Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
Leidenschaft empfunden, die letzte, die ihm etwas bedeutet hatte. Und die letzte, bei der er solche Gefühle zulassen würde.
Aber das hier hatte nichts mit Zuneigung zu tun. Es war das pure Begehren eines Mannes gegenüber einer schönen Frau. Er konnte seinen Hormonen schließlich nicht befehlen, für immer zu schlafen. Auch wenn es vieles einfacher machen würde, dachte Demetrios.
Die Versuchung in Person hatte derweil vor einem Restaurant haltgemacht und redete mit einem Kellner. Das Lokal war, wie versprochen, klein und gemütlich. Eine Handvoll Tische im Inneren und vier draußen.
Anny drehte sich zu ihm um. „Ich komme hier oft her. Das Essen ist super. Nicht nur die Moussaka. Sie haben leider nur noch einen Tisch neben der Küche frei. Wenn du also lieber woanders hingehen möchtest …“
Demetrios schüttelte den Kopf. „Für mich ist es in Ordnung.“
Es stellte sich heraus, dass der Tisch perfekt war. Sie saßen in einer lauschigen Ecke, und keiner der Gäste schenkte ihnen Beachtung. Es erwartete sicherlich auch niemand, dass ein Filmstar an so einem Tisch speiste. Und der Koch und der Kellner waren zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt, als dass ihnen das bekannte Gesicht hätte auffallen können. Aber dass Anny zu ihren Lieblingsgästen gehörte, war nicht zu übersehen. Die Speisekarte und die Weinliste wurden ihnen sofort gebracht.
„Kommst du hier oft her?“
„Immer, wenn ich keine Lust habe zu kochen. Ich liebe ihre Fischsuppe.“ Und ohne einen Blick auf die Karte zu werfen bestellte sie die Bouillabaise.
Demetrios hatte plötzlich einen unbändigen Hunger auf Moussaka. Niemand machte sie so gut wie seine Mutter. Aber mittlerweile war er schon drei Jahre nicht mehr zu Hause gewesen. Seit Lissas Beerdigung hatte er seine Familie absichtlich auf Distanz gehalten.
Er wusste, dass sie sein Verhalten nicht verstehen konnten. Und er konnte es ihnen auch nicht erklären. Wie sollte er auch, wenn er es sich selber nicht erklären konnte.
Demetrios wollte zuerst mit sich ins Reine kommen, bevor er ihnen wieder gegenübertrat.
War es ihm jetzt endlich gelungen? Sein Film wurde in Cannes vorgestellt, und er arbeitete bereits an einem neuen Drehbuch. Er war in die Öffentlichkeit zurückgekehrt und hatte sich den Journalisten und Fans gestellt.
Heute Moussaka zu essen ist eine gute Idee, dachte er sich. Und dem Duft nach zu urteilen war keine Enttäuschung zu erwarten.
Nach dem Festival könnte er vielleicht nach Santorin fahren, um endlich Theo, seine Frau Marta und ihre Kinder zu besuchen. Und danach zurück in die Staaten fliegen und den Rest der Familie sehen.
Demetrios bestellte die Moussaka und bemerkte, dass Anny ihn amüsiert beobachtete.
„Ist etwas?“, fragte er.
„Nein, ich kann es nur noch nicht richtig glauben, dass ich hier bin. Mit dir.“
„Schicksal“, sagte Demetrios lapidar und probierte den Wein, den der Kellner ihm eingeschenkt hatte.
„Glaubst du daran?“
„Nein. Aber ich bin auch ein Drehbuchautor. Und deswegen mag ich unerwartete Wendepunkte.“ So ganz stimmte das eigentlich nicht. Einige Wendepunkte in seinem Leben waren ein wahres Desaster gewesen, auch wenn sie aus professioneller Sicht letztendlich nützlich gewesen waren.
„Also, du schreibst an deiner Doktorarbeit. Du arbeitest in einer Kinderklinik. Bist verlobt und hast in Oxford und Berkeley studiert. Was muss ich noch über Anny Chamion wissen?“
Unsicher spielte sie mit ihren Händen. „Ich hatte ein Poster von dir an meiner Wand, als ich achtzehn war.“
Demetrios stöhnte auf und fasste sich an die Stirn. Er wusste, um welches Poster es sich handelte. Es war ein künstlerisches Aktfoto, das eine junge Fotografin von ihm geschossen hatte. Sie wollte sich einen Namen machen, und da sie befreundet waren, hatte er ihr diesen Gefallen gerne getan.
Ihr Name war danach in aller Munde.
Seiner aber auch. Noch Jahre später verspotteten ihn seine Brüder und seine Freunde, wann immer sie das Poster irgendwo sahen. Seine Eltern hatten es glücklicherweise mit Humor genommen. Den Frauen hingegen schien es durchweg zu gefallen.
„Ich war jung und unerfahren“, sagte Demetrios lachend.
„Und schlichtweg umwerfend“, antwortete Anny mit entwaffnender Offenheit.
„Danke“, erwiderte er mit gespielter Gelassenheit. Um ehrlich zu sein, fühlte er sich merkwürdig geschmeichelt. Dass eine selbstbeherrschte Frau wie Anny von seinem Poster angetan war, ließ erneut seine männlichen Instinkte
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