Schenk mir nur eine Nacht
auf sie. Mit einem Drink in der Hand stand er mitten im Wohnzimmer, Bei seinem Anblick blieb Shontelle unvermittelt stehen. In dem eleganten schwarzen Abendanzug, der seidig schimmerte, dem schneeweißen Hemd und der schwarzen Fliege sah er so attraktiv aus, dass es Shontelle den Atem raubte.
Er ist der Mann meiner Träume, groß, athletisch,
dunkelhaarig, mit einer irgendwie animalisch wirkenden männlichen Ausstrahlung, ging es ihr durch den Kopf. Das Herz klopfte ihr zum Zerspringen. Wenn sie ihn aufgab, würde sie die große Liebe ihres Lebens verlieren. Aber wie sollten sie es schaffen, wieder eine Beziehung aufzubauen?
"Die Sonne, der Mond und die Sterne", sagte er leise. In seinen Augen leuchtete es so liebevoll auf, dass sie sich zurückversetzt fühlte in die schöne Zeit, die sie miteinander verbracht hatten. Eine Zeit voller Zärtlichkeit und tiefer, unbeschreiblicher Freude.
Hoffnung breitete sich in ihr aus. Doch dann senkte er die Lider, und sein Blick, der sie so sehr an glücklichere Tage erinnerte, war verschleiert.
"Heute Nacht stellst du alle in den Schatten. So habe ich es mir vorgestellt und gewünscht. Aber ich wäre auf jeden Fall stolz, dich an meiner Seite zu haben, Shontelle, unabhängig von dem Outfit. Wahrscheinlich glaubst du es mir nicht, es ist jedoch die Wahrheit."
"Du sollst auch stolz auf mich sein können, Luis", erwiderte sie. Ihr war klar, wie wichtig der erste Eindruck war. Dieses eine Mal wollte sie dazugehören, sie wollte spüren, dass man sie in der Welt, in der er lebte, akzeptierte.
Luis zog die Augenbrauen zusammen. "Wenn du dich darin nicht wohl fühlst ..." Er blickte sie wie um Entschuldigung bittend an. "Ich hätte dich nicht drängen sollen, etwas anzuziehen, was du nicht magst."
"Es ist doch in Ordnung, das Kleid gefällt mir gut", versicherte sie ihm rasch.
Plötzlich lächelte er und wirkte vergnügt und erleichtert.
"Glaub mir, du siehst absolut perfekt aus. Alle Männer werden mich um dich beneiden, darauf freue ich mich schon." Er stellte das Glas auf den Tisch und ging zur Tür. "Komm, Aschenputtel, lass uns gehen."
Shontelle lachte nervös auf und zwang sich, ihm zu folgen.
Elvira Rosa Martinez war nicht die böse Stiefmutter und Christina Gallardo bestimmt nicht die hässliche Stiefschwester, aber Shontelle hoffte, die beiden würden den Schock ihres Lebens bekommen, wenn sie sahen, wer da am Arm ihres Prinzen erschien.
Die silberfarbene Limousine stand schon bereit. Der Fahrer half Shontelle beim Einsteigen, während Lids um den Wagen herumeilte und auf der anderen Seite einstieg. Der letzte Akt konnte beginnen. Noch fünf Minuten, dann würden sie die Bühne betreten.
Shontelle überlegte, wie viele Leute über ihr Auftreten an Luis' Seite, dem Erben des Millionen Vermögens, entsetzt wären. Man erwartete von ihm, dass er die einzige Tochter einer beinah genauso reichen Familie heiraten würde. Plötzlich war sie beunruhigt und drehte sich zu ihm um, als sich der Wagen in Bewegung setzte.
"Was ist mit den Gallardos? Wird es sich auf die Beziehung eurer Familien untereinander auswirken?"
"Das interessiert mich nicht, Shontelle. Ich nehme es, wie es kommt", antwortete er ruhig und bestimmt.
Handelte er etwa leichtfertig? Sie betrachtete ihn sekundenlang. Es war schwierig, in der Dunkelheit der Nacht seine Miene zu erkennen. Er saß da und wirkte entspannt, dennoch spürte sie die Kraft und Energie, die er ausstrahlte.
Offenbar war er fest entschlossen, mit allem aufzuräumen und seinen Willen durchzusetzen.
"Mach dir um mich keine Gedanken, Shontelle." Seine Stimme klang weich. "Welche Konsequenzen die Sache hat, ist mir egal. Wichtig ist mir nur zu beweisen, dass ich meine Entscheidungen selbst treffe und mich nicht von anderen manipulieren lasse."
"Irgendwie ist mir diese Seite neu an dir, ich meine, deine gesellschaftliche Stellung mit allem, was dazugehört. Davon habe ich damals nichts gemerkt."
"Es war mir wichtiger, dass du mich als Mensch kennen lerntest."
"Ich glaube nicht, dass man es so strikt trennen kann, Luis."
"Ja, du hast Recht", räumte er ein. "Du hast mir die Augen geöffnet, Shontelle, und dafür bin ich dir dankbar. Ich hätte nicht so tun dürfen, als wäre ich ein anderer. Ich hätte dir nichts verheimlichen dürfen."
Auf einmal begriff sie, dass es Luis nicht nur um
Gerechtigkeit, sondern vor allem um seine ganz persönliche Freiheit ging. Dadurch bekam die ganze Sache eine noch viel größere Bedeutung. Für
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