Schenk mir deinen Atem, Engel ...
silbernen Griff in die offene Wunde im Brustkorb des Gegners zu rammen.
Als der Werwolf begriff, was passiert war, ließ er abrupt von Faith ab und starrte an sich hinunter. Sein Blick: ungläubig. Unfähig zu begreifen, dass dies das Ende war. Dann keuchte die Kreatur auf, ihre Knie knickten ein, und sie sackte zu Boden. Ein heftiges Zucken durchlief ihren ganzen Körper, bis sie schließlich still dalag und mit gebrochenen Augen zum Himmel emporstarrte.
Jake trat vor, zog das Messer an der Klinge aus der Wunde und wischte Schaft und Griff am zottigen Fell der Kreatur ab, ehe er die Waffe zurück in seinen Stiefel steckte.
Dann wandte er sich Faith zu, die zitternd und schluchzend am Boden saß. „Alles okay bei dir?“, fragte er und umfasste ihre Schultern mit beiden Händen.
Faith schaute ihn flehend an. „Wie lange soll das noch so weitergehen?“ Sie war immer noch schockiert von dem, was sie gerade hatte miterleben müssen. „Wie lange? Sag es mir!“
Er trat näher an sie heran. „Das liegt ganz in deiner Hand, kleine Faith“, sagte er und strich ihr mit der Hand übers Haar. „Du kannst es beenden – jederzeit. Du musst nur mit mir kommen.“
„Mit dir? Aber wohin denn? Wohin willst du mit mir gehen?“
Er schüttelte den Kopf. „Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen. Aber ich kann dir versprechen, dass dir dort, wo ich dich hinbringen werde, nichts passieren wird.“ Er blickte ihr tief in die Augen. „Also sag mir, Faith: Willst du, dass das alles aufhört? Willst du, dass diese Monster nicht wiederkehren?“
Sie nickte heftig.
„Dann vertrau mir und komm mit mir.“
„Ich … Aber … Das kann nicht sein, Jake! Ich kann unmöglich diese Person sein, nach der du suchst. Ich … Ich bin nicht so gut, verstehst du?“
Jake schaute sie an. Sie war sehr blass, noch blasser als sonst. Das helle Haar hing ihr in wirren Strähnen ins Gesicht. „Du musst es sein“, sagte er. „Ich habe es gespürt.“
Faith bemerkte, dass er nicht sagte, dass er es jetzt spürte. Jetzt, in diesem Augenblick. Doch er schien so verdammt sicher zu sein, und außerdem waren da diese Monster, die ganz offensichtlich hinter ihr her waren …
Tränen traten ihr in die Augen. „Meine Eltern! Will! Jake, ich kann meine Familie nicht alleinlassen. Was, wenn ihnen etwas passiert, weil ich weg bin?“
„Begreifst du denn nicht, Faith? Gerade dann wird ihnen nichts passieren. Wenn du mit mir gehst, sind sie außer Gefahr. Diese schrecklichen Wesen wollen dich , nicht deine Familie. Sobald sie dich nicht mehr haben können, müssen sie ihre Niederlage akzeptieren. Sie hätten nichts davon, deiner Familie etwas zu tun. Komm mit mir und schütze deine Familie – jetzt sofort!“
Faith erwiderte seinen Blick und erkannte, dass er recht hatte. Sie wusste nicht, warum – schließlich kannte sie Jake gar nicht richtig –, aber sie spürte, dass sie ihm vertrauen konnte.
Vertrauen musste .
Und deshalb wusste sie, dass ihr keine andere Wahl blieb: Sie musste mit Jake gehen. Was immer sie an dem Ort, zu dem er sie brachte, auch erwarten mochte – wichtig war nur, dass sie damit ihrer Familie helfen konnte. Was aus ihr selbst wurde, war unwichtig; sie war ohnehin krank und würde vermutlich nur noch fünf bis zehn Jahre leben. Und wenn sie mit der Zeit, die ihr noch blieb, etwas Gutes anfangen konnte, dann war ihr das nur recht.
„Ich … muss mich von ihnen verabschieden.“ Sie wusste nicht einmal, ob sie die Worte wirklich laut ausgesprochen oder sie lediglich gedacht hatte. Doch Jake hatte sie verstanden und schüttelte den Kopf.
„Was willst du ihnen denn sagen? Nein, ich denke, es ist besser, wenn du jetzt einfach mit mir kommst.“ Er deutete auf das Blatt Papier, auf dem die ersten Zeilen des Tagebucheintrags standen, mit dem sie vorhin begonnen hatte. Es war zusammen mit dem anderen Inhalt ihrer Tasche auf dem Boden gelandet, als der Wolfsmensch sie überwältigt hatte. „Wenn du willst, schreib ihnen etwas auf. Aber fass dich kurz. Je eher wir uns auf den Weg machen, desto besser. Wir geben den Zettel einfach am Empfang ab, mit der Bitte, ihn an deine Eltern weiterzuleiten.“
Sie bückte sich, sammelte ihre Sachen vom Asphalt auf und hängte sich die Tasche über die Schulter. Stift und Papier hatte sie draußen behalten. Zögernd schwebte die Mine des Kugelschreibers nun über dem Blatt.
Was sollte sie schreiben?
Wie sollte sie ihren Eltern mit wenigen Sätzen erklären, dass sie fortging
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