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Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Schenk mir deinen Atem, Engel ...

Titel: Schenk mir deinen Atem, Engel ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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geworden, dass es mehr gab als das.
    Sehr viel mehr.
    Die Begegnung mit Faith hatte sein Dasein in ein Chaos gestürzt. Die Welt, wie er sie kannte, war wie ein Kartenhaus in sich zusammengestürzt. Dinge, die er als gegeben akzeptiert, die er für selbstverständlich gehalten hatte, stellten sich mit einem Mal vollkommen anders dar. Doch zu seiner eigenen Überraschung war es genau dieses Chaos, das er wollte. Nach dem er sich verzweifelt sehnte. Jetzt, wo er es kannte, wollte er es niemals wieder entbehren.
    Doch so, wie die Dinge standen, musste er Faith den Angeli übergeben.
    Sie war die reine Seele. Sie würde die Menschheit zurück ins Licht führen und die Mächte der Finsternis für alle Zeiten besiegen. Wie konnte er da irgendwelche Ansprüche stellen? Ausgerechnet er?
    Und er musste auch an sie denken. Faith war hier nicht sicher. Die Angeli würden sie an einen geheimen Ort bringen, wo sie beschützt würde, bis die Zeit gekommen war.
    Jake würde sie niemals wiedersehen.
    Du wirst sie vergessen. Warte, bis du wieder ins Elysium zurückgekehrt bist. Das ist es doch, was du immer wolltest, oder? Diesem elenden Jammertal den Rücken kehren, in dem du seit deiner Verbannung zu leben gezwungen bist. Noch einmal neu anfangen, unter deinesgleichen.
    Doch seltsamerweise half ihm dieser Gedanke nicht, das ungute Gefühl abzuschütteln, das in ihm aufkam, wenn er an seinen bevorstehenden Abschied von Faith dachte.
    Verdammt!
    Ein Teil von ihm drängte darauf, einfach den Zündschlüssel umzudrehen, den Rückwärtsgang einzulegen und mit ihr davonzufahren. Notfalls sogar bis ans andere Ende der Welt.
    Doch was sollte das bringen? Die dunkle Seite würde sie überall aufspüren. Es wäre ein Leben auf der Flucht. Ständig mit der Angst im Nacken, entdeckt zu werden. Wollte er das? Wollte er das für Faith?
    Ein paar Minuten verstrichen, und ehe er zu einer endgültigen Entscheidung gekommen war, wurde sie ihm bereits abgenommen. Er bemerkte das Flirren in der Luft, sah das sanfte Leuchten, das ihr Kommen ankündigte. Dann waren sie da.
    Neben ihm schnappte Faith erstaunt nach Luft. Er spürte, wie sie sich versteifte. „Was …?“
    „Es ist so weit“, sagte Jake und öffnete die Tür. Er stieg aus, ging um das Auto herum und blieb neben Faith stehen, die gerade aus dem Wagen kletterte.
    Er vermied es, sie anzuschauen. Es war auch nicht nötig. Er konnte ihre Unsicherheit so deutlich spüren, als wäre sie seine eigene. Ihr Herz, das wie wild klopfte, ihren rasenden Puls und den Drang, sich umzudrehen und wegzulaufen, den sie nur mit Mühe unterdrückte.
    All das fühlte sie – und er ebenfalls.
    Ohne darüber nachzudenken, ergriff er ihre Hand. Ihre Finger waren eiskalt und klamm, doch sie erwiderte seinen Händedruck mit einem kleinen, nervösen Lächeln.
    Es waren insgesamt drei. Allesamt Cherubim, jene Engel, die als Vermittler zwischen Gott und den Menschen fungierten und deren Körper von innen heraus zu strahlen schienen.
    Sie blickten in ihre Richtung. Ihre Gesichter entspannt, gelassen, doch Jake spürte nichtsdestotrotz die unterschwellige Anspannung, die in der Luft lag. Er runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte nicht.
    „Wo hast du sie?“, fragte einer der Cherubim nach einer kurzen Weile. „Und warum hast du dieses Mädchen hergebracht?“
    „Was? Aber …!“ Fassungslos starrte Jake sie an. Es dauerte einen Augenblick, bis die Erkenntnis zu ihm durchdrang. Dann traf sie ihn mit der Wucht eines Vorschlaghammers.
    Faith – sie war nicht die reine Seele.
    Will hatte nicht geschlafen, sondern nur so getan, als seine Eltern bei ihm im Zimmer gewesen waren. Er war schon die ganze Zeit wach und bekam all das mit, was um ihn herum geschah. Doch es kam ihm seltsam unwirklich vor, so als würde er sich in einem merkwürdigen Traum befinden, aus dem er einfach nicht erwachen konnte.
    Aber das hier war kein Traum, sondern die Realität. Und immer, wenn er die Augen schloss, sah er sie vor sich.
    Die Monster.
    Er schauderte.
    Wie oft hatte er sich heimlich ins Wohnzimmer geschlichen, wenn seine Eltern abends ausgegangen waren und Faith sich irgendwelche Horrorfilme auf DVD angesehen hatte. Werwölfe, Vampire, Aliens – er kannte das alles aus Filmen und Büchern. Doch nichts ließ sich mit dem vergleichen, was er selbst erlebt hatte. Was er mit eigenen Augen gesehen hatte, als er den Bungalow verließ, um seinem Freund Miles einen abendlichen Besuch abzustatten.
    Kreaturen, die geradewegs aus der

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