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Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind

Titel: Scheisskerle - Warum es immer die Falschen sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Maria Koidl
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Entschiedenheit zu sagen: »Da spiele ich jetzt nicht mehr mit.«

 
     
     
     

 
Warum es immer
die Falschen sind

Vater war der Erste
    K laus ist 42 und ein Mann, der sich nicht sonderlich schnell verliebt. Das hängt einerseits mit seiner unsichtbaren Scheu vor Menschen zusammen, paradoxerweise aber auch damit, dass er in der vorteilhaften Position ist, sich die Frauen eigentlich aussuchen zu können. Seine rhetorischen Fähigkeiten und seine verbale Stärke machen ihn zu einer stark wirkenden Persönlichkeit, die Männer eher abschreckt und Frauen stark anspricht. Die Ausstrahlung von Klaus lässt sich unter dem Stichwort »Luftverdränger« zusammenfassen. An längerfristigen Beziehungen, die eine echte Investition von Gefühlen beinhalten, war er deshalb – bis zu jenem Tag, an dem Christin in sein Leben trat – nicht sonderlich interessiert.
    Christin, 28, eine ruhige, feminin-sinnliche, kluge Frau, ist zirka fünfzehn Jahre jünger; beide lieben sich, doch verschließt sich Klaus vieles, was Christin so macht und tut. Ihm, der sich selten so aktiv um eine Frau bemüht hat, scheint es fast, als könnte er es ihr in keinem Fall recht machen: Kleinste Unaufmerksamkeiten, winzige Stolperfallen im alltäglichen Miteinander arten zu einem ungeahnten Chaos in der Beziehung aus. Zugleichsaugen diese Situationen in erschöpfender Weise Energie aus den beiden.
    Dabei hat die Beziehung ausgesprochen hoffnungsfroh begonnen. Beide waren sehr verliebt, wobei Christin den Eindruck hatte, dass sie weitaus größere Gefühle für Klaus hegte als er für sie. Klaus hingegen hatte den Eindruck, es habe ihn wirklich »erwischt«, und er kümmerte sich wie nie zuvor um seine neue große Liebe. Sein Umfeld war davon entsprechend überrascht, Exfreundinnen brachen sogar in Tränen aus über der Erkenntnis, dass Klaus doch zu »echten« Gefühlen fähig war, aber auch aus Kummer darüber, selbst nicht Ziel dieser Zuneigung geworden zu sein. Doch insgesamt überwog in seinem Freundeskreis und seiner Familie die Freude darüber, dass eine Frau nun also doch das Herz dieses charmanten Eisblocks erobern konnte. »Er kann was fühlen!«, hörte man es durch den langen Flur des Miteinander-Hospitals rufen, und es klang fast so, als hätte man einen Lahmen zum Gehen gebracht.
    Auch Christin spendete die Liebe zu Klaus neuen Mut und Elan. Jedenfalls hatte er ihr mit seinem sicheren Auftreten, seiner charmanten Art, seiner wortgewandten Eloquenz so richtig den Kopf verdreht. Dazwischen spürte sie eine feinfühlige Art, das Bemühen, auf sie einzugehen und sie mit all ihren Problemen zu verstehen. Klaus’ Durchsetzungskraft, der Charme und die Ernsthaftigkeit hatten es ihr angetan. Dennoch hegte sie vom ersten Tag an Zweifel an der gesunden Basis dieser Beziehung. Christin fühlte ein Ungleichgewicht, eine Diskrepanz,die Klaus überhaupt nicht wahrnahm, noch nicht einmal in Ansätzen bemerkte. Da Christin das nur andeutungsweise äußerte, ahnte er nicht, welches Unheil ihm da drohte. Christin war – von Klaus weitestgehend unbemerkt – in eine Fixierung auf ihn verfallen. Dass sie ein beschädigtes Selbstwertgefühl hatte, konnte Klaus nicht erkennen. Der Grund dafür war, dass es einfach nicht zu seinen Stärken gehörte, die Welt anderer Menschen durch deren Augen zu sehen. Recht naiv ging er davon aus, dass alle Menschen über ein ähnlich starkes Selbstwertgefühl verfügten wie er selbst. Natürlich wusste er von Unterschieden und hatte diese auch in der Vergangenheit erlebt. Aber niemals hätte er sich vorstellen können, dass jemand so grundlegende Zweifel am Wert der eigenen Person hegen könnte – Zweifel, die so groß sind, dass sie die Betroffenen zu einem Leben mit anderen Menschen nur ein geschränkt befähigt. Diese Form der lebenslangen Behinderung war Klaus vollkommen fremd. Und so verstand er die Signale nicht, die Christin ihm sendete. Sie waren für ihn schlicht nicht zu entschlüsseln.
    An einem Samstagnachmittag gingen beide in die Hamburger Innenstadt zum Einkaufen. Es war ein schöner Tag, die Sonne brachte die im Spätherbst bunten Blätter der Alleen zum Leuchten, und auf der Außenalster drehten Segelboote im frischen Herbstwind ihre Runden. Klaus und Christin gingen durch die elegante Einkaufsmeile am Neuen Wall. Dabei bemerkte Klaus gar nicht, dass Christin das Gefühl hatte, ihm stets hinterherrennen zu müssen. Aus seiner Sicht ging man gemeinsam,blieb mal hier, mal dort stehen. Christin erlebte das

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