Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind
kleinen Respektlosigkeiten, Lügen und Manipulationen. Wichtig ist, dass man das unmittelbar aufdeckt und klar und unmissverständlich zurückweist. Im weiteren Verlauf des Buches, wennes darum gehen wird, wie man sich eigentlich dieser manipulativen Kräfte erwehrt, wird die Kernfunktion des Selbstschutzes noch ausführlicher erörtert. Sie lautet: Spiele erkennen und Spiele brechen. Denn es beginnt spielerisch. Der Partner testet mit kleinen Spitzen, mit Boshaftigkeiten oder mit Missachtung, ob es eine Gegenwehr gibt. Erfolgt sie nicht, wird er die Dosis erhöhen. Weicht man dann zurück und gibt nach, beginnt unmittelbar das Spiel des Sadisten, und man ist ihm in die Falle gegangen. Das klingt ein wenig wie Kindererziehung, mag man nun denken, und das ist nicht ganz falsch. Ebenso, wie ich dies für die eingeschränkte Gefühlsentwicklungsfähigkeit der Frauen beschrieben habe, so hat natürlich auch der Täter Defizite in seiner Gefühlsentwicklung. Sonst wäre er kaum zur verletzenden Machtausübung gegenüber anderen Menschen fähig.
Die Versuchung ist groß, die Tat des eigenen Partners als »gering« anzusehen und angesichts dieses Buches zu sagen: »Na ja, also pervers ist mein Mann/Freund sicherlich nicht.« Der Selbstbetrug der Betrachtung des Innenverhältnisses einer Beziehung wird aus Selbstschutz gern auf viele kleine Geschichten heruntergebrochen, die für sich betrachtet wenig relevant sein mögen, aber sich in der Gesamtheit dennoch verheerend auf eine Beziehung auswirken, besonders auf das Opfer eines sadistischen Täters. Selbstverständlich gibt es unendlich viele Paare, bei denen eine sexuell motivierte sadomasochistische oder dominant-devote Gestaltung ihrer Partnerschaft in bestem gegenseitigen Einvernehmen stattfindet. Das istlegitim und an dieser Stelle nicht gemeint. Vielmehr ist es für die Opfer von Sadisten bezeichnend, dass sie die Tat nicht als solche erkennen können, vielleicht sogar schon in einen Zustand der Lähmung versetzt wurden. Denn sadistische Anspielungen und Erniedrigungen stellen eine starke negative Konditionierung dar, eine Art Gehirnwäsche. Die stellt sich – und das macht den Missbrauch aus – vor allem bei jenen Opfern ein, die durch traumatische Erlebnisse erheblich vorbelastet sind. Dabei ist es den Opfern gemeinsam, dass sie konfliktscheu sind, keine Konfrontation ertragen und sich leicht unterordnen. Es ist ein Merkmal dieser Beziehungen, dass es zwischen Täter und Opfer nur selten oder fast gar nicht zu Konfrontationen kommt. Vielmehr ist es die wirksamste Waffe des Sadisten, seiner Partnerin die Kommunikation vollständig zu verweigern. Nicht zu sprechen wirkt bei den Betroffenen deshalb so stark, weil in ihnen das Schema: »Ich bin eine Null« wirkt. Es braucht nicht viel, dieses stets präsente Gefühl zu wecken. Da genügt schon ein süffisantes Grinsen oder ein vielsagender Blick.
Abschließend sei die Methode des Sadisten noch einmal zusammengefasst, um zu verdeutlichen, wie man diesen Strukturen möglicherweise auf die Schliche kommt: Das Opfer wird zunächst sehr subtil heruntergeputzt, daraufhin nervös, macht Fehler, es wird gar nicht mehr angesprochen, reagiert linkisch, wird verhöhnt, resigniert, wird als »krank« bezeichnet, explodiert vor Wut, wird als hysterisch oder wahlweise unzurechnungsfähig dargestellt und damit gezielt zerstört. Für Dritte sichtbar, eskaliertdie Situation, wenn dem Aggressor seine Beute zu entgleiten droht. Da der Sadist stets versucht, sich gegenüber dem Umfeld ins rechte Licht zu setzen, nutzt er nun konsequent die formalen Möglichkeiten, die der Rechtsstaat bietet. »Ich fordere nur, was mir zusteht« – mit diesem Satz beginnt eine Folter, deren Instrumente als gesellschaftlich unbedenklich gelten. Dazu gehören unter anderem Rechtsanwaltsschreiben, Klagen, Gerichtstermine, Anschuldigungen, Befragungen von Nachbarn als Zeugen. Nur wenn der narzisstische Sadist glaubt, ohne Zeugen zu sein, zeigt er sein wahres Gesicht. Vollkommen zu Recht ist gerade in den vergangenen Jahren ein Bewusstsein für die Probleme rund um das Thema »Stalking« entstanden, beginnt der Gesetzgeber, sich mit diesem Thema intensiver zu befassen. Die einzige Methode, diesem Teufelskreis zu entkommen, ist, das Spiel des Aggressors zu brechen, wenn man seine Spielregeln durchschaut hat. Denn es handelt sich stets um ein Spiel mit sehr klar definierten Spielregeln. Die Befreiung beginnt damit, auszusteigen und sich in aller
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