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Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Titel: Schenk mir deinen Atem, Engel ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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Stufen hoch, als dass er lief.
    „Komm schon“, drängte Faith und half ihm, so gut sie konnte. Sie riss die Haustür auf und schob ihren Bruder ins Innere des Bungalows. Sie selbst blieb in der Tür stehen, drehte sich um und erschrak.
    Diese Monster mochten unbeweglich erscheinen, doch in der kurzen Zeit, die Will und sie gebraucht hatten, um zum Haus zu gelangen, hatten sie bereits die halbe Strecke über den Strand zurückgelegt. Dabei konnte sie nicht wirklich erkennen, wie sie sich bewegten. Rasch verwarf sie den Gedanken, als sie ein trockenes Würgen in der Kehle spürte.
    „Jake!“, stieß sie atemlos hervor.
    Er stand immer noch genau dort, wo sie ihn zurückgelassen hatten. Scheinbar furchtlos blickte er den Höllenkreaturen entgegen, die ihn nun fast erreicht hatten.
    Faith spürte, wie ihr das Blut in den Adern gefror. Was hatte er vor? Wollte er sich allein gegen diese Übermacht stellen? Das war Wahnsinn! Und zudem vollkommen sinnlos, denn wenn sie Jake erst einmal überrannt hatten, würden sie als Nächstes zum Bungalow gelangen. Und Faith glaubte nicht, dass irgendwelche Türen oder Fenster, ja, nicht einmal Wände sie und ihre Familie vor diesen schrecklichen Wesen verteidigen konnten.
    Was sollte sie tun? Gab es irgendetwas, das sie tun konnte, um Jake zu helfen? Doch sie wusste, dass er das nicht wollen würde. Er hatte Will und sie weggeschickt, um sie in Sicherheit zu bringen. Um sie zu beschützen.
    Denn genau das war seine Aufgabe: Er war ihr Schutzengel.
    Ein hysterisches Kichern kroch ihre Kehle hinauf, doch sie schluckte es hinunter. Jetzt nicht, rief sie sich selbst zur Ordnung. Wenn du jetzt durchdrehst, seid ihr alle verloren! Denk nach! Was erwartet Jake von dir?
    Und dann – mit einem Mal – erschien ihr die Antwort so klar, so logisch, dass sie kaum fassen konnte, so lange darüber nachgedacht zu haben. Jake würde diese Monster aufhalten, bis es ihm nicht mehr möglich war. Wenn es so weit war, durfte keiner von ihnen mehr im Haus sein. Dafür musste Faith sorgen.
    Sie stürzte ins Haus. Will hatte sich die ganze Zeit nicht gerührt. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er ins Leere, sprach kein Wort und schien überhaupt nicht mehr mitzubekommen, was um ihn herum geschah. Faith machte sich Sorgen um ihn. Doch jetzt war nicht der Zeitpunkt, sich damit zu beschäftigen. Sie packte ihn am Arm und zog ihn mit sich zum Zimmer ihrer Eltern.
    Sie wusste ganz genau, was sie tun musste: ihre Familie hier herausbringen, ehe die Monster den Bungalow erreichten.
    „Mom, Dad!“, rief sie und stürmte ins Elternschlafzimmer, erstaunt darüber, dass ihre Mutter und ihr Vater nicht längst aufgewacht waren, bei all dem Lärm und dem Durcheinander. Doch Faith musste sie sogar schütteln, ehe sie endlich die Augen aufschlugen. Sie schienen tief und fest geschlafen zu haben und blinzelten verwirrt, als sie ihre Tochter erblickten. Es schien ihr fast so, als seien sie irgendwie betäubt worden, auch wenn Faith sich nicht erklären konnte, wie das möglich war.
    „Was ist los?“, fragte ihr Vater. Seine Stimme klang schläfrig. Er schaffte es kaum, seine Augen offen zu halten.
    „Wir müssen raus hier“, drängte Faith. „Es … es hat eine Gasexplosion oder so gegeben. Im Haus nebenan! Kommt, schnell!“
    Augenblicklich waren Mr und Mrs Moningham hellwach. „Bitte, ihr müsst euch beeilen! Kommt!“
    „Was ist mit deinem Bruder?“
    „Später!“
    Sie eilte zurück in den Flur. Durch das Fenster konnte sie sehen, dass die Monster Jake inzwischen fast erreicht hatten. Panik schnürte ihr die Kehle zu, sie konnte kaum mehr atmen. Sie wollte Jake zurufen, dass er laufen sollte. Weg von den Monstern! Sich in Sicherheit bringen. Doch sie wusste, dass er nicht auf sie hören würde.
    Niemals.
    Tränen schossen ihr in die Augen.
    Verflucht, er würde sterben, wenn er auch nur ein paar Sekunden länger dort stehen blieb! Sie wollte das nicht! Allein der Gedanke daran ließ ihr Herz einen Schlag aussetzen. Sie wollte ihn nicht verlieren!
    Vielleicht war es merkwürdig, so über einen Jungen zu denken, über den sie so gut wie nichts wusste – abgesehen davon, dass er seiner Aussage zufolge ihr Schutzengel war. Aber genau so war es. Sie wollte, dass er bei ihr blieb. Wollte ihn kennenlernen, mehr über ihn erfahren und …
    Ja – und was?
    Sie würde es wohl niemals herausfinden. Ein gequältes Stöhnen entrang sich ihrer Kehle, als die Höllenkreaturen ihn erreichten. Verzweifelt

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