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Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind

Titel: Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Maria Koidl
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Monate immer wieder mal die gleichen Fragen, aber aus verschiedenen Blickwinkeln und in anderen Formulierungen. Es ist die einzige Möglichkeit, Lücken im Tagesablauf des Serientäters zu entlarven. Da das Gerüst allerdings mit der schlafwandlerischen Präzision einer gespaltenen Persönlichkeit aufgebaut wurde und damit eben auch nur selten Lücken aufweist, ist es eine langwierige Prozedur. Alternativ kann man sich selbst Fragen stellen, deren Beantwortung ein Bild von der Qualität der Paarbeziehung abgeben kann. Zum Beispiel: Kennt man seine Mutter, und/oder wie reagiert er darauf, wenn man ihn darum bittet, sie kennenzulernen? Wie häufig ist das Paar überNacht in seiner Wohnung? Die Sorge eines Serientäters wird es sein, dass dort spontan andere Frauen auftauchen, Beweise zu finden und Anrufe von Geliebten eingegangen sein können. Nichts ist peinlicher als eine fett blinkende rote »8« auf dem Anrufbeantworter in einer nächtlichen Wohnung und die Freundin dann sagen zu hören: »Du hast acht neue Anrufe auf dem AB, willst du die nicht mal abhören, könnte doch wichtig sein.« Weitere interessante Beobachtungen können sein, dass er sich immer unmittelbar nach dem Sex wäscht (»Ich geh mal schnell duschen«) oder in den Lokalen »seiner« Stadt während des ganzen Essens ungewöhnlich nervös in die Runde blickt, kaum etwas sagt und vollkommen abwesend wirkt.
    Das ist doch alles übertrieben, mag man da denken, unglaubwürdig, reißerische Stimmungsmache. Im letzten Jahr berichtete das Nachrichtenmagazin Focus über den sogenannten »Online-Casanova«. Ein Mitarbeiter eines großen deutschen Telekommunikationsunternehmens hatte es zu nationaler Berühmtheit gebracht, weil er mehr als achtzig Frauen in Internet-Single-Portalen kennengelernt und dann in einem ausgeklügelten Zeit- und Reisemanagement in verschiedenen Städten der Republik auch getroffen und mit ihnen geschlafen hatte. Eine logistische Meisterleistung. Aufgeflogen ist der ungeschlagene Rekordhalter der Serientäter, weil eine seiner Geliebten Verdacht geschöpft und, allein den Abend in seiner Wohnung verbringend, sein PC-Passwort geknackt hatte. Der Computer offenbarte eine atemberaubende Zusammenstellung von Namen, Adressen, detaillierten Niederschriftensexueller Vorlieben, kleinen Eselsbrücken (»Was studiert die noch gleich?«) nebst intimen Bildern, Videos und natürlich einem ausgeklügelten logistischen Konzept. Allen Bekanntschaften hatte der Online-Casanova vorgemacht, sie sei die Einzige, die Wahre, die Frau seines Herzens.
    Die Betrogene handelte ebenso entschieden wie originell. Sie erstellte eine passwortgeschützte Internetseite, schrieb alle anderen Frauen an, deren E-Mail-Adressen sie finden konnte, und verschaffte so allen Beteiligten Zugang zur wahrscheinlich spannendsten Online-Community des letzten Jahres. Fortan tauschten sich weit über achtzig Frauen über einen Mann aus, der übrigens auch ein Passwort bekam. Sein Arbeitgeber hatte ihm allerdings zwischenzeitlich gekündigt. Vermutlich wegen nicht angemeldeter Nebentätigkeiten.
    Sich online kennenzulernen hat längst nicht mehr den verschwörerisch-romantischen Touch früherer Jahre, sondern ist Alltag geworden – leider auch für Serientäter. Das Phänomen ist so stark verbreitet, dass die Schweizer Sonntagszeitung ihm einen umfassenden Artikel unter dem Titel » www.vielweiberei.com « gewidmet hat. Demnach sind fünf Prozent aller männlichen Mitglieder auf Partnerseiten im Internet anormal auffällige »Serial-Dater«. Männer, die nach statistischen Angaben der Betreiber von Dating-Websites durchschnittlich dreitausend Frauen kontaktieren und geschätzte sechshundert Geschlechtskontakte haben.
     
    In dem US-Fachportal www. Onlinedatingmagazine.com wird dieses Thema umfassend beleuchtet. Die als »Professional Online Dater« bezeichnete Gruppe loggt sich täglich mehr als fünf- bis siebenmal gleich in mehreren Portalen ein und bleibt eine Viertelstunde bis eine Stunde online. »Heavy user«, die ab dreihundert Kontaktversuchen und tausend Log-ins als solche gelten, kommen so schnell auf Hunderte von Geschlechtspartnerinnen. Da es sich bei dieser Gruppe um fünf Prozent aller User handelt, reden wir hier über mehrere hunderttausend Personen, die die Gruppe der Online-Serientäter stellen. Über 70 Prozent davon sind nach Betreiberangaben männlich.
    Dabei gibt es, wie in der realen Welt, erfolgreiche Serientäter und »Verlierer«. Die erfolgreichen

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