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Schenk mir mehr als diese Nacht

Schenk mir mehr als diese Nacht

Titel: Schenk mir mehr als diese Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abby Green
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gleichzeitig den Kopf. „Ich bereue höchstens meine sträfliche Naivität und Dummheit, und vermissen tue ich absolut nichts zu meiner eigenen Überraschung. Bevor ich mich in mein eigenes Spiegelbild verliebt habe, wollte ich Ärztin werden. Alle nötigen Abschlüsse und Voraussetzungen hatte ich bereits erfüllt … Als ich mich dann plötzlich umentschied, haben meine Eltern mich auch dabei unterstützt, so wie sie immer an meiner Seite standen. Und wie habe ich es ihnen gedankt?“
    Ihre Stimme zitterte nun deutlich. Zu ihrer Überraschung beugte Sebastian sich vor und legte freundlich seine große warme Hand über ihre verkrampften Finger. „Es bringt gar nichts, wenn du dich immer wieder selbst anklagst. Sagtest du nicht, du hättest sie längst für alles entschädigt?“
    „Vielleicht hast du recht …“
    Da sie den Kopf gesenkt hielt, sah sie nicht, wie sich sein Blick verdüsterte, als sie ihm ihre Hände entzog.
    Und wieder war es Daniel, der die angespannte Situation rettete, indem er ihnen heißen Kaffee und Tee kredenzte und das gebrauchte Geschirr mitnahm. Sebastian schenkte für sie beide ein und bedeutete Aneesa mit einem Kopfnicken, dass sie die Getränke auch im Wohnzimmer einnehmen könnten.
    Sie wählte einen der Sessel, der am weitesten von der Couch entfernt stand, auf der Sebastian sich niederließ und die langen Beine bequem von sich streckte.
    „Und was ist mit dir?“, fragte sie hastig, bevor diese kaum zu ertragende Spannung wieder zwischen ihnen aufflammte. „Wie bist du im Hotelbusiness gelandet?“
    Da war er wieder, der Druck in seiner Brust – wie immer, wenn ihn jemand nach seiner Vergangenheit und womöglich nach seiner Familie fragte. Aber hatte er Aneesa nicht auch mit Fragen gelöchert und fühlte er sich nicht noch wie betäubt von ihren überraschenden Eröffnungen?
    Nervös fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. „Als ich noch sehr klein war, wurden meine Geschwister und ich anlässlich eines Geburtstags zum Essen in ein Hotel ausgeführt. Es war das beste Hotel in London, und ich hatte so etwas noch nie zuvor gesehen.“
    Dass es ihn hauptsächlich deshalb beeindruckt hatte, weil es ihm im Gegensatz zu ihrem düsteren, chaotischen Leben in Wolfe Manor so ruhig, sauber und würdevoll erschienen war, behielt er für sich. Und auch, dass sein Vater irgendwann vom Personal diskret in eine Suite gebracht worden war, wo er seinen Rausch ausschlafen konnte, nachdem er sich sinnlos betrunken hatte.
    Für Sebastian war es wie eine Offenbarung gewesen zu sehen, dass jemand es fertigbrachte, seinen unberechenbaren Erzeuger samt seinem peinlichen Benehmen einfach von der Bildfläche verschwinden zu lassen.
    Fortan war er entschlossen gewesen, diese Art von Kontrolle zu erlangen. Und als er älter wurde, wollte er sie besitzen . Das war ihm schließlich gelungen, sogar im großen Stil. Ironischerweise konnte er sich allerdings nicht daran erinnern, sich jemals so schwach und ausgeliefert gefühlt zu haben wie in diesem Moment.
    „Später habe ich Betriebswirtschaft und Finanzwesen studiert, und sobald ich meinen Erbteil am Familienvermögen bekommen hatte, habe ich ein Hotel in London gekauft. Zu dem Zeitpunkt war es nicht mehr als ein baufälliges Überbleibsel der viktorianischen Ära. Es stand neben einer Kirche, und ich erkannte auf Anhieb das Potenzial, das in dem alten Gemäuer steckte, sowohl als Standesamt inklusive romantischer Hochzeitskapelle wie als modernes Luxushotel mit dem unverwechselbaren Flair eines vergangenen Jahrhunderts. Zum Glück konnte ich auf ein exzellentes Architekten- und Designerteam zurückgreifen, das mir geholfen hat, meinen Traum zu verwirklichen. Und nachdem der erste Coup gelungen war, folgten weitere Hotels rund um den Globus.“
    Die ganze Zeit über hatte Aneesa ihn nicht aus den Augen gelassen. Trotz seiner ziemlich emotionalen Ausführungen wirkte Sebastians Miene verschlossen und sein Blick fast abweisend.
    „Was für eine grandiose Leistung“, meinte sie bewundernd. „Du musst damals noch ziemlich jung gewesen sein.“
    Für einen Sekundenbruchteil blitzte es in den blauen Augen auf.
    Was ist nur los mit mir? fragte sich Sebastian und versuchte, das warme Gefühl in seiner Brust zu ignorieren, das Aneesas unerwartetes Lob auslöste. Es war ja nicht so, dass er für seinen Erfolg nicht seit Jahren überschwängliche Komplimente von allen Seiten erntete. Ganz abgesehen von den zahllosen Architekturpreisen wegen des besonderen Stils,

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