Schenk mir diese Nacht
Körper liebkosen zu können.
Er hob den Kopf, als Gaye sich mit dem Reißverschluss abmühte. "Lass mich das machen." Sanft drehte er sie so, dass sie ihm den Rücken zuwandte. "Erledigt." Er strich ihr das wirre Haar aus dem Gesicht. "Es muss ja niemand wissen."
Aber Gaye wusste es. Sie würde es wahrscheinlich nie vergessen. Noch immer glaubte sie, seine Hände und seine Zunge zu fühlen...
"Nein", bestätigte sie und setzte sich auf. Gerade rechtzeitig, wie es schien, denn sie hörte, wie die Vordertür geöffnet wurde und ihre Mutter über eine Äußerung von Ben lachte.
Das ältere Paar ließ sich viel Zeit, um die Halle zu durchqueren. Gaye wurde die dunkle Ahnung nicht los, dass Bens witzige Bemerkung etwas mit Jonathan und ihr selbst zu tun hatte. Ihre Wangen glühten vor Scham, als ihr klar wurde, dass ihre Mutter und Ben vermutlich genau wussten, was passiert war. War es so offensichtlich, dass sie sich zu Jonathan hingezogen fühlte?
Sie stand auf und ging einige Schritte beiseite. Jonathan blieb sitzen und zog sich in aller Ruhe das Jackett an. Gaye wagte nicht, ihn anzuschauen.
Er erhob sich erst, als das ältere Paar das Zimmer betrat. "Ich wollte gerade aufbrechen", verkündete er.
Das war Gaye neu. Bis vor wenigen Minuten hatte er den Eindruck erweckt, als wollte er unbedingt bleiben. Zumindest für eine Nacht!
Ben musterte seinen Freund prüfend. "Marilyn wollte uns noch einen Kaffee machen."
"Für mich nicht. Danke." Jonathan lächelte versöhnlich, um der Ablehnung die Schärfe zu nehmen.
Allerdings lächelte er dabei ihre Mutter an ... Er schien es ebenso so sorgsam zu vermeiden, Gaye anzusehen, wie sie es vermied, zu ihm hinüberzublicken.
"Ich habe morgen früh einen Termin", fuhr er fort. "Ich muss also ausgeschlafen sein. Nein, du brauchst mich nicht zur Tür zu bringen, Gaye", wehrte er ab, als sie genau dies tun wollte. "Ich finde allein hinaus. Vielen Dank für den schönen Abend", fügte er höflich hinzu.
Es war allerdings nur eine Floskel, denn als er es sagte, war er bereits auf dem Weg zur Tür. Als könnte er es nicht erwarten, von hier zu verschwinden ...
Und dann ging er, ohne Gaye zu verraten, wann - und vor allen Dingen ob - er sie wiedersehen würde!
12. KAPITEL
Jonathan bekam es allmählich mit der Angst zu tun.
Und das war allein Bens Schuld.
Er fand, dass er sich ziemlich gut von dem Schock erholt hatte, den ihm der Anblick von Richard Cravens Blumen versetzt hatte. Seine Erleichterung war grenzenlos gewesen, als er gehört hatte, dass die Rosen für Marilyn und nicht für Gaye bestimmt waren und Richard sich offenbar entschlossen hatte, Marilyn nicht in seinem Stück auftreten zu lassen. Ja, er hatte sich wirklich gut davon erholt, hatte sich auf dem Weg zum Restaurant sogar halbwegs normal mit Gaye unterhalten können, das Essen selbst war ganz erfolgreich verlaufen - bis Ben ihm schließlich etwas eröffnet hatte, das Jonathan völlig aus der Bahn geworfen hatte.
Vor dem Kaffee hatten die Damen sich kurz in den
Waschraum zurückgezogen, und Ben hatte die Gelegenheit genutzt, Jonathan seelenruhig zu empfehlen, seinen besten Anzug in die Reinigung zu bringen - sobald Marilyn sich wieder erholt habe, beabsichtige er, sie zu heiraten.
Jonathan kannte Ben seit Jahren und hatte die Freundschaft mit ihm nach Sams Tod fortgesetzt. Nie hatte er erlebt, dass der ältere Mann sich ernsthaft für eine Frau interessiert hätte - das Scheitern seiner Ehe hatte Ben vorsichtig gemacht. Dennoch zweifelte Jonathan keine Sekunde an Bens Hochzeitsplänen.
Irgendwie kam es Jonathan vor, als wären alle Menschen, die er zu kennen geglaubt hatte, plötzlich nicht mehr die, für die er sie gehalten hatte. Erst hatte Jarrett sich in Abbie verliebt, und nun war Ben in Marilyn vernarrt. Insgeheim befürchtete Jonathan, ihm könnte etwas Ähnliches passieren. Er war besorgt. Verunsichert. Und, wie er sich zerknirscht eingestand, ärgerlich. In dieser Gemütsverfassung hatte er Gaye nach Hause gebracht und versucht, sie zu verführen!
Er konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor so verwirrt gewesen zu sein. Einerseits schämte er sich seiner Taten, andererseits hatte er nicht vor, sie dafür um Verzeihung zu bitten. Eine Entschuldigung hätte nämlich notwendigerweise zur, Folge gehabt, dass er seine Motive erklären musste - und das war etwas, wozu er nicht die geringste Lust hatte!
Wenn er nur nicht pausenlos das Gefühl gehabt hätte, ihn würde der traurige Blick aus grünen
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