Schenk mir nur diese eine Nacht (German Edition)
verabschiedete. „Sie haben uns, wie immer, mit Ihrer Anwesenheit beglückt.“ Er gab ihr sogar einen Handkuss.
Vor dem Restaurant reichte Anny Demetrios die Hand zum Abschied.
„Vielen Dank für das Essen. Und für deinen Besuch in der Klinik. Es war ein unvergesslicher Abend.“
Demetrios nahm ihre Hand und schüttelte den Kopf. „Ich werde dich bestimmt nicht an einer Straßenecke stehen lassen.“
„Meine Wohnung ist nicht weit entfernt. Du brauchst nicht …“
„Ich begleite dich nach Hause. Bis vor die Tür.“ Er wollte keine Missverständnisse aufkommen lassen. „Also, lass uns gehen.“
Er hätte ihre Hand jetzt loslassen können. Aber er tat es nicht. Er hielt ihre Hand fest in seiner, während sie durch die engen Gassen schlenderten.
Aus der Ferne drang der Lärm von der La Croisette zu ihnen herüber. Auf der Flaniermeile musste offensichtlich noch ein reges Treiben herrschen.
Sie hielt vor einem alten, mit Stuck verzierten Gebäude an. Eine typisch französische Fassade mit hohen Fenstertüren, die auf die engen schmiedeeisernen Balkone führten.
„Hier wohne ich“, sagte Anny und öffnete das schwere Eingangstor. „Das Apartment gehört meiner Tante Isabelle, aber solange sie beruflich im Ausland ist, kann ich es nutzen.“
Sie musste wohl verstanden haben, dass er sie bis vor die Wohnungstür begleiten wollte, denn sie machte keine Anstalten, sich zu verabschieden und führte ihn in ein steiles Treppenhaus. Hier knipste sie das Licht an und ging, ohne ihn anzuschauen, die hölzernen Stufen hoch.
Demetrios folgte ihr.
„Das ist meine Tür“, sagte sie oben angekommen. „Vielen Dank. Es war ein wundervoller Abend.“
„Ja, finde ich auch.“ Der schönste Abend seit Jahren.
„Ich hatte Glück und habe im Ritz die Richtige entführt.“
„Auch ich hatte Glück.“
Sie blickten einander an, ohne sich zu rühren.
Demetrios wusste genau, was er hätte tun müssen – freundlich ihre Hand schütteln und gehen. Oder vielleicht hätte er ihr einen Kuss geben können. Schließlich hatte er sich schon am Nachmittag mit einem Kuss verabschiedet, und da kannte er sie noch gar nicht.
Aber jetzt hatte er sie kennengelernt. Sie war eine süße, warmherzige junge Frau – und sie war verlobt. Also die letzte Frau auf der Welt, die er begehren sollte.
Nur ein Kuss. Was um Himmels willen war schon ein kleiner Kuss? Er wollte nichts mehr.
Er wollte … sie nur schmecken.
Dieser Kuss würde anders sein als die vorherigen.
Der erste im Hotel war pure Show gewesen. Und beim zweiten Mal, als sie telefonierte, wollte er sich nur würdevoll aus der Situation retten.
Diesmal wollte er ihn bewusst genießen.
Und so näherte er sich langsam ihren Lippen und gab ihr einen vorsichtigen Kuss.
Sie schmeckte nach Wein und Apfel. Und nach einer undefinierbaren Süße, die nur von Anny Chamion persönlich ausgehen konnte. Wie ein durstiger Mann in der Wüste, dem frisches Wasser aus der Quelle angeboten wird, heftete er sich an ihre Lippen.
Das geringste Anzeichen von Widerstand hätte genügt, um ihn aufhören zu lassen.
Aber sie klammerte sich an sein Hemd und hielt ihn fest – so also wolle sie ihn nie wieder loslassen.
Demetrios wusste nicht, wer von ihnen beiden überraschter war. Oder wer von ihnen sich zuerst aus der Umarmung löste.
Eines war jedoch sicher – seine Hormone waren definitiv aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht.
Demetrios versuchte, seine körperlichen Impulse zu ignorieren. Aber er konnte nicht. Sein Herz hämmerte wie verrückt in seiner Brust, und seine Stimme war merklich belegt, als er sagte: „Gute Nacht, Anny Chamion.“
Anny schien völlig perplex. Sie schluckte hörbar und antwortete mit einem schüchternen Lächeln: „Gute Nacht.“
Es trat erneut Stille ein. Dann hob er mit einem Finger sacht ihr Kinn, um ihr den keuschen Abschiedskuss zu geben, den er ihr eigentlich wenige Momente zuvor hätte geben müssen.
„Das war ich dir schuldig.“
Anny blinzelte erstaunt. „Was?“
„Du hast mich heute gerettet.“
Sie schüttelte den Kopf. „Und du hast mich zum Essen eingeladen. Und hast Franck in der Klinik besucht.“
Und du hast mir den ersten schönen Abend seit drei Jahren beschert. Aber das sagte er ihr natürlich nicht. Er wiederholte nur: „Ich stehe in deiner Schuld, Anny Chamion. Wenn ich irgendetwas für dich tun kann, brauchst du es mir nur zu sagen.“
Anny blickte ihn wortlos an.
Er griff in seine Hosentasche, kramte eine
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