Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind
Abhängigkeitsverhältnisses ist sehr komplex und stellt eine Wechselbeziehung dar, die auf einer vollständig anderen, weil legitimeren Grundlage basiert. Diese Beziehungsform, die von Männern und Frauen wissentlich und freiwillig eingegangen wird, kann hier nicht gemeint sein. Mich beschäftigt vielmehr die Frage, inwieweit solche devoten Gefühlsmuster bei Frauen angesprochen werden, die sich selbst über diese Neigungen kaum bewusst sind oder diese sogar aus ihrem Selbstverständnis heraus ablehnen würden und dennoch durch eine kräftige unterbewusste Ansprache zum Opfer werden.
Beide Männertypen, Betrüger und Serientäter, sind deshalb so effektiv, weil sie es nahezu perfekt verstehen, sich in Frauen und ihre Bedürfnisse hineinzuversetzen. Vor allem machen sie sich das Wissen darum zunutze, dass Frauen einen perfekten Partner suchen. Dieser Wunsch nach »Mr. Right« ist eine wunde Stelle, die sie geschickt zu instrumentalisieren verstehen. Dabei kennen sie die Schwächen ihrer Geschlechtskollegen genau und können entsprechend reagieren beziehungsweise unglaublich beeindrucken. So kennt dieser Typ Mann das in verschiedenen Publikationen – zum Beispiel Frauen sind von der Venus, Männer sind vom Mars – hinlänglich beschriebene »Punktesystem« zwischen Mann und Frau aus dem Effeff und weiß es mit pseudo-romantischen Werten anzureichern. Dem zu entkommen ist fast aussichtslos. Insofernwar der bereits beschriebene Porsche-Dandy mit seinen Trockenblumen sehr nahe an der Perfektion des professionellen »Täters«. Aus diesem Fall könnte man schließen, ein Leben als Serientäter sei entsprechend teuer und aufwendig. Weit gefehlt. Serientäter können über einfache Betrüger, die für ihre Affären und Amouren viel Geld ausgeben, nur lachen. Sie lassen sich nicht nur gern einladen und geben den von Alltagsschmerzen, bei härteren Rückholaktionen verflossener Liebschaften auch von heftigen Krankheitssymptomen gebückt gehenden beziehungsweise gebrochenen Edelmann, sondern nutzen auch das Punktesystem geschickt aus. Es funktioniert einfach. Männer, die Frauen nicht verstehen, schenken teure Dinge. Sie glauben, die Cartier-Uhr, die sie verschenkt haben, brächte bei jedem Betrachten einen Punkt auf dem »Haben-Konto« ihrer Angebeteten. Das ist natürlich falsch, es gab dafür lediglich dann einen Punkt, als das Geschenk erfolgte. Ein unvermutet überbrachter Blumenstrauß bringt gar keinen Punkt, sondern schürt Misstrauen, es könnte etwas im Busch sein oder noch weit schlimmer. Ein Serientäter weiß das. Er schenkt jeden Tag eine Blume – das bringt jeden Tag einen Pluspunkt. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um ein Gänseblümchen oder eine geklaute Rose handelt. Das tolle Auto, das der ungeübte Amateur meint mit mindestens zwanzig Punkten für sich verbuchen zu können, bringt nur einen Punkt. Schuhe einkaufen zu gehen, dagegen gleich zehn Punkte, auch wenn das für ihn eine eher lästige Unternehmung ist. Dennoch geht ein Profi Hand in Hand mitseiner Geliebten shoppen. Für Männer zählt die Größe und für Frauen die Häufigkeit. Alles auch noch so Kleine wird wertvoll, wenn es regelmäßig und oft erfolgt. Das wachsende Punktekonto ist die wichtigste Basis für den Serientäter. Ein übervolles Konto mit gutgeschriebenen Punkten sorgt dafür, dass die Partnerin nicht abspringt. Zu einer Affäre mit dem Surflehrer ist die Geliebte eines Serientäters zudem kaum verführbar. Er beweist doch täglich seine Liebe, da ist jede Form von Betrug vollkommen außer Diskussion. Dass es sich dabei um eine Strategie handelt, ist für Frauen nicht nur undenkbar, sondern wird förmlich ausgeschlossen: »Das kann nicht sein, das darf nicht sein!« Dieser natürliche Schutzmechanismus, beziehungsweise diese Form des Selbstbetrugs und der Verdrängung arbeitet selbst dann noch hervorragend, wenn ein Serientäter bereits mit seinem Lügengerüst aufgeflogen ist. Sein Punktekonto ist nämlich immer noch voll, voller als alle Konten bisheriger Männer. Und somit findet sie zu ihm zurück, denn es gibt nachzählbare Argumente dafür, die in einer Art unsichtbarer Pro- und Kontra-Liste aufgeführt werden können. Die Konsequenz daraus ist dann möglicherweise die Isolation von guten Freunden und Bekannten, die aufklären und warnen, die deutlich ihre Meinung sagen könnten. Der Kontakt wird abgebrochen, Missgunst vermutet, denn »die können ja alle gar nicht wissen, wie er wirklich ist«, oder »die hätten ja
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