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Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Titel: Schenk mir deinen Atem, Engel ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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ihr irgendetwas zustieß – oder?
    Warum war sie sich da eigentlich so sicher?
    Sie musste an die junge Frau denken, die sie heute Vormittag tot am Strand gefunden hatte. Wie sie laut Auskunft der Polizei umgekommen war. Ein Selbstmord schied aus. Irgendjemand hatte der armen Frau das angetan. Irgendjemand oder irgendetwas. Woher konnte sie wissen, dass Jake es nicht gewesen war? Sie spürte doch, dass er ein düsteres Geheimnis in sich trug. Etwas, dass er vor ihr und dem Rest der Welt verborgen hielt.
    Warum? Etwa weil er ein durchgeknallter Killer war?
    Der Gedanke ließ sie zurückschrecken. Sie taumelte ein paar Schritte rückwärts.
    „Was ist?“, fragte er. Seine Augen schienen von innen heraus zu glühen. „Was hast du?“
    Plötzlich bekam sie es mit der Angst zu tun. Sie kannte ihn nicht. Er hatte sie einmal gerettet, ja, aber bedeutete das zwangsläufig auch, dass sie ihm vertrauen konnte?
    Mit einer Hand tastete sie hinter sich nach dem Griff der Haustür. Als sie ihn endlich gefunden hatte, drückte sie sie auf und schlüpfte hastig durch den Spalt ins Innere des Bungalows. Keine zwei Minuten später lag sie in ihrem Bett und schlief schon bald ein.
    Als sie am nächsten Morgen erwachte, konnte sie sich an nichts von dem, was in dieser Nacht geschehen war, erinnern.

5. KAPITEL
    Er musste mit ihr reden – heute noch!
    Zu diesem Schluss war Jake gekommen, nachdem er die halbe Nacht im früheren Wohnzimmer des Rochester-Hauses auf und ab gegangen war.
    So wie bisher konnte es nicht weitergehen. Er spürte, dass ein Teil von ihr sich vor ihm fürchtete. Nun, vielleicht war das auch kein Wunder. Schließlich passierten, seit sie ihn kennengelernt hatte, ständig irgendwelche schrecklichen Dinge. So wie mit dem Velraq und der toten Frau am Strand. Vermutlich glaubte sie, dass er, Jake, irgendwie in diese Geschehnisse verwickelt war. Und er konnte es ihr nicht einmal verübeln.
    Es war an der Zeit, reinen Tisch zu machen. Jake war sicher, dass er Faith nur auf eine Weise überzeugen konnte, ihm zu vertrauen: indem er ihr die ganze Wahrheit sagte.
    Stellte sich also nur noch die Frage nach dem Wie.
    Er wartete bis zum Abend. Als die Sonne langsam über dem Ärmelkanal versank und die Schatten länger wurden, war Jake einer Antwort auf diese Frage bisher noch nicht näher gekommen. Trotzdem durfte er nicht länger warten. Mit jeder Minute, die verstrich, wuchs das Risiko, dass die Schergen der Finsternis die Identität der reinen Seele herausfanden. Und wenn es erst so weit war, würde keine Zeit für Erklärungen mehr bleiben.
    Er schloss die Augen und streckte seine geistigen Fühler aus. Es war einer der Vorteile seines früheren Schutzengeldaseins, dass er immer noch spüren konnte, ob es seinem Schützling gut ging. Ein weiterer lag darin, dass er auf diese Weise Kontakt zu „seinem“ Menschen aufnehmen konnte. Allerdings tat er das nur sehr ungern, da ihm die beschränkte Gedankenwelt der meisten Menschen absolut zuwider war.
    Als er Faiths Seele berührte, zog er sich rasch wieder zurück. Er wollte sie nicht erschrecken, sondern ihr lediglich eine Botschaft zukommen lassen.
    Keine fünf Minuten später hörte er am leisen Knarren der Stufen, dass jemand die Verandatreppe des Rochester-Hauses hinaufstieg.
    Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen.
    Es hatte funktioniert.
    Sie kam.
    Zaghaft klopfte es an der Tür, die so schief im Schloss hing, dass sie nicht mehr richtig schloss. Quietschend schwang sie ein Stück weit auf.
    „Hallo?“ Faiths Stimme hallte von den kahlen Wänden des leeren Hauses wider. „Ist irgendjemand hier?“
    Jake trat aus der Dunkelheit ins Mondlicht, das durch die offene Tür in den Raum strömte. Er hörte Faith scharf einatmen.
    „Da bist du ja“, sagte er und streckte ihr die Hand entgegen. „Ich habe dich bereits erwartet.“
    Wenn sie überrascht war, dann ließ sie es sich nicht anmerken. „Hier wohnst du?“ Skeptisch blickte sie sich um. „Nicht besonders anheimelnd …“
    „Nun, es könnte schlimmer sein. In den Zwischenwänden lebt eine Mäusefamilie – so bin ich wenigstens nie allein.“ Menschlicher Humor war nicht unbedingt seine besondere Stärke, und ihr Blick verriet ihm, dass er es auch dieses Mal vermasselt hatte. Er räusperte sich. „Faith, wir müssen reden. Es gibt da ein paar Dinge, die du unbedingt erfahren solltest.“
    „Wenn du mir jetzt wieder sagen willst, dass ich mit dir von hier verschwinden soll – vergiss es. Ich

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