Schenk mir nur eine Nacht
verächtlich auf mich herab und halten dich für verrückt, weil du mich auf diesen Empfang mitgenommen hast."
"Das ist das kleinste Problem. Ich lasse einfach eine Auswahl entsprechender Kleider mit den feinsten Accessoires in mein Apartment bringen." Er warf ihr einen so bewundernden Blick zu, dass sie Herzklopfen bekam. "Du wirst mindestens so elegant gekleidet sein wie die anderen, das verspreche ich dir."
Sie durfte nicht vergessen, dass er im Gegensatz zu ihr beinah schon unanständig reich war. Mit seinem Geld konnte er sich alles kaufen und alles erreichen. Ein Anruf genügte. Es gab jedoch Dinge, die er nicht kaufen konnte - Liebe, Vertrauen und Glück.
"Ist es dir die Sache wert, Luis?" fragte sie. "Selbst wenn wir um sieben in Santa Cruz sind, brauchen wir immer noch drei Stunden bis nach Buenos Aires. Dann müssen wir uns noch umziehen. Unter Berücksichtigung der Zeitverschiebung werden wir kaum vor Mitternacht auf dem Empfang sein können."
"Es ist mir die Sache wert", bekräftigte er. "Mitternacht wäre sogar das perfekte Timing. Vor drei Uhr morgens verlässt sowieso niemand diese elitäre Versammlung, das wäre unhöflich. Wir beide, du und ich, werden uns einen großen Auftritt verschaffen." Er schien sich schon jetzt darauf zu freuen.
Plötzlich fand auch Shontelle Gefallen an der Sache. Warum sollte sie ihn nicht begleiten? "Willst du wirklich pünktlich um Mitternacht das hässliche Entlein in einen schönen Schwan verwandeln?" sagte sie leicht spöttisch.
"Du warst nie ein hässliches Entlein", fuhr er sie an, während es in seinen Augen ärgerlich aufblitzte. "Sag so etwas nie wieder! Du hast es gar nicht nötig, so eine schlechte Meinung von dir zu haben. Du bist die ..." Er unterbrach sich und behielt seine Gedanken offenbar lieber für sich. Statt dessen schüttelte er nur den Kopf. "Es ist falsch, die eigene Mutter zu hassen.
Aber ich hasse zumindest das, was sie getan hat."
Seine Miene wirkte so gequält, dass Shontelle Mitleid mit ihm hatte. Sie dachte an ihre Mutter, die immer für sie da und immer bereit war, ihr zu helfen und sie zu trösten. Sie tat alles für ihre Kinder, ohne etwas dafür zu erwarten oder zu verlangen.
Trotz des ganzen Reichtums hatte Luis kein leichtes Leben. Die Verantwortung, die nach dem Tod seines älteren Bruders auf ihm lastete, war sicher manchmal schwer zu ertragen.
Shontelle erinnerte sich an alles, was er ihr damals anvertraut hatte. Er hatte seiner Mutter nie direkt vorgeworfen, dass sie ihn mehr oder weniger gezwungen hatte, Eduardos Platz
einzunehmen. Aber Shontelle hatte gespürt, dass er sich in dieser Rolle, die man ihn zu spielen zwang, nicht wohl fühlte und sie eher als Belastung empfand. Einmal hatte er erwähnt, wie sehr er Alan beneide, weil er sich frei entscheiden und den eigenen Weg gehen könne.
"Ich muss die Fesseln abschütteln, die ich schon viel zu lange ertragen habe", erklärte er leise und nahm ihre Hand in seine.
"Begleite mich heute Abend, Shontelle. Ich sorge dafür, dass du morgen pünktlich am Flughafen bist und den Flieger nach Australien erreichst. Aber diese Nacht gehört uns, noch einmal halten wir zusammen, treten zusammen auf - der Gerechtigkeit zuliebe."
"Ja", willigte sie schließlich ein, während Luis seine Finger mit ihren verschränkte. Es war mehr als nur eine Geste oder eine körperliche Berührung. Es war wie ein Strom, der von ihm zu ihr floss, sie verband und jede Zelle ihres Körpers zu durchdringen schien. Sie betrachtete ihrer beider Hände und wünschte sich sehnlich, für immer bei ihm bleiben zu können.
Alles, was in der Nacht passiert war, war plötzlich nicht mehr wichtig. Wenn Luis zu ihr hielt und sie bitten würde, ihn nicht zu verlassen, würde sie ihm die Bitte erfüllen.
13. KAPITEL
"Das rote Outfit gefällt mir am besten", entschied Luis.
"Wirklich?" fragte Shontelle. In dem schwarzen Kleid, würde ich mich sicherer fühlen, überlegte sie und betrachtete das elegante Seidenkleid.
Sie war immer noch verblüfft über die große Auswahl an Designermodellen, die mit den passenden Accessoires in Luis'
Schlafzimmer ausgebreitet waren. Es fiel ihr nicht leicht, sich in dem Raum, in dem sie sich damals so leidenschaftlich geliebt hatten, ungezwungen zu bewegen. Außerdem waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt wegen des bevorstehenden Auftritts in dem palastähnlichen Haus der Martinez, obwohl Luis ihr versprochen hatte, nicht von ihrer Seite zu weichen. Sie hatte Angst, etwas
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