Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
Verantwortlichkeiten und Pflichten hatten auf ihr gelastet. Sie hatte alle Aufgaben mit Sorgfalt erfüllt. Aber ihre mädchenhaften Träume waren dabei auf der Strecke geblieben.
Ich werde mit Demetrios Savas zu Abend essen, dachte Anny. Allein der Gedanke daran ließ ein schwindelerregendes Glücksgefühl in ihr aufsteigen. Es war berauschend, beinahe unwirklich.
Was würde wohl Gerard dazu sagen?
Eigentlich wusste sie es schon. Er würde erstaunt und mit majestätisch erhabenem Blick freundlich fragen: „Wer?“
Vielleicht unterschätzte sie ihn aber auch. Vielleicht wusste er, wer Demetrios ist. Dass seine zukünftige Ehefrau mit ihm ausging, lag aber sicherlich außerhalb seiner Vorstellungskraft. Nicht, dass es ihm etwas ausmachen würde. Oder er eine Bedrohung darin sehen könnte.
Dafür gab es auch keinen Grund – sie hatte ja nicht vor, mit Demetrios durchzubrennen.
Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass, während sie ihren Gedanken nachgehangen hatte, die Menschenmenge um Demetrios herum immer größer geworden war. Noch immer prasselten von allen Seiten Fragen auf ihn nieder, und er ließ weiterhin seinen Charme spielen. Doch plötzlich warf er ihr einen hilfesuchenden Blick zu.
Anny zuckte lächelnd die Schultern. Der Ansturm schien kein Ende zu nehmen. Erneut trafen sich ihre Blicke, und lautlos formte er ein Wort mit seinen Lippen. „Taxi?“
Sie nickte und begann die Straße abzusuchen. Als sie schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte, erschien endlich ein leeres Taxi an der Ecke. Anny sprintete los.
„Demetrios!“
Er schaute auf, sah das Taxi, entschuldigte sich lächelnd von den unzähligen Fans und schaffte es, in Sekundenschnelle zu ihr in den Wagen zu springen.
„Entschuldige, manchmal ist es der pure Wahnsinn!“
„Das habe ich gemerkt“, antworte Anny mit einem ironischen Grinsen.
„Es gehört einfach dazu. Normalerweise meinen sie es nicht böse. Sie haben Interesse, und sie schenken mir Zuneigung. Und das weiß ich zu schätzen. Außerdem zahlen sie ja auch indirekt mein Gehalt. Ich bin es ihnen schuldig.“ Demetrios ließ sich müde in die Rückbank des Taxis fallen. „Solange es um meine Arbeit geht, ist es auch okay.“ Einen Moment lang schien er mit seinen Gedanken weit weg zu sein, aber dann fuhr er sich mit einer Hand durch das dunkle Haar und sagte sachlich: „Manchmal ist das alles etwas überwältigend.“
„Vor allem, wenn du eine Zeit lang aus dem Trubel raus warst.“
Er musterte sie mit einem prüfenden Blick, und Anny fürchtete, dass sie die Grenzen der Diskretion überschritten hatte. Aber er erwiderte gelassen: „Ja, vor allem, wenn du eine Zeit lang aus dem Trubel raus warst.“
Der Taxifahrer, der geduldig gewartet hatte, fing ihren Blick im Rückspiegel und fragte, wohin sie wollten.
Demetrios konnte offensichtlich etwas Französisch, denn er fragte Anny sofort: „Wo wollen wir hin? Mir wäre ein ruhiger Ort ganz lieb.“
„Bist du schon hungrig?“
„Nicht wirklich. Ich bin nur nicht in Stimmung für Paparazzi. Hast du einen Vorschlag?“
„Für das Abendessen ja. Ich kenne ein nettes kleines Restaurant im Altstadtviertel Le Suquet, in das sich nur wenige Touristen verirren.“ Anny schaute Demetrios nachdenklich an. In ihrem Kopf schien sich eine Idee zu formen. „Du willst also mit niemandem reden?“
Demetrios zog fragend die Brauen hoch. „Doch, ich will mit dir reden.“
„Schmeichler“, sagte Anny sichtlich erfreut. Er war wirklich unglaublich charmant. „Ich habe mir gedacht, dass, wenn du noch keinen großen Hunger hast, es dir vielleicht nichts ausmachen würde, mit ein paar Kindern zu sprechen. Keine Paparazzi, keine Journalisten, nur Kinder, die verrückt danach wären, dich zu treffen.“
„Du hast Kinder?“, frage er verwundert.
„Nein, ich arbeite ehrenamtlich in einer Klinik für Kinder und Jugendliche mit Querschnittslähmungen und Wirbelsäulenverletzungen. Und heute Nachmittag hatte ich eine lebhafte Diskussion mit einem der Jungen – es ging um Action-Helden.“
Demetrios blickte sie ungläubig an. „Du streitest über Action-Helden?“
„Mit Franck streitet man über alles. Er liebt es zu diskutieren. Und er hat zu allem eine Meinung.“
„Du sicherlich auch.“ Eine leichte Ironie schwang in seiner Stimme mit.
Anny lächelte. „Kann schon sein“, gab sie zu, „aber ich beharre nicht hartnäckig auf meinem Standpunkt. Nur mit Franck ist es anders. Wahrscheinlich liegt es daran, dass diskutieren
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