil der nämlich so ein schönes Deutsch mit so einem rollenden ,Rrrrr‘ spricht, mit dem er den Sohnemann erdrückt!“ Das hat der Doktor Krisper gesagt, und der Biermösel hat ihn gefragt, ob er vielleicht deppert ist.
„Ddddddeeeeeee Pfpfpfpfpfpfpfpfpfpfaaaaaaaaaa“, nimmt der Anton-Maria dann einen neuen Anlauf, aber einfacher wird die Sache dadurch natürlich auch nicht.
„Ddddder wer?“, fragt der Biermösel sehr einfühlsam. „Kannst du Spinner vielleicht endlich aufhören zum Stottern?“
„Ddddeeee Pppppppffffffaaaaa Hhhhhhhhheeeeeeiiiii!“, versucht es der Anton-Maria noch einmal, und der Biermösel bemüht sich redlich, dass er versteht, was er gesagt hat, aber verstehen tut er es natürlich nicht:
„De Pfa Hei? Das ist zu wenig für ein Protokoll! Auf Wiederschaun, dort drüben liegt der See!“
Der Biermösel startet seine Fips, aber kaum dass er die gewisse aerodynamische Haltung wieder eingenommen hat, greift er übermütig nach der Doppelläufigen und richtet wie der flüchtende Indianer auf seinem Pony den Schießprügel unter seiner linken Achsel hindurch nach hinten. Dann feuert er blind mit der rechten Hand knapp über den Schädel vom Zielobjekt hinweg, allerdings nicht zu knapp, sodass das eine Ohrwascherl hoffentlich noch ein bisserl rauchen wird, wenn es sich der Anton-Maria doch noch anders überlegt und lieber den Weg nach Hause zum Staatsschauspieler-Vati einschlägt anstatt in den Kanal.
„Wie hat errr denn so was tun können?“, wird der Papa dann im schönsten Staatstheater-Deutsch wieder schimpfen, und der Biermösel wird seine Schießwut vor sich selbst rechtfertigen: „Na wann hat man schon die Gelegenheit, dass man am lebendigen Objekt üben kann, noch dazu an einem, das zwei Beine hat und keine Flügerl?“
Dann schnell weiter und immer schön flott gegen den Föhn hinüber in den Auerhahn, drei Meter in der Stunde wird er schon schaffen! Höchste Zeit, dass er endlich wieder frisches Fleisch zwischen die Zähne bekommt, sonst dreht er bald durch. So ein Kleinkrieg gegen die Rotzbuben von der Dörflichen Jugend geht ja in seinem Alter nicht mehr ohne Substanzverlust vonstatten. Nicht umsonst haben im Krieg immer die gewonnen, die was Frisches zum Beißen gekriegt haben, und die haben verloren, die an Vitaminmangel gelitten haben, weil sie nur tiefgefrorenes Zeug zum Fressen gekriegt haben, Stichwort: Skorbut. Also schnell weiter, weiter!
Aber da vorne steht schon wieder einer in der Landschaft herum, einer mit seinem depperten Traktor diesmal, der aus dem Anhänger heraus verbotene Substanzen in den Kanal hineinleitet – ein Bauer! Und kaum hat sich der Biermösel neben ihm eingebremst, fragt er sich schon wieder, an wen ihn denn die wurmstichige Visage von dem erinnert, aber noch kommt er
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