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Schenk mir nur eine Nacht

Schenk mir nur eine Nacht

Titel: Schenk mir nur eine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy
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und die beiden ins Foyer führte. "Wir haben nicht damit gerechnet ..." Irritiert blickte er Shontelle an. Dass Luis auch noch eine Begleiterin mitbrachte, hatte man noch weniger erwartet.
    "Mit viel Glück bin ich doch noch aus La Paz
    herausgekommen", erklärte Luis.
    "Ihre Mutter wird ..." Wieder unterbrach der Mann sich und betrachtete Shontelle ziemlich fassungslos.
    "Das ist Shontelle Wright, meine Partnerin", stellte er sie vor.
    "Shontelle, das ist..."
    "Carlos, ich weiß", fiel sie ihm ins Wort. "Wir haben uns schon kennen gelernt." Sie lächelte den älteren Mann an, der ganz blass geworden war. "Sie haben mich vor zwei Jahren beim Lunch bedient. Vielleicht erinnern Sie sich nicht mehr daran."
    "Doch, Miss Wright, natürlich", murmelte er und schluckte.
    "Ich melde rasch Ihre Ankunft."
    Luis hielt den Mann fest. "Tun wir doch einfach so, als hätte ich uns selbst hereingelassen, Carlos. Ich will meine Mutter überraschen."
    "Aber Senor ..."
    Jetzt reichte es Luis. "Übersehen Sie uns einfach, Carlos", forderte er den Mitarbeiter seiner Mutter streng auf. "Habe ich mich klar genug ausgedrückt?"
    "Ja, Senor." Carlos zog sich zurück.
    Luis führte Shontelle die breite Treppe hinauf auf die Galerie, die den Ballsaal umgab. Niemand begegnete ihnen. Die Musik war jetzt viel lauter, Tangoklänge ertönten, die schon seit Generationen die Portenos, wie die Einwohner von Buenos Aires sich nannten, begeisterten.
    "Weißt du noch, wie wir Tango getanzt haben?" fragte Luis leise.
    Shontelle sah ihn an und errötete bei der Erinnerung daran, wie leidenschaftlich, aggressiv und zärtlich zugleich sie sich in Luis' Apartment zu den Tangorhythmen bewegt hatten. Sie hatten sich ganz den melancholischen Klängen und dem sinnlichen Tanz hingegeben, bis sie sich nicht mehr beherrschen konnten und sich ungestüm liebten.
    "Es war wunderbar", erwiderte sie heiser.
    "Wie Poesie und Feuer. Es ist ein Tanz, der aus der Seele kommt, stimmt's?" Sein Blick wirkte so rätselhaft, dass sie Herzklopfen bekam.
    Sie nickte. Was wollte er von ihr? Der Tango war
    melancholisch im Rhythmus, sentimental in den Texten empfand Luis etwa so ähnlich?
    "Tanzt du ihn heute Nacht mit mir, Shontelle?"
    Einen letzten Tango? schoss es ihr durch den Kopf. Ihr wurde ganz schwach bei dieser Vorstellung. Für sie bedeutete dieser Tanz Ausdruck hemmungsloser Leidenschaft. Wäre es
    vernünftig, solche Emotionen herauszufordern, obwohl es für sie beide keine gemeinsame Zukunft gab?
    Plötzlich wollte sie nicht mehr vernünftig sein. "Gern, wenn du meinst, dass sich niemand darüber aufregt", erwiderte sie unbekümmert.
    "Ich meine, dass Poesie und Feuer unter diesen Umständen und in dieser Situation ganz besonders wirkungsvoll sind."
    Offenbar war Luis fest entschlossen, die ehrgeizigen Pläne seiner Mutter mit allen Mitteln zu vereiteln. Ich bin nur sein Werkzeug, dachte Shontelle. Was blieb am Ende noch für sie übrig, sobald er sein Ziel erreicht hatte?
    Er hatte dieses Haus spöttisch als Mausoleum bezeichnet.
    Daran erinnerte sie sich jetzt wieder, als sie zwischen den Säulen und unter dem Bogen aus Marmor hindurch die Galerie betraten. Wie schon bei ihrem ersten Besuch fielen Shontelle die vielen Porträts und die anderen wertvollen Kunstschätze auf, die Luis' Mutter gesammelt hatte. Sie bemerkte aber auch die vielen Gäste, die umherwanderten und die einzelnen Gegenstände interessiert betrachteten oder sich einfach nur unterhielten.
    Die späte Ankunft von Luis Angel Martinez und seiner unbekannten Begleiterin erregte sogleich Aufmerksamkeit. Die Gespräche wurden unterbrochen, man drehte sich zu ihnen um.
    Shontelle spürte allzu deutlich, wie schockiert die Leute waren.
    Natürlich nur über ihr Auftauchen, nicht über Luis', das war ihr klar. Oder weil sie an Luis' Seite erschien. Man musterte sie mit neugierigen Blicken. Wer ist diese Frau? Was hat es zu bedeuten? So oder so ähnlich lauteten sicher die Fragen, die man sich zuflüsterte.
    Plötzlich löste sich ein Mann aus einem der herumstehenden Grüppchen und kam auf Luis und Shontelle zu. Sie wurde leicht nervös, als sie Patricio erkannte, Luis' jüngeren Bruder. Er wirkte irritiert und konnte offenbar nicht glauben, was er da sah.
    "Du liebe Zeit, was für ein Auftritt, Luis!" stieß er hervor und stellte sich ihnen in den Weg.
    Patricio war kleiner und schmaler als sein älterer Bruder, aber er wirkte unnachgiebig und willensstark. Es war sicher nicht ratsam, ihn zum Feind zu

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