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Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Titel: Schenk mir deinen Atem, Engel ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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plötzlich nahm sein Gesicht einen seltsam abwesenden Ausdruck an. „Sie sind hier“, sagte er mit einer Stimme, die nicht seine eigene zu sein schien. „Sie sind hier!“
    Im nächsten Augenblick brach die Hölle los.
    Der Knall war ohrenbetäubend. Fenster barsten, Splitter regneten auf sie herab, und der Boden unter ihren Füßen vibrierte. Das Ganze kam so plötzlich, dass Faiths Herz vor Schreck einen Schlag aussetzte.
    Ehe sie auch nur einen Gedanken fassen konnte, wurde sie von Jake gepackt und unsanft, aber nicht grob zu Boden gerissen. Er legte sich über sie, um sie zu schützen, und tatsächlich fühlte Faith sich in diesem Augenblick, in dem sie ihm so nah war, vollkommen sicher und geborgen. Es war, als würde von seinem Körper eine geheimnisvolle Energie ausgehen, die alles andere um sie herum ungefährlich erscheinen ließ.
    Mein Gott, dachte sie bestürzt und fasziniert zugleich. Er ist wirklich ein Schutzengel – oder?
    In dem Moment erhob er sich. „Bist du in Ordnung?“, fragte er.
    Sie nickte irritiert und stand ebenfalls auf. Während sie sich den Staub von der Hose strich, sah sie sich um. „Was ist passiert?“, wollte sie wissen.
    „Ich weiß nicht … So etwas wie eine Explosion. Aber nicht hier, sondern … Oh nein!“ Erschrocken sah er Faith an, die gedankenschnell begriff. „Du bleibst hier!“, bestimmte Jake. „Ich bin gleich wieder da!“
    Doch Faith dachte gar nicht daran, seiner Anweisung nachzukommen. Dieser Knall, die Druckwelle … Sie ahnte, was passiert war, spürte es – und hatte Angst. Große Angst.
    Angst um ihre Familie.
    Sie rannte Jake hinterher, wobei sie kaum etwas um sich herum wahrnahm. Sie stolperte mehr, als dass sie lief, und bekam nur mit, dass sie durch eine Tür ins Freie gelangte.
    Dann sah sie das Haus ihrer Eltern und erkannte, dass es unversehrt war.
    Erleichterung breitete sich in ihr aus. Jedoch nur kurz, denn da sah sie, dass das Haus neben ihrem Bungalow alles andere als unversehrt war.
    Es sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen: überall Trümmer, zerbrochene Fenster, Feuer und Rauch.
    Es war schrecklich. Entsetzt wandte Faith den Blick ab und wieder dem Haus zu, in dem sie für die Dauer ihrer Ferien mit Will und ihren Eltern lebte. Erst jetzt erkannte sie, dass draußen vor der Tür jemand stand.
    Ein Junge.
    Will!
    Sofort rannte sie auf ihn zu. Jake folgte ihr und blieb neben ihr stehen, als sie sich vor ihrem Bruder auf den Boden kniete. „Will! Will, was machst du hier? Was ist passiert?“
    „Faith?“ Will sah sie an wie einen Geist. Jake schien er gar nicht zu bemerken. „Ich … war bei Miles. Er wohnt mit seinen Eltern in dem Haus. Dann kamen SIE, und ich …“
    „Wer kam? Will, so sag doch was!“ Sie schüttelte ihn.
    Will sprach weiter: „Die Monster!“, stieß er hervor. „Die Monster!“ In dem Moment sah er über Faiths Schulter hinweg, und seine Augen wurden groß. „Da sind sie wieder!“, schrie er. „Die Monster! Sie kommen!“
    „Was …?“ Faith wusste nicht, wovon ihr Bruder sprach. Irritiert blickte sie sich zum Meer um – und erstarrte!
    Was sie sah, ließ sich mit gewöhnlichen Worten nicht beschreiben. Es war einfach zu grauenhaft. Schauderhafte Kreaturen, schwarz wie die Hölle, die unförmigen Leiber mit glänzenden Schuppen besetzt. Zähne, die scharf wie Rasierklingen im Mondlicht schimmerten. Entsetzliche Klauen, bereit, alles in Fetzen zu reißen, was sich ihnen in den Weg stellte. Und rund um den Bungalow, in dem Wills Freund Miles lebte, waren noch mehr von ihnen. Sie schienen überall zu sein.
    Voller Entsetzen sah sie zwischen der Höllenbrut, die aus dem nachtschwarzen Meer gekrochen kam, und der, die um das zerstörte Haus herum stand, hin und her. Wie viele mochten es sein? Fünf? Sechs? Ein Dutzend? Oder sogar noch mehr? Sie konnte es nicht mit Sicherheit sagen – nur, dass es viele waren.
    Viel zu viele.
    „Jake!“ Keuchend drehte sie sich zu ihm um und krallte sich an seinem Arm fest. Die aufsteigende Panik ließ ihre Stimme kippen. „Oh Gott …!“
    „Ins Haus!“ Er löste sich von ihr – bestimmt, aber nicht unsanft. „Los! Schnapp dir deinen Bruder und lauf ins Haus!“
    Sie zögerte nicht länger, ergriff Will, der bewegungslos dastand und zur Wasserlinie starrte, bei der Hand und zerrte ihn einfach mit sich. Es war, als würde sie eine Puppe hinter sich herschleifen. Seine Bewegungen waren eckig, ungelenk. Als sie die Veranda erreichten, stolperte er mehr die

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