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Schenk mir mehr als diese Nacht

Schenk mir mehr als diese Nacht

Titel: Schenk mir mehr als diese Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abby Green
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sein Penthouse geplatzt war. Sie hätte ihn gern gefragt, warum er sich ständig derart überstrapazierte, doch das ließ er ja nicht zu. Außerdem hätte sie liebend gern gewusst, warum es im ganzen Apartment kein einziges Bild von irgendeinem Familienmitglied gab.
    Voller Sehnsucht dachte sie an ihr eigenes, ein wenig chaotisches Zuhause in Indien, wo man sich kaum bewegen konnte, ohne einen der zahlreichen, gerahmten Familienschnappschüsse von Wänden oder Kommoden zu reißen.
    Ohne Daniel, der glücklicherweise nur eine Etage unter ihnen wohnte, würde sie in Sebastians sterilem Penthouse vor Einsamkeit sterben!
    In ihrer Verzweiflung hatte sie Sebastian eines Abends das Buch über den Verlauf einer Schwangerschaft zum Lesen angeboten, es aber gleich wieder hinter dem Rücken versteckt, als er sie fassungslos ansah. Dabei hatte sie gehofft, ihm beim Austausch über die aufregenden Veränderungen in ihrer beider Leben endlich ein wenig näherkommen zu können.
    Gut, das Baby war nicht geplant gewesen! Und ihr erzwungenes Zusammenleben war auch nicht gerade die typische Elternkonstellation. Aber eine derart vehemente Ablehnung von seiner Seite musste einen tieferen Grund haben als den reinen Überraschungseffekt.
    Wenn Sebastian doch nur mit mir reden würde!
    Daniel hatte sich längst in sein eigenes Reich zurückgezogen, und Aneesa lag in ihrem Bett, während Sebastian am Fenster seines Arbeitszimmers stand. Ernst starrte er auf das nächtliche London hinunter, wo sich Millionen Menschen mit den unterschiedlichsten Lebensgeschichten tummelten.
    Die letzten Tage waren eine einzige Tortur für ihn gewesen. Aneesa in seinem Apartment, ständig in seiner Nähe und ständig neugierig auf sein Leben und seine Vergangenheit! Und dann ihr verführerischer Duft, der ihm die Sinne vernebelte! Er sah sich selbst hinter der Tür stehen, den Atem anhalten und ihrem leicht rauen Lachen lauschen, wenn sie mit Daniel plauderte.
    Langsam fragte er sich, ob er den Verstand verlor. Schon unter dem Bombardement ihrer Fragen neulich Abend hatte er sich wie ein Tier in der Falle gefühlt. Sie drückte so viele Knöpfe auf einmal, dass er alle Selbstbeherrschung aufbieten musste, um sie nicht einfach auf die Straße zu setzen.
    Und gleichzeitig konnte er sich nicht vorstellen, auf die sichtbaren Veränderungen zu verzichten, die sich ganz leise und unbemerkt mit ihr in sein Zuhause eingeschlichen hatten. Hier ein frischer Strauß Blumen, der die steril wirkende Eingangshalle zum Leuchten brachte, dort ein weicher Kaschmirschal, lässig über die Lehne seines Designersofas geworfen, oder ein Paar Sneakers, klein genug, dass sie einem Teenager gehören konnten!
    Beim Anblick der schlichten Sportschuhe überfielen ihn zu allem Überfluss erotische Erinnerungen an jene Nacht, in der er ihre schmalen mit Henna bemalten Füße geküsst hatte …
    Die Idee, sich mit einer anderen Gespielin von Aneesas allgegenwärtigen Reizen abzulenken, war schlichtweg nicht praktikabel. Und auch wenn sie nicht in seiner Nähe war, beherrschte sie jeden schlaflosen Moment seines Daseins. Er sah sie vor sich, wenn er endlose Bahnen im Pool schwamm oder seine unausgegorenen Aggressionen am Boxsack austobte.
    Doch keiner von all den Versuchen, sich auszupowern, brachte Sebastian die ersehnte Erleichterung.
    Und dann die notwendigen Arrangements mit Ärzten und Kliniken wegen des Babys! Sie machten das Ganze so … real und unwiderruflich, obwohl ihm alles immer noch wie ein wilder Traum erschien, aus dem er so schnell wie möglich aufwachen wollte.
    Dabei beneidete er Aneesa um das unsichtbare, dafür aber intensiv spürbare Band, das sie mit seinem … mit ihrem gemeinsamen Kind knüpfte. Er selbst fühlte sich eher als Voyeur und nicht als werdender Vater, wenn er aus den Augenwinkeln beobachtete, wie ihre Züge weicher wurden und sich geradezu verklärten, sobald sie die Hand auf die zarte Wölbung ihres Bauchs legte.
    Ob die Grausamkeit und Herrschsüchtigkeit seines Vaters auch irgendwo in seinen Genen verborgen lag? Und wer garantierte, dass sein Kind nicht irgendwann unter den gleichen zerstörerischen Depressionen leiden würde wie seine hypersensible Mutter?
    Sebastian hatte in seinem Leben nie so etwas wie Liebe und Stabilität erfahren. Wie sollte er dann derartige Gefühle weitergeben können? Schon jetzt brachte die Verwirrung, in die Aneesas Schwangerschaft ihn gestürzt hatte, die qualvollen Albträume zurück, die er überwunden geglaubt

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