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Schenk mir nur eine Nacht

Schenk mir nur eine Nacht

Titel: Schenk mir nur eine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy
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Song "Don't cry for me, Argentina" kam ihr in den Sinn, als sie den riesigen Raum betraten. Die gesamte High Society war hier versammelt, die Männer wirkten sehr vornehm, und die Frauen waren über und über mit Schmuck behängt. Und alle musterten Shontelle ungeniert. Sie ließ es mit hoch erhobenem Kopf über sich ergehen. Aschenputtel auf dem Ball, eskortiert von den Martinez-Prinzen, sagte sie sich leicht spöttisch.
    Plötzlich ertönte vom anderen Ende des Ballsaals eine Stimme übers Mikrofon, die Shontelle sogleich erkannte. Sie gehörte der Frau, die als eine der reichsten und mächtigsten in ganz Argentinien galt.
    "Liebe Gäste, danke, dass Sie gekommen sind. Ich freue mich, dass sie alle das große Ereignis mit uns feiern wollen.
    Leider sitzt mein Sohn Luis in La Paz fest, weil dort..."
    "Nein, Mutter, Luis ist hier", unterbrach Patricio sie.
    Auf einmal teilte sich die Menge vor ihnen, man machte innen den Weg frei über die Tanzfläche bis hin zu der Bühne, wo Elvira Rosa Martinez wie eine mächtige ägyptische Pharaonin stand, die ihre Untertanen fest im Griff hatte.
    In dem schillernden royalblauen Kleid und mit der kostbaren Halskette und den dazu passenden Armreifen und Ohrringen sah sie beeindruckend aus. An der Hand, mit der sie das Mikrofon festhielt, funkelten wertvolle Ringe. Als ihr bewusst wurde, was sich da vor ihren Augen abspielte, schien ihr gewinnendes Lächeln zu gefrieren.
    Luis war auf wundersame Weise doch noch rechtzeitig vor der Bekanntgabe seiner Verlobung eingetroffen. Aber er war nicht allein. Nicht nur sein Bruder begleitete ihn, sondern an seinem Arm ging eine Frau, deren Hand er mit seiner bedeckte, um unmissverständlich klarzumachen, dass sie zu ihm gehörte.
    Shontelle hätte nicht sagen können, ob Luis' Mutter sie erkannte. Aber Elvira und alle anderen begriffen, was dieser Auftritt bedeutete. Stolz bewies Luis seine Unabhängigkeit und widersetzte sich offen und für jedermann sichtbar den Plänen seiner Mutter. Alle hochrangigen Persönlichkeiten des Landes waren Zeugen, dass er entschlossen war, sich gegen seine Mutter durchzusetzen.

15. KAPITEL
    Es war ganz ruhig im Saal, die Zeit schien stillzustehen. Die Szene, die sich in den riesigen Spiegeln mit den vergoldeten Rahmen spiegelte, wirkte irgendwie leblos. Nur die prachtvollen Kronleuchter mit dem strahlenden Licht funkelten und glitzerten, als wären sie die einzigen Lebewesen in dem Raum.
    Darunter gingen Luis und Patricio mit Shontelle in ihrer Mitte feierlich, würdevoll und langsam zur Bühne.
    Ihre Schritte klangen auf dem Parkettboden seltsam unwirklich, so als kämen sie aus einem leeren Raum. Luis und Patricio haben eine Ungewisse Zukunft vor sich, sie setzen alles aufs Spiel, was sie bisher hatten, überlegte Shontelle. War es ihnen die Sache wert? Shontelle konnte sich nicht vorstellen, welche Belastung es war, für so ein großes Erbe verantwortlich zu sein. Sie konnte nicht beurteilen, welche Vorteile und Nachteile Reichtum mit sich brachte. Dazu reichte ihre Phantasie nicht aus.
    Elviras Miene wirkte wie versteinert. Würde sie versuchen, den offenen Widerstand ihrer Söhne zu brechen? Oder spürte sie, dass es ihr nicht gelingen würde?
    Ja, sieh mich genau an, dachte Shontelle, als Elvira den Blick auf sie richtete und sie plötzlich zu erkennen schien. Damals war ich das Opfer, aber jetzt hat sich das Blatt gewendet, fügte Shontelle in Gedanken hinzu.
    Elvira drehte den Kopf leicht zur Seite und sah die Leute an, die rechts neben der Bühne standen. Shontelle bemerkte Christina im Kreis ihrer Familie. Sie trug ein weißes Kleid, als wollte sie damit ihre Jungfräulichkeit betonen, die sie mit in die Ehe brachte. Dafür hatte sie aber vor lauter Habgier ihre Integrität verloren. Christina beobachtete die Szene irritiert.
    Offenbar verstand o sie die stumme Botschaft nicht, die Elvira ihr übermitteln wollte.
    Schließlich versuchte Elvira, die Aufmerksamkeit der verblüfften Gäste wieder auf sich zu lenken und die gespannte Atmosphäre aufzulockern.
    "Was für eine wundervolle Überraschung!" rief sie ins Mikrofon. "Offenbar konnte nichts und niemand, noch nicht einmal die Revolution in Bolivien, Luis daran hindern, heute Nacht bei uns zu sein. Ich will ihn rasch begrüßen.
    Entschuldigen Sie bitte die kurze Unterbrechung."
    Sie drehte sich um und forderte die Musiker mit einer Handbewegung auf weiterzuspielen, was diese auch sogleich taten. Dann legte sie das Mikrofon weg und bewegte sich

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