Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
„Das ist kein Problem. Er hatte sich verspätet.“
Er. Natürlich hatte sie auf einen Mann gewartet. Machte das einen Unterschied?
„Dann danke ich dir für die Rettung, Anny Chamion“, sagte er betont unbekümmert. „Und unwissentlich hast du auch Mona Tremayne vor einer Kränkung gerettet.“
„Die Schauspielerin?“, fragte sie erstaunt. „Warst du vor ihr auf der Flucht?“
„Nicht vor ihr, sondern vor ihrer Tochter Rhiannon. Sie ist etwas … hartnäckig.“
Sie war ihm seit gestern Morgen auf den Fersen, um ihn davon zu überzeugen, dass sie ihm über seine Trauer hinweghelfen konnte.
„Ich verstehe.“
„Sie ist ein nettes Mädchen. Aber unreif und etwas zu aufdringlich. Ich konnte ihr nicht sagen, dass sie sich bei mir keine Chancen auszurechnen braucht. Ich möchte nämlich meine Zusammenarbeit mit ihrer Mutter nicht gefährden …“
„Es war also ein diplomatisches Manöver?“
Er nickte. „Ich hoffe, ich habe deinen Zeitplan nicht allzu sehr durcheinander gebracht.“
„Mach dir keine Sorgen.“ Anny streckte ihm ihre Hand zum Abschied entgegen. Doch Demetrios schien sich nicht mit einem kurzen Händedruck begnügen zu wollen. Als er ihre sanften warmen Finger spürte, ließ er unwillkürlich seinen Daumen über sie gleiten.
„Ich habe dich vorhin geküsst“, erinnerte er sie.
„Ja, aber da kanntest du mich noch nicht.“
„Und dennoch …“ Es überraschte ihn, wie sehr er sich danach sehnte, sie erneut in seine Arme zu ziehen.
Aber bevor er seine Absicht in die Tat umsetzen konnte, trat sie ruckartig einen Schritt zurück und griff in ihre Jackentasche. „Mein Handy“, sagte sie entschuldigend und warf einen Blick auf die Telefonnummer. „Ich weiß, es ist unhöflich, aber ich muss drangehen.“
Der Anruf kam offensichtlich von dem Mann, auf den sie gewartet hatte. Demetrios versuchte, gelassen zu reagieren. „Natürlich, ist kein Problem. Es war mir eine …“
Er besann sich kurz, um die passenden Worte zu finden. Was war es gewesen? Eine Freude? Ja, sicherlich. Und real. Zum ersten Mal in drei Jahren hatte er kurz das Gefühl gehabt, auf festem Boden zu stehen. Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf den Mund. „Ich danke dir, Anny Chamion.“
Ihr stand die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben.
Dies ist nicht der Moment für lange Erklärungen, dachte sich Demetrios und näherte sich abermals ihrem Mund. Er spürte, dass nicht nur er diesen leidenschaftlichen Kuss genoss.
Schier endlose Momente vergingen, bevor Anny wahrnahm, dass noch immer ihr Handy klingelte. Sie antwortete in einem schnellen Französisch.
Demetrios wartete nicht. Er verabschiedete sich mit einem flüchtigen Nicken, setzte seine Sonnenbrille auf und ging die Straße hinunter. Er war kaum um die Ecke gebogen, als er plötzlich eilige Schritte hinter sich hörte.
Verdammt. War er denn nirgendwo vor Rhiannon Tremayne sicher?
Er wollte Mona unbedingt für eine Rolle in seinem nächsten Film haben. Aber wenn er sie wollte, durfte er auf keinen Fall ihre verwöhnte Tochter zu sehr verärgern. Demetrios fühlte die Müdigkeit und den Missmut der vergangenen Tage wieder in sich aufsteigen. Er hatte nicht die geringste Lust, erneut in die Fänge der Filmschakale zu geraten, gerade jetzt, wo er noch Annys süßen Geschmack auf den Lippen hatte. Es war an der Zeit, freundlich aber unmissverständlich Klartext zu reden. Jäh drehte er sich um.
„Wie es aussieht, habe ich einen freien Abend.“ Anny stand atemlos vor ihm. Ein entwaffnendes Lächeln zog sich über ihr Gesicht. „Und so habe ich mich gefragt, ob die Einladung zum Essen noch gültig ist?“
2. KAPITEL
Prinzessinnen laden sich nicht selbst zum Abendessen ein!
Und schon gar nicht ändern sie innerhalb von einer Minute ihre Meinung und laufen einem Mann hinterher. Aber nicht umsonst hatte sie eine Schonfrist bekommen, oder? Der Telefonanruf war von Gerard gewesen. Er hatte ihr mitgeteilt, dass er direkt nach Paris fahren würde, um sich vor seinem Flug nach Montreal eine Nacht richtig ausruhen zu können. „Wir sehen uns nächste Woche, wenn ich wieder zurück bin“, hatte er gesagt. „Wir müssen miteinander reden.“
Sie beendete das Gespräch ohne lange Abschiedsfloskeln, denn wäre sie nicht sofort losgerannt, hätte Demetrios womöglich hinter einer Ecke aus ihrem Blickfeld verschwinden können. Anny war noch nie in ihrem Leben einem Mann hinterher gerannt. Und sie wusste nur zu gut, dass sie es auch jetzt nicht
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